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Wilhelm Nokk


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1101.

Wilhelm Nokk

Rechtsanwalt, Staatsminister, Ehrenbürger, * 30. November 1832 Bruchsal, † 13. Februar 1903 Karlsruhe, kath., ∞ 1. 1861 Klara von Bodman, 1 Sohn, 2. 1864 Wilhelmine Zeroni, 1 Tochter, 3. 1867 Mathilde Weltzien, 1 Sohn, 1 Tochter.

Nach der Reifeprüfung am Freiburger Lyzeum 1850 studierte der Sohn eines Gymnasialdirektors Rechtswissenschaft an den Universitäten Freiburg, Bonn und Heidelberg und hörte zusätzlich Vorlesungen in Geschichte, Literatur- und Kunstgeschichte. 1854 und 1857 legte er in Freiburg die Staatsprüfungen ab. Nach einer mehrmonatigen Reise durch Frankreich und Italien kehrte er im Sommer 1859 nach Freiburg zurück und trat Ende 1860 eine Stelle im badischen Innenministerium an. Dort stieg er nach kurzzeitiger anderer Verwendung 1864 zum Assessor und 1867 zum Ministerialrat auf. Der „freisinnige Katholik“ avancierte zum engsten Berater des Innenministers Julius Jolly und arbeitete die den badischen Kulturkampf prägenden Gesetze aus. 1867-1870 vertrat er zudem die Nationalliberale Partei für den Wahlkreis Rastatt in der Badischen Ständeversammlung. Mit der Ernennung zum Direktor des Oberschulrats 1874 lag der Schwerpunkt seiner Aufgaben insbesondere auf dem Schul- und Hochschulwesen.

1881 wurde Nokk zum Minister für Justiz, Kultus und Unterricht ernannt und blieb dies bis zu seinem Ausscheiden 1901. 1893 wurde er auch Präsident des Staatsministeriums. Ab 1881 hat er erfolgreich für den Abbau der Spannungen zwischen katholischer Kirche und Staat gesorgt. Seine besondere Aufmerksamkeit galt unverändert der Bildungspolitik: Das Gesetz zur Einführung der Simultanschule von 1876 blieb bestehen, 1885 wurde aus dem Polytechnikum die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe, die Zahl der Professuren an der TH und den Landesuniversitäten wurde erhöht, aus der Kunstschule wurde die Akademie der bildenden Künste, 1892 erhielten die Volksschullehrer Beamtenstatus, 1893 erhielt das erste deutsche Mädchengymnasium in Karlsruhe die staatliche Zulassung, ab 1901 konnten erstmals in Deutschland Frauen an den Universitäten Heidelberg und Freiburg studieren. 1883 hat er zudem die Badische Historische Kommission ins Leben gerufen.

Die allgemeine Anerkennung seiner Verdienste drückte sich in vielen Ernennungen zum Ehrendoktor aus wie in der Ehrenbürgerwürde der Städte Heidelberg und Karlsruhe 1901. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe. In der Südweststadt wurde nach ihm 1906 die Nokkstraße benannt.

Katja Förster 2014

Quelle

GLA 52 Nl Nokk.

Literatur

Manfred Krebs: Franz Wilhelm Nokk, in: Albert Krieger (Hrsg.): Badische Biographien, Bd. 6, Heidelberg 1927, S. 495-498; Engelbert Strobel: Wilhelm Nokk. Bad. Minister der Justiz, des Kultus und Unterrichts, Maschinenschriftl. Manuskript, in: Badische Heimat 49, 1969, S. 181-183; Leonhard Müller: Die deutsche Frage im Unterricht. Wilhelm Nokk und der badische Kulturkampf, in: Badische Heimat 74, 1994, S. 461-466; Hans-Georg Merz: Nokk, Franz Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 19, 1998, S. 325 f.