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Ernst Gaber


Ernst Gaber um 1921, KIT-Archiv Karlsruhe 10001, 2434.

Ernst Gaber

Bauingenieur, * 12. April 1881 Mannheim, † 25. Oktober 1952 Heidelberg , kath., 1909 ev., ∞ 1909 Erna Ottilie Killinger, 3 Töchter.

Nach dem Abitur in Mannheim studierte der Sohn eines Schreinermeisters 1898-1902 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe. 1902/03 arbeitete er als Assistent bei Friedrich Engesser, trat 1903 in den badischen Staatsdienst ein und wurde 1909 mit der Leitung des Bahnhofneubaus in Heidelberg betraut. 1914 erfolgte seine Promotion zum Dr. der Ingenieurwissenschaften bei Engesser. Im Ersten Weltkrieg diente Gaber als Pionieroffizier in Belgien und im Baltikum. 1920 wurde er Baurat des Bahnbauamts in Mannheim und erhielt einen Lehrauftrag für wissenschaftliche Betriebsführung an der Bauingenieurabteilung der TH Karlsruhe.

1921 nahm Gaber den Ruf auf den Lehrstuhl für Brückenbau, Baustatik und wissenschaftliche Betriebsführung an der TH Karlsruhe an. Seine Kriegserfahrungen veranlassten ihn, sich mit der damals wenig beachteten Holz- und Natursteinbauweise zu beschäftigen. Dazu konnte er die schon früher von Engesser angeregte, bis heute bestehende Versuchsanstalt für Holz, Stein und Eisen (Prüfraum Gaber) einrichten. 1942 entstand der „Gaber-Turm“ mit der damals weltweit größten Prüfmaschine mit einer Maximallast von 5.000 t. Die statischen und dynamischen Prüfanlagen ermöglichten es erstmals, in wirklichkeitsgetreuen Groß- statt Kleinmodellversuchen die Festigkeitseigenschaften von Bauhölzern und die Tragfähigkeit von Holzverbindungsmitteln zu ermitteln. Im Ergebnis konnten die bis dahin zulässigen Belastungsgrenzen heraufgesetzt werden. Gabers Erkenntnisse ermöglichten die Konstruktion von Kriegs- und Behelfsbrücken in Holzbauweise statt mit teurerem und knapperem Stahl. Beispiele sind die Rheinbrücke bei Kehl und die Bahnbrücke über die Pfinz bei Grötzingen mit 30 Metern Stützweite. Seine Versuche über die statische und dynamische Festigkeit großer Mauerwerkskörper verschafften dem Naturstein als Baumaterial stärkere Beachtung neben Stahl und Stahlbeton. Sein theoretisches Wissen setzte Gaber auch bei der Beteiligung an internationalen Wettbewerben für den Bau von Brücken ein: Bogenbrücke über den Mälarsee bei Stockholm 1929 (zweiter Preis) und Bau der Basler Dreirosenbrücke über den Rhein 1930.

1932 trat Gaber der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei und galt 1933 bei der Rektorwahl an der TH Karlsruhe als einer der möglichen Kandidaten, kam aber nicht zum Zug. Im Zweiten Weltkrieg leistete er einige Pioniereinsätze. Im Mai 1945 wurde er als NSDAP-Mitglied aus dem Hochschuldienst entlassen. Nach seiner Einstufung als Mitläufer im Spruchkammerverfahren konnte er 1947 bis zu seiner Emeritierung 1950 seine Lehr- und Forschungstätigkeit fortsetzen.

Auf dem Campus der TH wurde 1993 die Ernst-Gaber-Straße benannt.

René Gilbert/Manfred Koch 2015

Quellen

KIT-Archiv 28002/133, 28003/3, 28020/40.

Werk

Bau und Berechnung gewölbter Brücken und ihrer Lehrgerüste, Diss. Karlsruhe 1914; Die Versuchsanstalt für Holz, Stein und Eisen an der Technischen Hochschule Karlsruhe, in: Die Bautechnik, Heft 16, April 1925, S. 214-216.

Literatur

Otto Steinhardt: Ernst Gaber, in: Die TH Fridericiana Karlsruhe, Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950, S. 212 f.; Walter Sbrzesny: Gaber, Ernst, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 6, Berlin 1964, S. 5; Klaus-Peter Hoepke: Geschichte der Fridericiana. Stationen in der Geschichte der Universität (TH) von der Gründung 1825 bis zum Jahr 2000, Karlsruhe 2007, S. 104, 117 f., 130.