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De:Lexikon:ins-1267: Unterschied zwischen den Versionen

 
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=Evangelische Stadtkirche St. Stephanus in Durlach=
=Evangelische Stadtkirche St. Stephanus in Durlach=


Mit der Stadtgründung <lex id="top-0558">Durlachs</lex> im ausgehenden 12. Jahrhundert ging auch der Bau einer romanischen Kirche einher, von welcher der untere Teil des Westturms mit Rundbogeneingängen an der Süd- und Nordseite und gekuppelten Fenstern noch heute erhalten ist. Nach Osten schloss ein flachgedecktes einschiffiges Langhaus von etwa 20 Metern an, von dessen nördlicher Außenwand auch noch Fundamentreste existieren. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die seit dem 13. Jahrhundert dem heiligen Stephanus geweihte Kirche im gotischen Stil umgebaut und erweitert. Von dem neu konzipierten dreischiffigen Langhaus wurden jedoch nur das Mittelschiff mit dem nach Osten vorgelagerten, apsidial endenden Langchor und das nördliche Seitenschiff ausgeführt. Außerdem erhielt der rechteckige Westturm einen oktogonalen Turmaufbau mit Turmhelm. Aufgrund des nicht ausgeführten südlichen Seitenschiffs konnte an die Südseite des Langchores eine Kapelle mit polygonalem Ostabschluss, die so genannte Heiligkreuzkapelle, angebaut werden (vor 1460). Zum Abschluss der umfangreichen Baumaßnahmen wurde 1464 das Patrozinium zu Ehren des heiligen Stephanus erneuert. Eine letzte große Veränderung vor dem ÞStandbrand 1689 fand um 1530 statt, als das zweischiffige Langhaus auf Kosten der Heiligkreuzkapelle und des westlichen Teils des Langchors im Süden und Osten zu einer dreischiffigen geräumigen Hallenkirche erweitert wurde. Der an der Kirche gelegene Friedhof wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts vor das Basler Tor verlegt. Beim Stadtbrand im August 1689 wurde die Kirche bis auf den unteren Teil des Westturms und einige spätgotische Mauerreste von Langhaus und Chor zerstört. Von 1691 bis zur offiziellen Inbetriebnahme der Kirche am 27. März 1701 diente eine hölzerne Notkirche im Garten des ÞGymnasiums illustre als Gotteshaus. Dem 1698 begonnenen Wiederaufbau unter Leitung von Giovanni Mazza lagen von ÞThomas Lefèbre modifizierte Pläne des Rastatter Hofarchitekten ÞDomenico Egidio Rossi zugrunde. Unter Verwendung des romanischen Turmstumpfes und der spätgotischen Fundament- und Mauerreste wurde eine dreischiffige barocke Hallenkirche mit Sakristei errichtet. 1739 erhielt der Turm seine barocke Turmhaube. 1770 erfolgte der Einbau von Emporen, 1792 deren Erweiterung, 1871 die Montage von vier farbigen Chorfenstern und 1875 der Einbau eines weiteren farbigen Fensters an der Südseite. Bei einem ÞBombenangriff 1944 wurden diese Fenster zerstört und 1955/56 durch neue, von dem Durlacher Kunstmaler Albert Finck entworfene, ersetzt. Seit der Kirchenrenovierung in den 1960er-Jahren steht das im 16. Jahrhundert auf dem neuen Friedhof am ÞBasler Tor aufgestellte Sandsteinkruzifix aus der Schule von Niclas Gerhaert van Leyden im Chor. In ihrer langjährigen Geschichte kann St. Stephanus auf mehrere Renovierungen, Glockengeläute und Orgeln zurückblicken. Das heutige Geläut besteht aus vier Glocken (1922/1955). Die letzte von den Gebrüdern Stumm im Hunsrück 1758/59 angefertigte Orgel wurde 1997-1999 renoviert und am 19. Dezember 1999 eingeweiht.
Mit der Stadtgründung <lex id="top-0558">Durlachs</lex> im ausgehenden 12. Jahrhundert ging auch der Bau einer romanischen Kirche einher, von welcher der untere Teil des Westturms mit Rundbogeneingängen an der Süd- und Nordseite und gekuppelten Fenstern noch heute erhalten ist. Nach Osten schloss ein flachgedecktes einschiffiges Langhaus von etwa 20 Metern an, von dessen nördlicher Außenwand auch noch Fundamentreste existieren. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die seit dem 13. Jahrhundert dem heiligen Stephanus geweihte Kirche im gotischen Stil umgebaut und erweitert. Von dem neu konzipierten dreischiffigen Langhaus wurden jedoch nur das Mittelschiff mit dem nach Osten vorgelagerten, apsidial endenden Langchor und das nördliche Seitenschiff ausgeführt. Außerdem erhielt der rechteckige Westturm einen oktogonalen Turmaufbau mit Turmhelm. Aufgrund des nicht ausgeführten südlichen Seitenschiffs konnte an die Südseite des Langchores eine Kapelle mit polygonalem Ostabschluss, die so genannte Heiligkreuzkapelle, angebaut werden (vor 1460). Zum Abschluss der umfangreichen Baumaßnahmen wurde 1464 das Patrozinium zu Ehren des heiligen Stephanus erneuert. Eine letzte große Veränderung vor dem Standbrand 1689 fand um 1530 statt, als das zweischiffige Langhaus auf Kosten der Heiligkreuzkapelle und des westlichen Teils des Langchors im Süden und Osten zu einer dreischiffigen geräumigen Hallenkirche erweitert wurde.

Der an der Kirche gelegene Friedhof wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts vor das Basler Tor verlegt. Beim Stadtbrand im August 1689 wurde die Kirche bis auf den unteren Teil des Westturms und einige spätgotische Mauerreste von Langhaus und Chor zerstört. Von 1691 bis zur offiziellen Inbetriebnahme der Kirche am 27. März 1701 diente eine hölzerne Notkirche im Garten des <lex id="ins-0000">Gymnasiums illustre</lex> als Gotteshaus. Dem 1698 begonnenen Wiederaufbau unter Leitung von Giovanni Mazza lagen von <lex id="bio-0869">Thomas Lefèbre</lex> modifizierte Pläne des Rastatter Hofarchitekten <lex id="bio-0225">Domenico Egidio Rossi</lex> zugrunde. Unter Verwendung des romanischen Turmstumpfes und der spätgotischen Fundament- und Mauerreste wurde eine dreischiffige barocke Hallenkirche mit Sakristei errichtet. 1739 erhielt der Turm seine barocke Turmhaube. 1770 erfolgte der Einbau von Emporen, 1792 deren Erweiterung, 1871 die Montage von vier farbigen Chorfenstern und 1875 der Einbau eines weiteren farbigen Fensters an der Südseite. Bei einem <lex id="ereig-0037">Bombenangriff</lex> 1944 wurden diese Fenster zerstört und 1955/56 durch neue, von dem Durlacher Kunstmaler Albert Finck entworfene, ersetzt.

Seit der Kirchenrenovierung in den 1960er-Jahren steht das im 16. Jahrhundert auf dem neuen Friedhof am <lex id="top-0000">Basler Tor</lex> aufgestellte Sandsteinkruzifix aus der Schule von Niclas Gerhaert van Leyden im Chor. In ihrer langjährigen Geschichte kann St. Stephanus auf mehrere Renovierungen, Glockengeläute und Orgeln zurückblicken. Das heutige Geläut besteht aus vier Glocken (1922/1955). Die letzte von den Gebrüdern Stumm im Hunsrück 1758/59 angefertigte Orgel wurde 1997-1999 renoviert und am 19. Dezember 1999 eingeweiht.


<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2013''</div>
<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2013''</div>

Version vom 22. November 2015, 15:11 Uhr

Marktplatz mit Evangelischer Stadtkirche und Rathaus in Durlach, Pfinzgaumuseum Durlach U I 360/3.

Evangelische Stadtkirche St. Stephanus in Durlach

Mit der Stadtgründung Durlachs im ausgehenden 12. Jahrhundert ging auch der Bau einer romanischen Kirche einher, von welcher der untere Teil des Westturms mit Rundbogeneingängen an der Süd- und Nordseite und gekuppelten Fenstern noch heute erhalten ist. Nach Osten schloss ein flachgedecktes einschiffiges Langhaus von etwa 20 Metern an, von dessen nördlicher Außenwand auch noch Fundamentreste existieren. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die seit dem 13. Jahrhundert dem heiligen Stephanus geweihte Kirche im gotischen Stil umgebaut und erweitert. Von dem neu konzipierten dreischiffigen Langhaus wurden jedoch nur das Mittelschiff mit dem nach Osten vorgelagerten, apsidial endenden Langchor und das nördliche Seitenschiff ausgeführt. Außerdem erhielt der rechteckige Westturm einen oktogonalen Turmaufbau mit Turmhelm. Aufgrund des nicht ausgeführten südlichen Seitenschiffs konnte an die Südseite des Langchores eine Kapelle mit polygonalem Ostabschluss, die so genannte Heiligkreuzkapelle, angebaut werden (vor 1460). Zum Abschluss der umfangreichen Baumaßnahmen wurde 1464 das Patrozinium zu Ehren des heiligen Stephanus erneuert. Eine letzte große Veränderung vor dem Standbrand 1689 fand um 1530 statt, als das zweischiffige Langhaus auf Kosten der Heiligkreuzkapelle und des westlichen Teils des Langchors im Süden und Osten zu einer dreischiffigen geräumigen Hallenkirche erweitert wurde.

Der an der Kirche gelegene Friedhof wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts vor das Basler Tor verlegt. Beim Stadtbrand im August 1689 wurde die Kirche bis auf den unteren Teil des Westturms und einige spätgotische Mauerreste von Langhaus und Chor zerstört. Von 1691 bis zur offiziellen Inbetriebnahme der Kirche am 27. März 1701 diente eine hölzerne Notkirche im Garten des Gymnasiums illustre als Gotteshaus. Dem 1698 begonnenen Wiederaufbau unter Leitung von Giovanni Mazza lagen von Thomas Lefèbre modifizierte Pläne des Rastatter Hofarchitekten Domenico Egidio Rossi zugrunde. Unter Verwendung des romanischen Turmstumpfes und der spätgotischen Fundament- und Mauerreste wurde eine dreischiffige barocke Hallenkirche mit Sakristei errichtet. 1739 erhielt der Turm seine barocke Turmhaube. 1770 erfolgte der Einbau von Emporen, 1792 deren Erweiterung, 1871 die Montage von vier farbigen Chorfenstern und 1875 der Einbau eines weiteren farbigen Fensters an der Südseite. Bei einem Bombenangriff 1944 wurden diese Fenster zerstört und 1955/56 durch neue, von dem Durlacher Kunstmaler Albert Finck entworfene, ersetzt.

Seit der Kirchenrenovierung in den 1960er-Jahren steht das im 16. Jahrhundert auf dem neuen Friedhof am Basler Tor aufgestellte Sandsteinkruzifix aus der Schule von Niclas Gerhaert van Leyden im Chor. In ihrer langjährigen Geschichte kann St. Stephanus auf mehrere Renovierungen, Glockengeläute und Orgeln zurückblicken. Das heutige Geläut besteht aus vier Glocken (1922/1955). Die letzte von den Gebrüdern Stumm im Hunsrück 1758/59 angefertigte Orgel wurde 1997-1999 renoviert und am 19. Dezember 1999 eingeweiht.

Katja Förster 2013

Literatur

Gottes Haus am Markt – Das Evangelische Gemeindehaus Am Zwinger. Beiträge zur Gegenwart und Geschichte der Evangelischen Stadtkirchen-Gemeinde Durlach, hrsg. von Hans-Georg Ulrichs, Karlsruhe 2006; Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe1996 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Standarchivs Bd. 17); Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 208-212.