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Version vom 11. März 2020, 10:51 Uhr
Edgar von Gierke
Mediziner, pathologischer Anatom, * 9. Februar 1877 Breslau, † 21. Oktober 1945 Karlsruhe, ev., ∞ 1912 Julie Braun, 4 Kinder.
Edgar von Gierkes Vater war der Rechtsgelehrte Otto von Gierke, der 1911 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Seine Mutter stammte aus der ursprünglich jüdischen Verlegerfamilie Loening. Gierke begann 1894 mit dem Medizinstudium in Heidelberg, Breslau und Berlin, das er 1901 mit der Promotion in Heidelberg abschloss. 1904 erfolgte die Habilitation in Freiburg, wo er am pathologischen Institut Assistent war. Über das Krebsforschungsinstitut in London und die Prosektur der Charité in Berlin führte sein Weg 1908 nach Karlsruhe. Hier übernahm er die Leitung des Pathologischen Instituts der Städtischen Krankenanstalten und begann an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe Bakteriologie zu lehren. 1911 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Truppenarzt, Hygieniker und Armeeanatom teil.
Gierke hat in Karlsruhe die pathologische Anatomie und die Bakteriologie heimisch gemacht. Seine Forschungen, die auf dem aus der Alltagsroutine gewonnenen Material basierten, schufen seiner Arbeitsstätte einen weit über Baden hinausreichenden guten Ruf. Seine breit gespannte wissenschaftliche Tätigkeit schlug sich vor allem in seinem in 17 Auflagen erschienenen Taschenbuch der pathologischen Anatomie nieder. Weltbekannt wurde sein Name jedoch mit der bei der Obduktion eines Kinderkörpers 1929 entdeckten krankhaften Speicherung von Glykogen in den Körperzellen. Als von Gierkesche Krankheit ging sie in die medizinische Fachsprache ein.
Für die Karlsruher Ärzteschaft veranstaltete er Fortbildungskurse, war als Berater gefragt und galt als deren wissenschaftliches Gewissen. Mit Strenge, gelegentlich beißender Kritik, aber auch mit Sinn für Humor leitete er die Laborarbeit. Seine Freizeit widmete der begeisterte Sportler dem Bergsteigen und Skifahren. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 1933 durfte von Gierke trotz jüdischer Vorfahren wegen seiner Verdienste als Feldarzt und seiner hohen Fachkompetenz noch im Amt bleiben. V. Gierke wurde aufgrund des Beschlusses des Reichstathalters Robert Wagner vom 27. September 1937 im Alter von 60 Jahren zum Jahresende in den Ruhestand versetzt. Ungeachtet der demütigenden Entlassung und einer Herzerkrankung leitete er für seinen zur Wehrmacht einberufenen Nachfolger von Ende August 1939 bis Ende 1944 erneut die Prosektur der Städtischen Krankenanstalten. Seine Grabstätte ist auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe erhalten. 1968 benannte die Stadt die Edgar-von-Gierke-Straße nach dem Pathologen.
Quellen
StadtAK 7/Nl Gierke; 1/POA 903; 8/ZGS Persönlichkeiten.
Werk
Taschenbuch der pathologischen Anatomie, Leipzig 1911, 17. Aufl. 1949; Grundriss der Sektionstechnik, Freiburg 1912, 11. Aufl. 1932; Hepato-nephromegalia glycogenica, in: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie, Jena 1929, 82, S. 497–513.
Literatur
Manfred Stürzbecher: Gierke, Edgar Otto Konrad von, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 6, Berlin 1964, S. 373; Ernst Otto Bräunche/Volker Steck (Hg.): Vom Spital zum Klinikum. Städtische Krankenversorgung in Karlsruhe, Karlsruhe 2007 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 29), S. 149-151, 178-181.