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Gertrud (Trudel) Alina Mina Gladitsch


Gertrud Gladitsch, Ausweisfoto 1926, Stadtarchiv Karlsruhe 8/SpoA 5643.

Gertrud (Trudel) Alina Mina Gladitsch

Leichtathletin, * 28. Juni 1903 Ettlingen, † 24. Oktober 1946 Kiel, ⚭ 24. März 1932 Martin Dürr, ⚮ 26. November 1935, ⚭ 11. Januar 1937 Walter Storm, 1 Tochter und 3 Söhne.

Gertrud Gladitsch erlernte den Beruf der Kontoristin. Sie arbeitete in den Wintermonaten beim Forstamt Ettlingen. Als Kind war sie im Turnverein der Stadt Ettlingen aktiv, doch diese Form der sportlichen Betätigung war ihr nicht genug. Gegen den Widerstand ihres Vaters durfte sie ab 1924 beim Karlsruher Fußballverein (KFV) und ab 1925 beim FC Phönix Karlsruhe trainieren. Zu ihrem ersten Wettkampf der Leichtathletik 1924 in Karlsruhe musste sie, da ihr Vater sie nicht gehen lassen wollte und sie deshalb den Zug verpasste, von Ettlingen aus im Dauerlauf gelangen. Den Wettkampf im Hochsprung gewann sie trotzdem. Mit Hilfe ihres Trainers Georg Amberger verbesserte sich Gladitsch in den folgenden Jahren stark und wurde bereits 1926 Deutsche Vizemeisterin im Dreikampf.

Das Jahr 1927 war das erfolgreichste ihrer Karriere. Bei den Deutschen Meisterschaften siegte Gladitsch über die 100 Meter in 12,6 Sekunden. Außerdem wurde sie Deutsche Vizemeisterin im Weitsprung mit einer Weite von 5,29 Metern. In diesem Jahr stellte sie zudem gleich drei Deutsche Rekorde auf: Im Weitsprung gelang ihr, nach 5,60 Metern am 26. Juni in Schwenningen, mit 5,62 Metern am 4. September noch eine Verbesserung dieses Rekords, beide zugleich Weltrekorde, und über die Sprintstrecken von 100 Metern lief sie mit 12,0 Sekunden am 3. Juli und über die 200 Meter mit 27,0 Sekunden am 4. September neue deutsche Rekordzeiten. Der 100-Meter-Rekord, der zugleich Weltrekord bedeutete, fand allerdings wegen zu starkem Rückenwind keine offizielle Anerkennung. Ebenso wurden ihre Weltrekordweitsprünge nicht in die internationalen Bestenlisten aufgenommen, da diese in einem Extraversuch erreicht wurden. Sie blieben jedoch als Deutsche Rekorde bestehen.

Die Presse erhoffte sich von Gladitsch aufgrund ihrer Leistungen daher berechtigterweise ein sehr gutes Abschneiden bei den Olympischen Sommerspielen 1928 in Amsterdam, bei denen erstmals Frauen in fünf leichtathletischen Disziplinen zugelassen waren. Aufgrund eines Meniskussehnenanrisses im rechten Knie konnte Gladitsch allerdings nicht teilnehmen und Lina Batschauer wurde die erste deutsche Goldmedaillengewinnerin in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen.

1929 erreichte Gladitsch bei der Deutschen Meisterschaft den fünften Platz im Fünfkampf, 1930 wurde sie hierbei Dritte und Deutsche Vizemeisterin im Weitsprung mit 5,49 Metern. Im Anschluss an die Hochzeit mit Martin Dürr beendete Gladitsch 1932 ihre aktive Laufbahn. Diese Ehe wurde bereits 1935 wieder geschieden. 1937 heiratete sie in Kiel Walter Storm. Kurz nach der Geburt ihres jüngsten Kindes starb Gladitsch am 24. Oktober 1946 in Kiel im Alter von nur 43 Jahren.

Jonas Krasowski 2022

Quelle

StadtAK 8/SpoA – Karlsruher Sportdokumentation.

Literatur

Jonas Krasowski: Gertrud Gladitsch - Die Karlsruher Medaillenhoffnungsträgerin für Olympia 1928, unveröffentlichte Bachelor-Arbeit PH Karlsruhe 2021 (StadtAK 8/StS 25/195); Manfred Koch: Leichtathletik in Karlsruhe, in: Ernst Otto Bräunche/Volker Steck (Hrsg.): Sport in Karlsruhe. Von den Anfängen bis heute, Karlsruhe 2006, S. 260 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 28).