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Rolf (Rudolf) Gustav Haebler


Rolf Haebler, Foto aus: Karl Jörger: Im Gedenken an Rolf Gustav Haebler, in: Die Ortenau 54 (1974), S. 7.

Rolf (Rudolf) Gustav Haebler

Schriftsteller, Politiker, Heimatforscher, * 11. Februar 1888 Lichtental/Stadt Baden-Baden, † 11. April 1974 Baden-Baden, ev., ∞ 1916 Olga Anna Hug, kinderlos.

Rolf Haebler, Sohn eines Holz- und Elfenbeinschnitzers, besuchte von 1894-1898 die Volksschule und anschließend bis 1906 das Gymnasium in Baden-Baden. Nach dem Abitur ging er an die Lehrerbildungsanstalt Karlsruhe (Lehrerseminar I) und legte dort 1908 das Erste Staatsexamen für Volksschulen ab. Gleichzeitig begann er mit dem Verfassen literaturkritischer Texte für verschiedene Zeitungen, darunter die Frankfurter Zeitung und das Karlsruher Tagblatt. Nach Tätigkeiten als Hilfs- und Unterlehrer arbeitete Haebler nach Bestehen des Zweiten Staatsexamens 1911-1933 als Hauptlehrer in Eppingen, Merchingen, Hockenheim, Menzingen, Söllingen, Liedolsheim und ab 1923 in Karlsruhe. Er wurde Mitglied der Pädagogischen Kommission des Badischen Lehrervereins und gründete 1917 die freie Arbeitsgemeinschaft im Badischen Lehrerverein. Für seine Abhandlung Die geschichtlichen Grundlagen der badischen Schulgesetzgebung erhielt Haebler im selben Jahr den Robert-Rissmann-Preis des Deutschen Lehrervereins. Außerdem entstanden erste literarische Arbeiten.

Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich der pazifistisch eingestellte Haebler der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. 1923-1925 sowie 1928/29 kam er jeweils als Ersatzkandidat in den Badischen Landtag und war dort Mitglied des Geschäftsordnungsausschusses. Darüber hinaus amtierte er als Landesvorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft in Baden und trat als Redner bei politischen Organisationen wie der Liga für Menschenrechte auf.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war Haebler im März 1933 mehrere Tage von der Gestapo inhaftiert und wurde im April aus dem Schuldienst entlassen. Für die Sicherung des Lebensunterhalts führte seine Frau in den Räumlichkeiten der väterlichen Werkstatt ein Kunstgewerbegeschäft. 1941 erhielt er von der Reichsschrifttumskammer ein Schreibverbot und im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verbrachte er einen Tag im KZ Dachau.

Nach dem Krieg konnte Haebler im Juli 1945 in Baden-Baden seinen Lehrerberuf wieder aufnehmen, musste allerdings im folgenden Jahr aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand treten. Die Folgezeit war einerseits geprägt durch sein kommunalpolitisches Engagement: 1946 gründete er den SPD-Ortsverein Baden-Baden, wo er bereits 1945 Mitglied des Bürgerrats geworden war. 1956 folgte er seiner Frau als Stadtrat im Baden-Badener Gemeinderat und amtierte als Vorsitzender der SPD-Fraktion. Andererseits profilierte er sich als Autor von Studien zur badischen Landes- und Baden-Badener Stadtgeschichte. Für sein soziales und politisches Engagement wurde ihm neben anderen Auszeichnungen 1963 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Wegen der während seiner Inhaftierungen in der NS-Zeit erlittenen körperlichen und gesundheitlichen Schäden erhielt er im Wiedergutmachungsverfahren finanzielle Entschädigung, außerdem wurde er 1968 zum Oberschulrat außer Dienst befördert.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA 231/10956 fol. 179-180, 480/34689 (1-2); StadtAK 7/Nl Zollner 475, 840-851, Nachlass im Stadtarchiv Baden-Baden.

Werk

Judas Ischariot, Drama 1912; Die Geschichte des Menschen Ernst Drach, Roman 1925; Wie unsere Waffen wurden. Aus der Geschichte der Waffentechnik und der Pulverchemie von der chinesischen Feuerwerkerei zur Stukabombe, 1940; Die Wirtschaft im Raume des afrikanischen Krieges, 1941 (beide vorherige unter Pseudonym); Demokratie, Sinn oder Unsinn?, 1947; Ein Staat wird aufgebaut. Badische Geschichte 1789-1818, 1951; Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951; Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden, 2 Bde. 1957/1969.

Literatur

Alfred Rapp (Bearb.): Die badischen Landtags-Abgeordneten 1905/1929, mit Bibliographie und Statistiken zur Geschichte des badischen Landtags, Karlsruhe 1929, S. 19; Karl Jörger: Im Gedenken an Rolf Gustav Haebler, in: Die Ortenau 54 (1974), S. 7-9; Heinz Bischof: Rolf Gustav Haebler (1888-1974). Ein Lebensbild, in: Ekkhart 1975, S. 55-59; Helmut Bender: Rolf Gustav Haebler, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 1, S. 126 f.