Menü
Suche

Ludwig Eichrodt


Ludwig Eichrodt, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1244.

Ludwig Eichrodt

Jurist, Dichter, * 2. Februar 1827 Durlach, † 2. Februar 1892 Lahr, ev., ∞ 1860 Elisabeth Fuchs, 2 Söhne, 3 Töchter.

Nach dem Besuch des Karlsruher Lyzeums studierte der Sohn des gleichnamigen Juristen und späteren badischen Innenministers unterbrochen durch eine längere Krankheit von 1844-1851 Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Heidelberg. Von 1851-1855 war Ludwig Eichrodt Rechtspraktikant am Bezirksamt Achern, am Oberamt Durlach, am Hofgericht Bruchsal und schließlich am Stadtamt Karlsruhe. Nach dem zweiten Staatsexamen im November 1855 kam er als Referendar zunächst an das Bezirksamt Stockach und ab Juni 1859 an das Bezirksamt Bühl. Anfang Oktober 1864 zum Amtsrichter von Bühl ernannt, wurde er zum 1. November 1871 zum Oberamtsrichter von Lahr befördert. Am 24. März 1883 bekam er das Ritterkreuz I. Klasse des badischen Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Körperliche Beschwerden machten Eichrodt Anfang der 1890er-Jahre dienstunfähig. Ein Kuraufenthalt in Baden-Baden 1891 brachte keine Besserung. Wenige Monate später erlag der weit über Baden hinaus bekannte Dichterjurist seinem Leiden.

Im Gegensatz zu seinem Freund Joseph Viktor von Scheffel entschied sich Eichrodt gegen das freie Künstlertum für eine gesicherte Beamtenlaufbahn, was bei ihm allerdings zu einem lebenslangen Zwiespalt zwischen den beiden Bereichen führte. Zur Justiz bewahrte er stets ein distanziertes Verhältnis. Eine rasche und gütliche Einigung der streitenden Parteien waren für ihn maßgebend, so dass seine Rechtsprechung meist in einem Vergleich endete. Seine freie Zeit nutzte er ausschließlich zum Dichten. Eichrodts Schriften wurzeln in der Studentenlyrik, die von vaterländischen Gesängen bis zu scherzhaften Schüttelreimen reichte. Bereits während der Heidelberger Studienzeit gab er zusammen mit Scheffel, der wie er Mitglied des Corps Alemannia war, eine wöchentlich erscheinende Bierzeitung heraus. Von 1848-1888 publizierte er Gedichte und Lieder im Münchner Satireblatt "Fliegende Blätter". Unter dem Pseudonym Rudolf Rodt erschien 1853 sein erstes Buch "Gedichte in allerlei Humoren", das aus Parodien auf Dichtungen bedeutender deutscher Schriftsteller besteht. In dichter Folge erschienen danach Bücher aus seiner Feder. Darunter 1864 unter Mitwirkung der Künstler Adolf Schroedter, Wilhelm Camphausen und Friedrich Soder das "Deutsche Knabenbuch. Hundert Gestalten in Wort und Bild".

"Das Buch Biedermaier" - erstmals 1853 publiziert -, eine von Eichrodt und seinem ehemaligen Studienfreund und Arzt Adolf Kußmaul umgedichtete und erweiterte Fassung des 1845 von dem Flehinger Dorfschulmeister Samuel Friedrich Sauter herausgegebenen Gedichtbands, erlangte kulturgeschichtliche Bedeutung. Die an die Stelle von Sauter getretene fiktive Figur des biederen, kleingeistigen schwäbischen Dorfschullehrers Weiland Gottlieb Biedermaier gab um 1900 jener Epoche zwischen Wiener Kongress 1814/15 und bürgerlicher Revolution 1848/49 ihren Namen.

Katja Förster 2014

Werk

Gedichte in allerlei Humoren, Stuttgart 1853; Leben und Liebe, Frankfurt 1856; Rheinschwäbisch, Karlsruhe 1869; Biedermeiers Liederlust, Straßburg 1870; Gesammelte Dichtungen von Ludwig Eichrodt, 2 Bde., Stuttgart 1890.

Literatur

Adolf Bartels: Ludwig Eichrodt, in: Badische Biographien, Bd. 5, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 133-141 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Ludwig Eichrodt 1827-1892. Katalog zur Ausstellung Herr Biedermaier und seine Welt, hrsg. von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruhe 1992; Reiner Haehling von Lanzenauer: Ludwig Eichrodt, Dichterjurist des Biedermeier, in: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, 72 (1992), Offenburg 1992, S. 499-518.