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Antonie (Toni) Rothmund, geb. Lüdemann(-Ravit)


Antonie (Toni) Rothmund, geb. Lüdemann(-Ravit)

Schriftstellerin, * 2. Oktober 1877 Barlt/Kreis Dithmarschen, † 22. August 1956 Karlsruhe, ev., ∞ 1897 Eugen Josef Rothmund, 1 Sohn, 1 Tochter.

Toni Rothmund war die Tochter eines Pfarrers, der ab 1883 als Wanderprediger im Deutschen Protestantenverein zunächst in Hannover und Hamburg wirkte. Nach seiner vergeblichen Bemühung um Wiedereinstellung in den Pfarrdienst in Schleswig-Holstein 1887 wurde er durch den badischen Großherzog Friedrich I. in den Dienst der Badischen Landeskirche aufgenommen. Der Vater hatte Pfarrstellen in Philippsburg, Gölshausen bei Bretten und Pforzheim-Eutingen inne, was einen mehrmaligen Schulwechsel Rothmunds zur Folge hatte.

Aus einer bildungsbürgerlichen Familie stammend, zeigte Rothmund schon als Kind eine vielseitige musische Begabung. Allerdings schwankte sie, ob das Schreiben oder das Malen ihre Profession werden solle. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder entschied sich Rothmund schließlich für eine schriftstellerische Laufbahn. Ihr Frühwerk besteht aus Lyrik und dem im bäuerlichen Milieu spielenden Roman Die Totbeterin. Die Themen für ihre Geschichten erhielt Rothmund aus den Gegenden, in die sie durch die häufige Versetzung ihres Mannes, eines badischen Finanzbeamten, gekommen war. Schauplätze sind unter anderem Basel (Das Haus zum kleinen Sündenfall, 1919), Donaueschingen (Das stumme Klavier, 1920) und der Hochschwarzwald (Der verlorene Kranz, 1927). Erwähnenswert sind außerdem ihre Werke zur Kinder- und Jugendliteratur (Märchen 1918, Die Bernsteinperle 1920, Vom Allermärchenbaum 1920), die sie hauptsächlich nach Ende des Ersten Weltkriegs verfasst hat.

Ab Mitte der 1920er-Jahre löste sich Rothmund von den bevorzugt im badischen Raum angesiedelten Handlungen und begann mit dem Verfassen von Historienromanen. Damit erreichte sie eine größere Leserschaft und etablierte sich in Deutschland als Romanautorin. Diesem Genre zuzuordnen sind ihre Romane Caroline Schlegel über die Dichterin Caroline Schelling, Gold? über den sächsischen Alchemisten Johann Friedrich Böttger oder Der unsichtbare Dom über den Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, von 1937.

Rothmund ließ in manchen ihrer in den 1920er- und 1930er-Jahren geschriebenen Bücher eine antisemitische Grundhaltung erkennen. Ihr 1924 veröffentlichter Roman Heilige Grausamkeit wurde von den Nationalsozialisten für deren Ideologie vereinnahmt, da in der Geschichte der Protagonist aktive Sterbehilfe an psychisch kranken Menschen befürwortet.

Zu ihren letzten Arbeiten gehören die beiden Novellen Cornelia (1952) und Die Droste (1954), in denen Rothmund die Leben von Goethes Schwester Cornelia Schlosser und der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff behandelt. 1949 gehörte Rothmund zu dem Kreis, der die GEDOK Karlsruhe nach deren Selbstauflösung 1942 wieder gegründet hat.

René Gilbert 2015

Quelle

Nachlass in der Badischen Landesbibliothek und im Oberrheinischen Literaturarchiv.

Werk

Die Totbeterin, Roman 1907; Das Haus zum kleinen Sündenfall, Erzählung 1919; Die Pfaueninsel, Roman 1919; Märchen 1919; Vom Allermärchenbaum, Märchen 1920; Die Bernsteinperle, Märchen 1920; Caroline Schlegel, Roman 1926; Der verlorene Kranz, Erzählung 1927; Glas – Ein Buch von deutscher Sehnsucht, Roman 1930; Gold? Ein Böttger-Roman (1932).

Literatur

Adolf von Grolman: Die Dichterin Toni Rothmund, in: Ekkhart 1941, S. 54-62; Karl Willy Straub: Toni Rothmund zum Gedächtnis, in: Badische Heimat 36 (1956), S. 221 f.; Clemens Siebler: Rothmund, Antonie (Toni) Julie Carolina Augusta, in: Baden-Württembergische Biographien, Band V, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 326-330.