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De:Lexikon:bio-0388: Unterschied zwischen den Versionen

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=Alexandra von Berckholtz=
=Alexandra von Berckholtz=


Malerin, * 14./26. August 1821 Riga, † 16. März 1899 München, ev., ledig.<br/ ><br/ >
Porträt- und Stilllebenmalerin, * 14./26. August 1821 Riga/Lettland, † 16. März 1899 München, ledig.<br/ ><br/ >
Alexandra von Berckholtz war die jüngste Tochter des wohlhabenden und einflussreichen baltischen Großkaufmanns <lex id="bio-0764">Gabriel Leonhard von Berckholtz</lex>, der 1828 nach Karlsruhe kam. 1832 ersteigerte er ein in der Ortenau gelegenes Weingut mitsamt der Ruine des Schlosses Ortenberg, das von <lex id="bio-0201">Friedrich Eisenlohr</lex> wieder aufgebaut wurde. Frühe Reisen nach Italien und Frankreich weckten bei Alexandra von Berckholtz das Interesse für die Malerei, die sie in Karlsruhe bei <lex id="bio-0493">Franz Xaver Winterhalter</lex> und <lex id="bio-1033">Hans Canon</lex> sowie in Paris bei Joseph Nicolas Robert-Fleury lernte. Ihr Atelier hatte Berckholtz im Turm des väterlichen Schlosses, dem so genannten Malerturm, der heute als Trauzimmer dient. Durch diesen erhöhten Arbeitsort ergaben sich für sie zahlreiche Motivideen von Schloss und Ortschaft.
Alexandra von Berckholtz war das jüngste von acht Kindern des baltischen Geschäftsmannes <lex id="bio-0764">Gabriel Leonhard von Berckholtz</lex> und seiner Frau Barbara, geborene Schröder. 1825 wanderte von Berckholtz mit seiner Familie ins Ausland aus und ließ sich nach Jahren des Reisens durch Europa 1833 in Karlsruhe nieder. Dort kaufte er ein Anwesen in der <lex id="top-1485">Karlstraße</lex> 26, ein weiteres danebengelegenes in der <lex id="top-2572">Sophienstraße</lex> 2 sowie ein Grundstück zwischen Sophien- und <lex id="top-1624">Kriegsstraße</lex>, das ab 1850 als Park gestaltet bald zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählte. Zusätzlich ließ Gabriel Leonhard von Berckholtz von 1833 bis 1843 das Schloss Ortenberg durch den Architekten <lex id="bio-0201">Friedrich Eisenlohr</lex> wieder aufbauen.

Das <lex id="top-2119">Palais Berckholtz</lex> in der Karlstraße wurde Mittelpunkt eines Salons, in dem Künstler, Literaten, Wissenschaftler, Sänger, Schauspieler und selbst die badische Großherzogin <lex id="bio-0982">Sophie</lex> ein- und ausgingen. Zahlreiche dieser Gäste porträtierte Alexandra, z. B. die Prinzessin Alexandrine von Baden.

Ab 1841 erhielt sie künstlerischen Unterricht bei dem badischen Hofmaler und Fotografen <lex id="bio-1556">Louis Wagner</lex>. Ab 1847 lebte sie in Paris und studierte bei Joseph-Nicolas Robert-Fleury. Nach Karlsruhe zurückgekehrt, wurde sie ab 1854 künstlerisch von <lex id="bio-0395">Louis Des Coudres</lex> und dem hohenzollernschen Hofmaler Richard Lauchert – ehemaliger Schüler und Freund <lex id="bio-0493">Franz Xaver Winterhalters</lex> – unterwiesen. Die Tatsache, dass auch Winterhalter einer ihrer künstlerischen Lehrer war, erscheint stilistisch nicht unwahrscheinlich; es fehlen dafür jedoch eindeutige Beweise. 1863 studierte Alexandra von Berckholtz kurzzeitig bei <lex id="bio-1033">Hans Canon</lex>, dessen Aufsehen erregendes Porträt des <lex id="bio-0462">Johann Wilhelm Schirmer</lex> sie kopierte. Ebenfalls 1863 siedelte sie nach München in die Gabelsbergerstraße 85 über. Sie verkehrte dort im Zirkel um den Malerfürsten Franz von Lenbach, der ihr viele künstlerische Aufträge innerhalb der Münchener Gesellschaft vermittelte.

1876 reiste sie nach Nizza, wo sie bis 1877 mit der Schweizer Blumenmalerin Theresia Maria Hegg-de Landerset zusammen arbeitete. Seitdem widmete sich Alexandra in ihrem Werk vermehrt den Stillleben, die sie auf Ausstellungen in München und Berlin präsentierte.

Bereits zu Lebzeiten trat Alexandra von Berckholtz in hohem Maße auch karitativ auf. In Karlsruhe engagierte sie sich beispielsweise im <lex id="ins-0723">Badischen Frauenverein</lex>. Sie förderte junge Künstler, wie z. B. den Stilllebenmaler Adam Kunz in München. In ihrem Testament hinterließ sie mehreren wohltätigen Institutionen hohe Summen sowie ihren Dienern insgesamt 21.000 Mark.

Auf ihren Gemälden stellte die Künstlerin vor allem Frauen, Freundinnen und Verwandte, dar, wie ihre Schwester Elisabeth. Deren Sohn Wilhelm Offensandt von Berckholtz gründete mit einem Teil des finanziellen Nachlasses Alexandras 1909 die <lex id="ins-0884">Berckholtz-Stiftung Karlsruhe</lex>, die ein bis heute bestehendes Seniorenwohnheim in der <lex id="top-2905">Weinbrennerstraße</lex> 60 betreibt.

Die stilistisch vielseitige Malerin und Mäzenin Alexandra von Berckholtz war mit vielen Prominenten ihrer Zeit vernetzt. Die meisten ihrer Werke befinden sich heute in Privatbesitz.


<div style="text-align:right;">''Natalie Gutgesell 2017''</div>
Seit 1865 war Berckholtz in München ansässig, wo sie von Franz von Lenbach, vor allem aber von Vertretern der Piloty-Schule wie Alexander von Liezen-Mayer, der Blumenmalerin Therese Hegg und dem Stilllebenmeister Adam Kurz beeinflusst wurde. Berckholtz’ Œuvre umfasst insbesondere Portraits von Familienmitgliedern sowie von Frauen und Männern des höheren Bürgertums. Außerdem malte sie mehrere Stillleben, Blumenstücke sowie Pastelle und Aquarelle. Ergänzt werden diese durch einige Arbeiten aus dem Bereich der Glasmalerei.
Berckholtz besaß ein ausgeprägtes soziales Verantwortungsbewusstsein. So ließ sie ihre Arbeiten regelmäßig für wohltätige Zwecke versteigern. Zudem erlaubte es ihr Vermögen, Künstlerkollegen finanziell zu unterstützen. Eine stetig schlimmer werdende Gicht schränkte Berckholtz im fortgeschrittenen Alter beim Malen zunehmend ein.
<div style="text-align:right;">''René Gilbert 2015''</div>


==Quelle==
==Quellen==
StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten; Archiv Berckholtz-Stiftung Karlsruhe; Archiv Ev. Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr, Nr. 561, Ap. 1, Mappe 3; Landeskirchliches Archiv Karlsruhe, Bestand Berckholtz-Stiftung Abt. 163.02, Nr. 5; GLA Karlsruhe 233/26814. 6 und 270-5 Karlsruhe IV Nr. 29446; StadtA Offenburg, Berckholtz-Nachlass; StadtA München PMB B 207.
StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Berckholtz, Alexandra von.
==Werk==
Bildnis Barbara von Berckholtz, Öl auf Leinwand 1859; Bildnis Gabriel Leonhard von Berckholtz, Öl auf Leinwand 1859; Bildnis Heinrich Neese, Öl auf Leinwand 1856 (alle drei Museum im Ritterhaus Offenburg); Stillleben mit totem Vogel, Öl auf Pappe.
==Literatur==
==Literatur==
Natalie Gutgesell: Alexandra von Berckholtz – Malerin und Mäzenin im 19. Jahrhundert, Halle (Saale) 2017;
Hyacinth Holland: Alexandra von Berckholtz, in: Badische Biographien, Bd. V, Heidelberg 1906, S. 71 f.; Sylvia Bieber (Hrsg.): Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais Karlsruhe, 25. März 1995 bis 28. Mai 1995, Karlsruhe 1995, S. 411 (Ausstellungskatalog).
Arend Berkholz: Gedenkblätter für die Familie Berckholtz, auch Berkholz, gesammelt und im April und Mai 1883 aufgezeichnet, Riga 1883; Hans-Joachim von Berkholz: Stammtafel zur Familie von Berckholtz, in: Baltische Ahnen- und Stammtafeln, 45. Jg./2003, S. 47–69; Gerlinde Brandenburger-Eisele: Malerinnen in Karlsruhe 1715–1918, in: Susanne Asche/Barbara Guttmann/Sigrid Schambach/Lisa Sterr: Karlsruher Frauen 1715–1945. Eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 257-267, [https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2NTg0MDEzNTQsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluXC91c2VyX3VwbG9hZFwvTWFuZGFudGVuc2VpdGVuXC9TdGFkdGFyY2hpdlwvMDVfU3RhZHRnZXNjaGljaHRlXC8wNF9QdWJsaWthdGlvbmVuXC9GcmF1ZW5cL2thcmxzcnVoZXJfZnJhdWVuXzE3MTUtMTk0NV9vcHQucGRmIiwicGFnZSI6Mjc4MX0.fuVEtrhdcmMyBsylp309d061ETMZepgXjXNPDYv--cw/karlsruher_frauen_1715-1945_opt.pdf Buch zum Download (PDF)] (Zugriff am 21. Juli 2022); Hyacinth Holland: Alexandra von Berckholtz, in: Badische Biographien, Bd. V, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1906, S. 71–72 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020).

Aktuelle Version vom 21. Juli 2022, 11:28 Uhr


Alexandra von Berckholtz, Archiv der Berckholtz-Stiftung Karlsruhe.

Alexandra von Berckholtz

Porträt- und Stilllebenmalerin, * 14./26. August 1821 Riga/Lettland, † 16. März 1899 München, ledig.

Alexandra von Berckholtz war das jüngste von acht Kindern des baltischen Geschäftsmannes Gabriel Leonhard von Berckholtz und seiner Frau Barbara, geborene Schröder. 1825 wanderte von Berckholtz mit seiner Familie ins Ausland aus und ließ sich nach Jahren des Reisens durch Europa 1833 in Karlsruhe nieder. Dort kaufte er ein Anwesen in der Karlstraße 26, ein weiteres danebengelegenes in der Sophienstraße 2 sowie ein Grundstück zwischen Sophien- und Kriegsstraße, das – ab 1850 als Park gestaltet – bald zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählte. Zusätzlich ließ Gabriel Leonhard von Berckholtz von 1833 bis 1843 das Schloss Ortenberg durch den Architekten Friedrich Eisenlohr wieder aufbauen.

Das Palais Berckholtz in der Karlstraße wurde Mittelpunkt eines Salons, in dem Künstler, Literaten, Wissenschaftler, Sänger, Schauspieler und selbst die badische Großherzogin Sophie ein- und ausgingen. Zahlreiche dieser Gäste porträtierte Alexandra, z. B. die Prinzessin Alexandrine von Baden.

Ab 1841 erhielt sie künstlerischen Unterricht bei dem badischen Hofmaler und Fotografen Louis Wagner. Ab 1847 lebte sie in Paris und studierte bei Joseph-Nicolas Robert-Fleury. Nach Karlsruhe zurückgekehrt, wurde sie ab 1854 künstlerisch von Louis Des Coudres und dem hohenzollernschen Hofmaler Richard Lauchert – ehemaliger Schüler und Freund Franz Xaver Winterhalters – unterwiesen. Die Tatsache, dass auch Winterhalter einer ihrer künstlerischen Lehrer war, erscheint stilistisch nicht unwahrscheinlich; es fehlen dafür jedoch eindeutige Beweise. 1863 studierte Alexandra von Berckholtz kurzzeitig bei Hans Canon, dessen Aufsehen erregendes Porträt des Johann Wilhelm Schirmer sie kopierte. Ebenfalls 1863 siedelte sie nach München in die Gabelsbergerstraße 85 über. Sie verkehrte dort im Zirkel um den Malerfürsten Franz von Lenbach, der ihr viele künstlerische Aufträge innerhalb der Münchener Gesellschaft vermittelte.

1876 reiste sie nach Nizza, wo sie bis 1877 mit der Schweizer Blumenmalerin Theresia Maria Hegg-de Landerset zusammen arbeitete. Seitdem widmete sich Alexandra in ihrem Werk vermehrt den Stillleben, die sie auf Ausstellungen in München und Berlin präsentierte.

Bereits zu Lebzeiten trat Alexandra von Berckholtz in hohem Maße auch karitativ auf. In Karlsruhe engagierte sie sich beispielsweise im Badischen Frauenverein. Sie förderte junge Künstler, wie z. B. den Stilllebenmaler Adam Kunz in München. In ihrem Testament hinterließ sie mehreren wohltätigen Institutionen hohe Summen sowie ihren Dienern insgesamt 21.000 Mark.

Auf ihren Gemälden stellte die Künstlerin vor allem Frauen, Freundinnen und Verwandte, dar, wie ihre Schwester Elisabeth. Deren Sohn Wilhelm Offensandt von Berckholtz gründete mit einem Teil des finanziellen Nachlasses Alexandras 1909 die Berckholtz-Stiftung Karlsruhe, die ein bis heute bestehendes Seniorenwohnheim in der Weinbrennerstraße 60 betreibt.

Die stilistisch vielseitige Malerin und Mäzenin Alexandra von Berckholtz war mit vielen Prominenten ihrer Zeit vernetzt. Die meisten ihrer Werke befinden sich heute in Privatbesitz.

Natalie Gutgesell 2017

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten; Archiv Berckholtz-Stiftung Karlsruhe; Archiv Ev. Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr, Nr. 561, Ap. 1, Mappe 3; Landeskirchliches Archiv Karlsruhe, Bestand Berckholtz-Stiftung Abt. 163.02, Nr. 5; GLA Karlsruhe 233/26814. 6 und 270-5 Karlsruhe IV Nr. 29446; StadtA Offenburg, Berckholtz-Nachlass; StadtA München PMB B 207.

Literatur

Natalie Gutgesell: Alexandra von Berckholtz – Malerin und Mäzenin im 19. Jahrhundert, Halle (Saale) 2017; Arend Berkholz: Gedenkblätter für die Familie Berckholtz, auch Berkholz, gesammelt und im April und Mai 1883 aufgezeichnet, Riga 1883; Hans-Joachim von Berkholz: Stammtafel zur Familie von Berckholtz, in: Baltische Ahnen- und Stammtafeln, 45. Jg./2003, S. 47–69; Gerlinde Brandenburger-Eisele: Malerinnen in Karlsruhe 1715–1918, in: Susanne Asche/Barbara Guttmann/Sigrid Schambach/Lisa Sterr: Karlsruher Frauen 1715–1945. Eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 257-267, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 21. Juli 2022); Hyacinth Holland: Alexandra von Berckholtz, in: Badische Biographien, Bd. V, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1906, S. 71–72 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020).