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Rudolf Kusel


Rudolf Kusel, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 843.

Rudolf Kusel

Jurist, Politiker, * 9. Mai 1809 Karlsruhe, † 26. Januar 1890 Karlsruhe, jüd., ∞ Karoline Traumann, 5 Kinder.

Rudolf Kusel war der Sohn des Karlsruher Bankiers Jakob Kusel und studierte nach dem Besuch des Karlsruher Lyzeums ab 1827 Jura in Heidelberg und München. 1832 wurde er Rechtspraktikant und arbeitete während seiner Ausbildung in den Ämtern Durlach und Oberkirch. Da Juden der Eintritt in den badischen Staatsdienst noch verwehrt war, wurde Kusel 1835 Advokat und Prokurator beim Hofgericht in Rastatt, wo er sich schnell einen Namen machte. Mit der Verlegung des Gerichts nach Bruchsal übersiedelte Kusel dorthin. Nach dem Scheitern der Badischen Revolution verteidigte er 1849 mehrere Revolutionäre. Für den vor dem Militärgericht in Rastatt angeklagten Chef des Generalstabs der Aufständischen Otto von Corvin erreichte er die Umwandlung des Todesurteils in eine zehnjährige Zuchthausstrafe.

Kusel war in Karlsruhe, wohin er 1864 Kanzlei und Wohnsitz verlegte, sowohl in der jüdischen Gemeinde wie im gesellschaftlichen Leben engagiert. Als die jüdischen Bürger 1862 in Baden volle staatsbürgerliche Rechte (Judenemanzipation) erhielten, wurde er für den Wahlkreis Karlsruhe Stadt I als erster jüdischer Abgeordneter in die Zweite Kammer der Badischen Ständeversammlung gewählt und übte das Mandat bis 1870 aus. Seine politische Arbeit konzentrierte sich dabei vor allem auf die Beratung bürgerlicher und verfassungsrechtlicher Fragen. Zudem war er für die Zweite Kammer Berichterstatter für Entwürfe zur Änderung der Verfassung. 1867 trat er der Nationalliberalen Partei bei. 1865 wurde Kusel Mitglied der Kreisversammlung und amtierte 1868-1871 als Vorsitzender des Kreisausschusses. 1871-1875 war er Mitglied im Bürgerausschuss. Danach zog er sich altershalber aus dem öffentlichen Leben zurück, wirkte aber weiter als Anwalt.

Kusel lebte mit seiner Familie im ehemaligen Bankhaus Kusel in der Karl-Friedrich-Straße 8 (heute Filiale der Sparkasse am Marktplatz). 1872 erhielt er das Ritterkreuz 1. Klasse des Zähringer Löwen-Ordens.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA N Kusel; StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten.

Literatur

Max Heinsheimer: Rudolf Kusel, in: Badische Biographien, Bd. 4, hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg 1891, S. 241 f., https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/160891; Gerhard Kaller: Jüdische Abgeordnete im badischen Landtag, in: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. von Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt, Karlsruhe 1988, 1990, 2. Aufl., S. 413-416 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8), Buch zum Download (PDF) (Zugriff jeweils am 30. September 2022).