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Eisendreher (Metallarbeiter), * 16. September 1906 <lex id="top-1022">Grünwinkel</lex>/Stadt Karlsruhe, † 21. Oktober 1933 <lex id="top-1577">Knielingen</lex>/Stadt Karlsruhe, ledig.<br/ ><br/ > |
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Dosenbach wuchs in Grünwinkel auf und war aktiver Fußballer des 1920 gegründeten Arbeiterfußballvereins Grünwinkel. Schon früh engagierte er sich in der Arbeiterbewegung und arbeitete in der <lex id="ins-0321">Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)</lex> mit. Nach der <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> durch die <lex id="ins-0324">Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> wurde er 1933 einer jener Grenzgänger, die Propagandamaterial der KPD aus dem Elsass nach Karlsruhe brachten. So wurde neben Flugschriften für den <lex id="ereig-0155">Widerstand</lex> häufig das sogenannte "Braunbuch" über die französische Grenze nach Deutschland gebracht. Darin lieferten Juristen aus verschiedenen Ländern den Nachweis, dass nicht die Kommunisten den Reichstag am 27. Februar 1933 in Brand gesetzt hatten, sondern die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> selbst die Brandstifter |
August Dosenbach wuchs in Grünwinkel auf und war aktiver Fußballer des 1920 gegründeten Arbeiterfußballvereins Grünwinkel. Schon früh engagierte er sich in der Arbeiterbewegung und arbeitete in der <lex id="ins-0321">Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)</lex> mit. Nach der <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> durch die <lex id="ins-0324">Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> wurde er 1933 einer jener Grenzgänger, die Propagandamaterial der KPD aus dem Elsass nach Karlsruhe brachten. So wurde neben Flugschriften für den <lex id="ereig-0155">Widerstand</lex> häufig das sogenannte "Braunbuch" über die französische Grenze nach Deutschland gebracht. Darin lieferten Juristen aus verschiedenen Ländern den Nachweis, dass nicht die Kommunisten den Reichstag am 27. Februar 1933 in Brand gesetzt hatten, sondern die <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> selbst die Brandstifter seien. |
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Auf einer seiner nächtlichen Fahrten war |
Auf einer seiner nächtlichen Fahrten war Dosenbach vom 20. auf den 21. Oktober 1933 von Frankreich nach Karlsruhe unterwegs. Von seinem Verbindungsmann in Frankreich gewarnt, dass er in Karlsruhe gesucht würde, nahm er keine Druckschriften mit. Von einem Spitzel verraten, lauerte ihm bei Knielingen die <lex id="ins-1480">Geheime Staatspolizei (Gestapo)</lex> auf. Laut amtlichen Berichten wurde er in der Nähe des Bahnwärterhauses "auf der Flucht erschossen", eine Erklärung, die damals für viele Todesfälle durch die Gestapo gegeben wurde. Nach Aussage von <lex id="bio-0819">Arthur Wiesemann</lex> in einem Interview mit <lex id="bio-1468">Josef Werner</lex> am 3. April 1984 hatte Dosenbach am Rücken eine klaffende Wunde, die darauf schließen ließ, dass er von vorne erschossen wurde. Am Tag nach dem Vorfall hing an einem Baum, in dessen Nähe der Mord geschah, ein Plakat mit der Aufschrift: "Hier wurde August Dosenbach von der Gestapo erschossen". |
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1946 wurde die Dosenbachstraße in der <lex id="top-2301">Rheinstrandsiedlung</lex> benannt. Vor seiner letzten Wohnung in der <lex id="top-0570">Durmersheimer Straße</lex> 19 ist 2008 ein <lex id="ereig-0296">"Stolperstein"</lex> verlegt worden. Auf dem <lex id="ins-1369">Friedhof Grünwinkel</lex> wurde ihm ein Ehrenkreuz gewidmet. |
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<div style="text-align:right;">''Manfred Fellhauer 2016''</div> |
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StadtAK 8/StS 17/106; Badische Presse vom 21. Oktober 1933. |
StadtAK 8/StS 17/106; Badische Presse vom 21. Oktober 1933. |
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Manfred Koch: Widerstand und Verfolgung, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 503-516, S. 505; Manfred Koch: Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Kriegsende, in: Grünwinkel. Gutshof |
Manfred Koch: Widerstand und Verfolgung, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 503-516, S. 505; Manfred Koch: Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Kriegsende, in: Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Gerhard Strack (Hrsg.): Grünwinkel. Gutshof - Gemeinde - Stadtteil, Karlsruhe 2009, S. 309; Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe (Hrsg.): Nie wieder! Eine alternative Stadtrundfahrt auf den Spuren des Dritten Reiches, 2., überarb. Aufl. 1993, S. 60. |
Version vom 26. April 2016, 13:38 Uhr
August Dosenbach
Eisendreher (Metallarbeiter), * 16. September 1906 Grünwinkel/Stadt Karlsruhe, † 21. Oktober 1933 Knielingen/Stadt Karlsruhe, ledig.
August Dosenbach wuchs in Grünwinkel auf und war aktiver Fußballer des 1920 gegründeten Arbeiterfußballvereins Grünwinkel. Schon früh engagierte er sich in der Arbeiterbewegung und arbeitete in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mit. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde er 1933 einer jener Grenzgänger, die Propagandamaterial der KPD aus dem Elsass nach Karlsruhe brachten. So wurde neben Flugschriften für den Widerstand häufig das sogenannte "Braunbuch" über die französische Grenze nach Deutschland gebracht. Darin lieferten Juristen aus verschiedenen Ländern den Nachweis, dass nicht die Kommunisten den Reichstag am 27. Februar 1933 in Brand gesetzt hatten, sondern die Nationalsozialisten selbst die Brandstifter seien.
Auf einer seiner nächtlichen Fahrten war Dosenbach vom 20. auf den 21. Oktober 1933 von Frankreich nach Karlsruhe unterwegs. Von seinem Verbindungsmann in Frankreich gewarnt, dass er in Karlsruhe gesucht würde, nahm er keine Druckschriften mit. Von einem Spitzel verraten, lauerte ihm bei Knielingen die Geheime Staatspolizei (Gestapo) auf. Laut amtlichen Berichten wurde er in der Nähe des Bahnwärterhauses "auf der Flucht erschossen", eine Erklärung, die damals für viele Todesfälle durch die Gestapo gegeben wurde. Nach Aussage von Arthur Wiesemann in einem Interview mit Josef Werner am 3. April 1984 hatte Dosenbach am Rücken eine klaffende Wunde, die darauf schließen ließ, dass er von vorne erschossen wurde. Am Tag nach dem Vorfall hing an einem Baum, in dessen Nähe der Mord geschah, ein Plakat mit der Aufschrift: "Hier wurde August Dosenbach von der Gestapo erschossen".
1946 wurde die Dosenbachstraße in der Rheinstrandsiedlung benannt. Vor seiner letzten Wohnung in der Durmersheimer Straße 19 ist 2008 ein "Stolperstein" verlegt worden. Auf dem Friedhof Grünwinkel wurde ihm ein Ehrenkreuz gewidmet.
Quellen
StadtAK 8/StS 17/106; Badische Presse vom 21. Oktober 1933.
Literatur
Manfred Koch: Widerstand und Verfolgung, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 503-516, S. 505; Manfred Koch: Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Kriegsende, in: Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Gerhard Strack (Hrsg.): Grünwinkel. Gutshof - Gemeinde - Stadtteil, Karlsruhe 2009, S. 309; Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe (Hrsg.): Nie wieder! Eine alternative Stadtrundfahrt auf den Spuren des Dritten Reiches, 2., überarb. Aufl. 1993, S. 60.