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Rudolf Schnellbach


Rudolf Schnellbach, 1959, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A6/51/7/10.

Rudolf Schnellbach

Kunsthistoriker, Direktor des Badischen Landesmuseums, * 15. Juli 1900 Neckargemünd, † 10. November 1980 Stuttgart, ev., ∞ Elisabeth Kemming, 3 Töchter.

Nach dem Besuch der Oberrealschule und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg von Juni bis November 1918 im Fußartillerie-Regiment 24 studierte Schnellbach Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg; das Studium schloss er mit der Promotion als Kunsthistoriker ab. Anschließend arbeitete Schnellbach von 1925 bis 1929 als Assistent am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg und 1929/30 war er Volontär beim städtischen Kunstmuseum Düsseldorf. Am 1. September 1930 begann Schnellbach als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und Assistent in der Abteilung Sammlungen des Landesgewerbemuseums Stuttgart. Seine dabei gezeigten fachlichen Leistungen führten dazu, dass ihm 1932 die Stellvertretung des Abteilungsvorstands übertragen wurde. Im Mai 1933 trat Schnellbach in die Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP) ein. Nach eigener Angabe beschränkte sich seine Parteiarbeit auf die Tätigkeit eines Blockhelfers. 1937 erfolgte seine Beförderung zum Konservator und stellvertretenden Direktor des Landesgewerbemuseums. Im April 1942 wechselte er als Oberregierungsrat zur Generaldirektion der Oberrheinischen Museen in Straßburg, für die er bereits seit Herbst 1940 eine Woche im Monat gearbeitet hatte und im Sommer 1941 zum Stellvertreter des Generaldirektors ernannt worden war. 1946 erhielt Schnellbach eine Stelle beim Württembergischen Landesmuseum, das er ab 1948 als Direktor leitete.

Zum 1. April 1952 wurde Schnellbach als Direktor an das Badische Landesmuseum berufen. In der ersten Phase seiner 15jährigen Amtszeit bis Juli 1967 gelang es ihm, das damals noch im Wiederaufbau befindliche Karlsruher Schloss als dauerhafte Unterkunft für das Museum zu sichern und dessen innere Gestaltung an musealen Bedürfnissen auszurichten. Im Mai 1959 konnte das Museum im restaurierten Mittelbau des Schlosses teilweise wieder für das Publikum geöffnet werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in Schnellbachs Amtszeit bildeten die systematische Katalogisierung der teils zerstörten, teils beschädigten Bestände sowie der Beginn einer planvollen Erwerbungstätigkeit, insbesondere in den Bereichen der Antikensammlung und des älteren Kunstgewerbes, die durch die 1958 erfolgte Einrichtung eines Zentralfonds für die Anschaffung von Spitzenwerken der Kunst für die staatlichen Museen von der Landesregierung finanziell gefördert wurde. 1955 zeichnete Schnellbach für die Schaffung einer dem Landesmuseum angegliederten Geschäftsstelle für die Ergänzung des Kunstunterrichts an den Schulen verantwortlich. Mit dieser bundesweit ersten museumspädagogischen Einrichtung ihrer Art versprach sich Schnellbach die Heranführung der Jugend an die Kunst und die Weiterentwicklung des Landesmuseums als eine offene Kultureinrichtung für alle Bevölkerungsschichten. Für diese Idee wurde er auf der Mailänder Triennale 1960 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Parallel zu seiner Tätigkeit in Karlsruhe übernahm Schnellbach im November 1955 die kommissarische Leitung des Württembergischen Landesgewerbemuseums in Stuttgart.

Die Arbeit Schnellbachs erfuhr von allen Seiten hohe Wertschätzung und Anerkennung. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand erhielt er 1967 das Große Bundesverdienstkreuz sowie 1972 die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 235/40304, 441 Zug. 1981/70 Nr. 431; Staatsarchiv Ludwigsburg F 215 Bü 446; Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 383 a Bü 530, J 191 Schnellbach, Rudolf, Dr. phil. Prof.

Werk

Ein Beitrag zum Meister des Babenhausener Altares, in: Oberrheinische Kunst – Vierteljahresberichte der oberrheinischen Museen 4 (1929/30), S. 40-44; Ein unbekanntes Frühwerk des Anton Pilgram, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch. Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte 6 (1930), S. 202-221; Spätgotische Plastik im unteren Neckargebiet, Heidelberg 1931 (= Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen Bd. 10); Das Bild in der Reproduktion – Ausstellung in der König-Karl-Halle des Landesgewerbemuseums, Stuttgart 1937 (mit Hermann Bauer); Zwei unbekannte Straßburger Skulpturen der Spätgotik, in: Form und Inhalt – kunstgeschichtliche Studien; Otto Schmitt zum 60. Geburtstag am 13. Dezember 1950, Stuttgart 1950, S. 211-216; Unser Haus ist ausgebrannt..., Karlsruhe 1952; Spätgotische Bildwerke – eine Auswahl aus den Beständen des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 1962; Eine oberrheinische Skulptur aus dem Kreise des Meisters der Dangolsheimer Maria, in: Beiträge zur schwäbischen Kunstgeschichte. Festschrift zum 60. Geburtstag von Werner Fleischhauer, Konstanz 1964, S. 115-132.

Literatur

Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Neuerwerbungen 1952-1965. Eine Auswahl. Festgabe für Rudolf Schnellbach zu seinem 65. Geburtstag, Karlsruhe 1966; Ulrike Grimm: Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe – zur Geschichte seiner Sammlungen, Karlsruhe 1993, S. 181-193.