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Karl Ott


Karl Ott

Philologe, Reformpädagoge, Direktor des Goethe-Gymnasiums, * 3. Januar 1873 Mainwangen/Gde. Mühlingen/Lkr. Konstanz, † 5. November 1952 Karlsruhe, ledig.

Karl Vincenz Ott, Sohn eines Lehrers, studierte nach dem Abitur Geschichte, Germanistik, Französisch und Englisch in Heidelberg und Leipzig und schloss das Studium mit der Promotion ab. Anschließend arbeitete er als Hauslehrer in England und besuchte Seminare an der Universität Oxford und an der Pariser Sorbonne. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland absolvierte Ott ein Praktikum am Karlsruher Mädchengymnasium (heute Lessing-Gymnasium). Im Alter von 38 Jahren bekam Ott 1911 die Leitung der Realschule in Schopfheim übertragen, 1913 die der Humboldtschule (heute Humboldt-Gymnasium) in Karlsruhe. 1919 wurde Ott Direktor der Goetheschule (heute Goethe-Gymnasium).

Als Neuphilologe legte Ott besonderen Wert auf den Unterricht europäischer Fremdsprachen wie Englisch und Französisch, mit deren Beherrschung er die Denkweise beider Nationen besser zu erfassen meinte. Außerdem verfocht Ott einen einheitlichen Lehrplan, damit am Ende der Schulzeit alle Schülerinnen und Schüler über eine sowohl geisteswissenschaftliche als auch mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung verfügten. Weniger aus didaktischen Erwägungen, sondern aus Sparzwängen heraus, wurde in der Amtszeit Otts im Schuljahr 1924/25 die Goetheschule zu einem reinen Realgymnasium umgewandelt. 1928 übernahm er außerdem die Leitung des neu gegründeten pädagogischen Seminars für Studienreferendare.

In seiner aktiven Schuldienstzeit veröffentlichte Ott mehrere Abhandlungen über das Schul- und Bildungswesen. Für ihn stellte Bildung eine möglichst grundlegende und auch strenge wissenschaftliche Ausbildung der Schülerinnen und Schüler dar, wobei wissenschaftliche Inhalte und pädagogische Vermittlung einander bedingten. 1927 wurde Ott zum Honorarprofessor der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe ernannt.

Ott war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Nach Kriegsende wirkte er am Wiederaufbau der demokratischen Strukturen im Südwesten mit. So fungierte er 1945/46 als Staatsadministrator für Unterricht und Kultus im Direktorium des Landes Baden und wurde 1947 zum Ministerialdirektor ernannt. Noch im Ruhestand beriet er die Schlossschule Salem. Für seine Dienste im Bildungswesen erhielt Ott 1952 das Große Bundesverdienstkreuz. Das Goethe-Gymnasium vergibt alljährlich den Dr. Carl Ott-Preis für das beste Abitur.

René Gilbert 2019

Quelle

GLA N Ott.

Werk

Ueber Murners Verhaeltnis zu Geiler, Diss. Heidelberg 1895; Die höhere Schule, Karlsruhe 1924; Die deutsche Schule und der englische Sport, Göttingen 1925; Kunst und Alltag, Karlsruhe 1934; Bildung und Leben. Die Bedeutung des bildhaften Denkens für Unterricht und Erziehung, Aufsatzsammlung, Karlsruhe 1953.

Literatur

Leonhard Müller: In Schulen nichts Neues? Die Aktualität des Wirkens und der Schriften von Karl Ott, Badische Heimat 84 (2004), S. 465-470 https://regionalia.blb-karlsruhe.de/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/20875/start/0/rows/10/facetNumber_author_facet/all/author_facetfq/M%C3%BCller%2C+Leonhard (Zugriff am 23. Oktober 2023); Sibylle Probst: Der Pädagoge Karl Ott aus Mainwangen, in: Mühlingen. Eine gemeinsame Ortsgeschichte der Madachdörfer Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Schwackenreute und Zoznegg, hrsg. von Wolfgang Kramer, Singen 2007, S. 388-390; Goethe-Gymnasium Karlsruhe: 100 Jahre Goethe-Gymnasium. Goetheschule, Goethe-Gymnasium 1908-2008, Karlsruhe 2008, S. 18-21; Leonhard Müller: Karl Ott, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2003-2008, Karlsruhe 2009, S. 254 f.