Menü
Suche

Johann Nikolaus von Nidda


Johann Nikolaus von Nidda übergibt die von ihm aufgebrachte Kompanie dem Markgrafen Karl Wilhelm in Grötzingen, Kupferstich von C. G. Eichler, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oV 1.

Johann Nikolaus von Nidda

Hofmetzger, Gastwirt, * 29. November 1672 Schwegenheim/Pfalz, † 8. Mai 1722 Grötzingen, ∞ 1690 Anna Katharina Kiefer (1668-1738), kinderlos.

Nidda war der Sohn des Metzgers und Gastwirts Andreas von Nidda aus Schwegenheim bei Speyer. Er besuchte die Schule in Speyer und erlernte bei seinem Vater das Metzgerhandwerk. Nachdem sein Heimatort ebenso wie Speyer im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört worden waren, floh die Familie über den Rhein und kam nach Grötzingen. Dort fand Nidda Arbeit im Gasthaus Zur Kanne und heiratete die Tochter des kurz zuvor verstorbenen Wirts Hans Jakob Kiefer. Wenig später übernahm das Ehepaar das Gasthaus. Zusätzlich betrieb Nidda eine Metzgerei und einen Viehhandel, der ihm in den damaligen Kriegszeiten ein ansehnliches Vermögen einbrachte und ihn Ende des 17. Jahrhunderts zum reichsten Mann des Ortes machte.

Mit dem Geld begann er eine rege Bautätigkeit in Grötzingen, unter anderen gehen der Bau der Häuser Niddastraße 20, 22, 25, Friedrichstraße 2 (Bilderhaus) sowie mehrere Häuser am Martin-Luther-Platz auf ihn zurück. Außerdem betrieb Nidda Schafhandel und stieg in das Geschäft um Boden- und Grundstücksspekulationen ein, wodurch er innerhalb weniger Jahre zum größten Grundstücksbesitzer in Grötzingen wurde. 1699 lieh er Markgräfin Augusta Maria von Schleswig-Holstein-Gottorf, der Frau Friedrich VII. Magnus’ von Baden-Durlach, 5000 Gulden zur Renovierung und zum Ausbau der Augustenburg, wofür er das Gut Kleinsteinbach in Pacht erhielt sowie zum Hofmetzger und Ökonomierat ernannt wurde. Um 1700 kaufte Nidda in Durlach ein weitläufiges Ruinengrundstück und errichtete darauf ein dreistöckiges Gebäude, das noch heute als schönstes Modellhaus der Stadt gilt. Später ließ er auch in der neuen Residenzstadt Karlsruhe ein Grundstück an der Ecke Ritterstraße/Schlossplatz bebauen.

Durch seine guten Kontakte zum markgräflichen Hof erhielt Nidda zusammen mit drei vermögenden Durlacher Bürgern 1702 das Salzmonopol für das badische Unterland. Fünf Jahre später wurde er mit der Verwaltung und Inspektion der fürstlichen Kammergüter betraut. 1716 vertiefte Nidda die Verbindung mit dem markgräflichen Hof weiter, als er überraschend die Finanzierung einer Infanteriekompanie für das badische Kontingent im kaiserlichen Heer übernahm. Hierfür erhielt er von Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach ein von Kaiser Karl VI. ausgestelltes Offizierspatent, welches ihn zum "wirklichen kaiserlichen Hauptmann in badischen Diensten" machte.

Nach seinem Tod wurde Nidda in der Grötzinger Kirche bestattet. Seine Grabtafel befindet sich heute in der Turmvorhalle, ein Replikat steht am Niddaplatz. Nach der Eingemeindung Grötzingens nach Karlsruhe erfolgte 1974 die Umbenennung der Bismarckstraße in Niddastraße.

René Gilbert 2016

Quelle

StadtAK 5/Durlach A 2148.

Literatur

Susanne Asche: Eintausend Jahre Grötzingen. Die Geschichte eines Dorfes, Karlsruhe 1991, S. 58-61 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 13); Stadt Karlsruhe (Hrsg.): Straßennamen in Karlsruhe, Karlsruhe 1994, S. 154/156 (= Karlsruher Beiträge Nr. 7); Peter Güß: Johann Nikolaus von Nidda (1672-1722), in: "Als der Teufel den Turm verdrehte". 750 Jahre Kirche in Grötzingen und 450 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Grötzingen, Festschrift, herausgegeben von Ulrich Schadt, Ubstadt-Weiher 2007, S. 80-89.