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Richard Dold


Richard Dold, 1955, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger B5/279/2.

Richard Dold

Pfarrer, NS-Gegner, * 6. Juli 1887 Oberprechtal/Stadt Elzach/Lkr. Emmendingen, † 19. Januar 1969 Oberprechtal, kath.

Als jüngstes von acht Kindern eines Müllers und Bäckers im Schwarzwald geboren, legte Dold 1909 am Berthold-Gymnasium in Freiburg das Abitur ab. Bereits zu dieser Zeit bestand bei Dold der feste Wunsch, Geistlicher zu werden. Nach dem Studium der Theologie an der Universität Freiburg wurde er am 2. Juli dieses Jahres zum Priester ordiniert. Als Vikar kam Dold in die Karlsruher St. Bonifatius-Gemeinde. Nach nur einem Jahr beendete der Erste Weltkrieg diese Tätigkeit, da Dold bis 1918 Garnisonsdienst in einem Karlsruher Reservelazarett leistete, wofür er das Kriegsverdienstkreuz erhielt.

1919 kehrte Dold nach Freiburg zurück und arbeitete zunächst in der kirchlichen Verwaltung als erzbischöflicher Registrator, ab 1921 betreute er als Ordinariatssekretär das Archiv des Ordinariats. 1922 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. bei dem Freiburger Kirchenhistoriker Heinrich Finke. Der Wunsch nach Rückkehr zur seelsorgerischen Tätigkeit führte Dold 1925 als Pfarrer in das Kloster zum Heiligen Grab in Baden-Baden. Im Mai 1929 wurde er zum Stadtpfarrer in der Karlsruher St. Bonifatius-Gemeinde ernannt. Als Großstadtseelsorger widmete sich Dold vor allem der Betreuung von Strafgefangenen, Kindern und kranken Menschen. Für letztere ließ er 1934 eigene Gottesdienste einführen, wofür die Kranken mit Autos zur Kirche gefahren wurden. Zudem erteilte Dold Religionsunterricht für die Rotkreuz-Schwestern und an der Landeshebammenschule. 1933 konnte er den Bau des Gemeindehauses (Bonifatiushaus), das Dold vornehmlich als Treffpunkt für die Jugend sah, verwirklichen. Als dieses, ebenso wie die Pfarrkirche St. Bonifatius und das Liobahaus im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurden, setzte sich Dold in der Nachkriegszeit für den Wiederaufbau der drei Gebäude ein.

Dem Nationalsozialismus stand Dold mit innerer Überzeugung und mit Glaubenskraft ablehnend gegenüber. Als Dold in der Fastenzeit 1942 im Pfarrblatt zur Kollekte aufrief, wurde er von einigen Gemeindemitgliedern bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) denunziert, die ihn wegen Verstoßes gegen das Sammlungsgesetz zu einer Geldstrafe von 300 RM verurteilte, die jedoch durch das Landgericht aufgehoben wurde. Dennoch wurde Dold von der Gestapo zum Staatsfeind erklärt, da die religiös-wissenschaftlichen Vorträge im Bonifatiushaus, die über die Gemeinde hinaus auch in nichtkatholischen Kreisen Beachtung fanden, nach Ansicht der Gestapo den Bestand und die Sicherheit von Volk und Staat gefährdeten.

Am 24. Mai 1943 wurde Dold von der Gestapo verhaftet und in das Polizei-Gefängnis nach Ettlingen gebracht, wo er mehrere Wochen in Einzelhaft saß. Ohne Verhör und Anklage folgten Gefängnisaufenthalte in Bruchsal, Stuttgart, Ulm, Augsburg und Ingolstadt. Als letzte Station seines Martyriums sollte das KZ Dachau folgen, in das Dold nur dank der Intervention eines anonymen Ingolstädter Ritterkreuzträgers nicht verlegt wurde. Stattdessen kam er am 12. Oktober 1943 frei und wurde im März 1944 wieder in seine Pfarrei in der Karlsruher Weststadt eingesetzt. Dort musste er freilich erfahren, dass diejenigen Gemeindemitglieder, die ihn seinerzeit bei der Gestapo denunziert hatten, nun Unterschriften gegen seine Rückkehr sammelten. Allen Widrigkeiten wie Lebensmittelkontrollen und Hausdurchsuchungen bis Kriegsende zum Trotz, versah Dold in St. Bonifatius seinen Dienst, ehe er im September 1961 in den Ruhestand trat. Für seine aufrechte und bekenntnisstarke Haltung erhielt Dold 1955 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1942 war er vom Freiburger Erzbischof Konrad Gröber zum Geistlichen Rat ad honorem ernannt worden.

René Gilbert 2015

Werk

Maria Viktoria – die letzte Markgräfin von Baden-Baden, Diss. Freiburg 1922; Reimgebete aus alter und neuer Zeit, Karlsruhe 1946 (als Hrsg.); Kirche und Vaterland, Karlsruhe 1946; Gottesfreunde am Oberrhein, Freiburg 1949; Der Kreuzweg unseres Herrn, Leutesdorf a. Rh. 1952; Geweihte Ringe – Gedanken zur Ehe, Karlsruhe 1957.

Literatur

Peter Max Boppel: Dr. Richard Dold – Stadtpfarrer und Geistlicher Rat von St. Bonifatius, Karlsruhe, zum 50jährigen Priester-Jubiläum am 6. Juli 1963, Waldshut 1966; Theodor Kurrus: Richard Dold, in: Freiburger Diözesan-Archiv 93 (1973), S. 362-364; Bürgerverein der Weststadt (Hrsg.): Weststadtspiegel 60/5 (2008), S. 6-8.