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Elisabethenverein


Programm zur Feier des 60jährigen Bestehens des Elisabethenvereins Karlsruhe in den Räumen der Gesellschaft "Eintracht", Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 20/187.

Elisabethenverein

Während der ersten Unruhen der Revolution von 1848/49 wurde auf Betreiben von Josephine Scheffel, der Mutter Viktor von Scheffels, am 1. Mai 1848 der Verein zur Unterstützung der Kranken in bedrängten Arbeiterfamilien gegründet, der schon im November des Jahres nach der heiligen Elisabeth von Thüringen in Elisabethenverein umbenannt wurde. Von nun an richtete er sich nicht mehr nur an notleidende Arbeiterfrauen, sondern generell an arbeitende Personen, die wegen Krankheit, Gebrechlichkeit oder der Geburt eines Kindes (Wöchnerinnen) auf Unterstützung angewiesen waren. Der überkonfessionell ausgerichtete Verein, der sich aus Jungfrauen als wirkliche Mitglieder, Frauen als Ehrenmitglieder sowie drei Beiräten zusammensetzte, zählte im ersten Jahr seines Bestehens 148 Mitglieder. Während sich die Beiräte um die Rechnungsführung, die Kasse und allgemeine Vereinsangelegenheiten kümmerten, oblag es den in den Ausschuss bzw. das Comité gewählten "Fräuleins" und Frauen, die Bedürftigen persönlich aufzusuchen, sie durch herzliche Anteilnahme und sittliche Ermahnungen aufzurichten und ihnen kleinere Geldbeträge, Lebensmitteln, Kleidung oder auch Holz zu übergeben.

Mit 212 Mitgliedern (93 Jungfrauen, 116 Frauen, drei Beiräte) erreichte der Elisabethenverein im Rechnungsjahr 1856/57 wohl seinen höchsten Stand. Für insgesamt 1.349 Gulden waren in diesem Jahr Geldbeiträge, Kleidungsstücke, Weißzeug, Lebensmittel und Holz an 76 Ehepaare, 71 verwitwete und 47 ledige Personen mit insgesamt 231 Kindern unter 14 Jahren verabreicht worden.

Als Großherzogin Luise, seit 1857 Ehrenmitglied der Organisation, 1859 den Badischen Frauenverein gründete, kam es zu einem fruchtbaren, sich gegenseitig unterstützenden Nebeneinander von Elisabethenverein, dem 1831 gegründeten, unter dem Protektorat von Großherzogin Sophie stehenden Karlsruher Frauenverein und dem Landesverband. Während der Karlsruher Frauenverein, der nach dem Tod seiner Schirmherrin 1865 in Sophien-Frauenverein umbenannt wurde, bereits 1873 als Abteilung IV in den neu gegründeten Zweigverein des badischen Landesverbandes integriert wurde, folgte der Elisabethenverein erst zum 1. Januar 1880 nach. Da nun sowohl der Elisabethenverein als auch der Sophien-Frauenverein in der Abteilung IV des Zweigvereins für Armenpflege und Wohltätigkeit zuständig waren, hatte man noch 1879 die Vereinbarung getroffen, dass ersterer sich künftig um arme Kranke und Wöchnerinnen und die zweitgenannte Organisation um alle anderen hilfebedürftigen Armen kümmerte.

Seit den 1860-Jahren nahm die Mitgliederzahl des Elisabethenvereins kontinuierlich ab, 1880 zählte er noch 145 Personen. Die Aufgaben und Ausgaben dagegen wuchsen bis zur Jahrhundertwende stetig an, so dass im Rechnungsjahr 1903/04 6.348 Mark aus Grundstockmitteln zur Abdeckung der Ausgaben aufgewendet werden mussten. Zum 60-jährigen Jubiläum am 1. Mai 1908 fand ein großer, unter dem Protektorat von Großherzogin Hilda stehender Wohltätigkeitsabend in den Räumen der Gesellschaft Eintracht statt, beim 70-jährigen Bestehen im Kriegsjahr 1918 dagegen wurde lediglich in der Presse um Beitritte und Geldspenden gebeten.

1925 wurde der Elisabethenverein mit dem Sophien-Frauenverein zusammengeschlossen. Hauptaufgabe des Elisabethen- und Sophien-Frauenvereins war weiterhin, Arme, Kranke, Klein- und Sozialrentner mit Kleidung, Lebensmitteln und Geldbeträgen sowie Arbeits- und Verkaufsvermittlung zu unterstützen. Im Karlsruher Adressbuch von 1935 (Stand: Dezember 1934) wird der Verein zum letzten Mal erwähnt.

Katja Förster 2023

Quellen

Karlsruher Zeitung vom 28. September 1849, 28. Mai 1857, 20. September 1905; Badischer Beobachter vom 10. Mai 1860, 30. April 1918; Karlsruher Tagblatt vom 3. Mai 1883, 23. April 1908 https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 24. Oktober 2023).

Literatur

Susanne Asche/Barbara Guttmann/Olivia Hochstrasser/Sigrid Schambach/Lisa Sterr: Karlsruher Frauen 1715-1945. Eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 152 f., 207-213 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 15), Buch zum Download (PDF); Geschichte des Badischen Frauenvereins [1859-1906]. Zugleich Festschrift zur Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs Friedrich und der Großherzogin Luise am 20. September 1906, Karlsruhe 1906; Friedrich von Weech: Karlsruhe. Geschichte der Stadt Karlsruhe und ihrer Verwaltung, Bd. 2, 1830-1852, Karlsruhe 1898, S. 394-396 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/264911; Karlsruhe Adressbücher 1849 ff. https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff jeweils 24. Oktober 2023).