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Johannes Hirt


Johannes Hirt, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 306.
Johannes Hirt in seinem Atelier, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 307.

Johannes Hirt

Bildhauer, * 27. April 1859 Fürth/Kreis Bergstraße, † 30. Oktober 1917 Karlsruhe, kath., ∞ Olga Wehrle.

Johannes Hirt studierte Bildhauerei an der Berliner Kunstakademie bei Friedrich Schaper, einem Vertreter der klassizistischen Richtung. Danach war er zunächst an der Schnitzereischule in Furtwangen tätig. In welchem Jahr er Mitarbeiter im Atelier von Adolf Heer in Karlsruhe wurde, ist nicht bekannt. Nach Karlsruhe zunächst in die Werderstraße 3 zugezogen ist er laut den Adressbüchern 1896. 1898 bezog er ein Atelier im stadteigenen Atelierhaus Westendstraße 65. 1905 verlegte er sein Bildhaueratelier in das Ateliergebäude Hoffstraße 3, in dem er bis zu seinem Tode 1917 arbeitete.

Als Bildhauer machte sich Hirt vor allem in Karlsruhe und Worms einen Namen. In den 1890er-Jahren unterstützte er Adolf Heer bei der Herstellung des Kaiser-Wilhelm I.-Denkmals (1890-1897), unter anderem modellierte er die allegorische Figur der Klio. Nach Heers Tod 1898 übernahm Hirt den Entwurf der beiden Freiplastiken "Badenia" und "Fidelitas" (1899-1900), die bis 1940 den Treppenaufgang des Karlsruher Rathauses flankierten. Die Bronzeplastiken finanzierte der Maler und Mäzen Wilhelm Klose, der zu Hirts wichtigstem Förderer wurde. Dank dessen Fürsprache und finanzieller Unterstützung übertrug die Stadt Hirt nach 1900 auch den Entwurf des in Galvano-Bronze ausgeführten Giebelreliefs des Rathauses (1904 fertig gestellt), für den ursprünglich Hermann Volz vorgesehen war. Von den erhaltenen Werken Hirts ist der Hygieia-Brunnen (1905-1909) vor dem Vierordtbad wohl das bedeutendste.

Bei der Anwendung des neuen, kostengünstigen galvanoplastischen Verfahrens kam Hirt mit der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) in Kontakt. Das Unternehmen beauftragte ihn dann mit künstlerischen Entwürfen für die serielle Produktion besonders im Bereich der Grabplastik. Die Figurenauffassung Hirts entsprach dem klassischen Ideal. Nackt oder in faltenreich stilisierten Gewändern, welche die darunter verborgenen Körperformen durchscheinen lassen, bewegen sich die Akteure anmutig idealisiert. Bei der Anordnung mehrerer Figuren achtete er auf eine ausgewogene Symmetrie, die der gesamten Komposition trotz zahlreicher Bewegungsmotive eine harmonische Ruhe verleiht.

Katja Förster 2014

Quelle

Karlsruher Adressbücher 1897-1917 https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 27. Dezember 2020).

Literatur

Die Kunst. Monatsschrift für freie und angewandte Kunst. Neunter Band. Freie Kunst der "Kunst für Alle", Jg. XIX, 1904, S. 528-532; Beatrice Vierneisel: "Badenia" und "Fidelitas", in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 404-407 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 20. September 2022); Gerhard Kabierske: Hygieia-Brunnen, in: ebd.