Menü
Suche

Gustav Trunk


Gustav Trunk 1911, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/48a.

Gustav Trunk

Jurist, Politiker, * 24. Juli 1871 Waldprechtsweier/Lkr. Karlsruhe, † 23. April 1936 Karlsruhe, kath., ∞ 1. 1897 Emma Eppel († 1927), 2. 1931 Frieda Blos, 2 Kinder aus erster Ehe.

Der Volksschullehrer Valentin Trunk meldete seinen Sohn 1883 in der katholischen Lender‘schen Anstalt in Sasbach-Walden an. Er wollte ihm Schulwechsel infolge eigener Versetzungen ersparen. Das Abitur legte Trunk dann 1893 in Rastatt ab. Anschließend studierte er in Heidelberg und Berlin bis 1897 Jura und wurde Mitglied einer katholischen farbentragenden Verbindung. Nach den beiden Staatsexamina ließ er sich 1900 in Karlsruhe in der Kaiserstraße 104 als Rechtsanwalt nieder. Zu seinen Mandanten gehörten häufig auch die zentrumsnahen christlichen Bauernvereine. In der Karlsruher und badischen Organisation der Zentrumspartei nahm er bald führende Positionen ein. 1911 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung und von dieser zum Stadtrat gewählt. Hier gehörte er unter anderem der Gas- und Wasserwerks-, der Krankenhaus- wie der Verkehrskommission an, die damals noch ohne greifbaren Erfolg den Bau einer festen Rheinbrücke und einen Zusammenschluss der unterschiedlichen Nahverkehrsbahnen beriet.

Nach der Beteiligung am Ersten Weltkrieg - als Angehöriger des Landsturms bei der Postzensur eingesetzt - gab Trunk 1919 sein Stadtratsmandat auf und wurde in der vorläufigen Volksregierung Ernährungsminister. Nach der Wahl in den Landtag 1919 übernahm er nach der Regierungsneubildung im April das Justizministerium, das er bis November 1929 leitete. Dreimal - 1920/21, 1925/26, 1927 - amtierte Trunk als badischer Staatspräsident. Als Justizminister setzte Trunk ein großes Reformprogramm in Gang, wobei ihm besonders das Gefängniswesen und die Fürsorgeerziehung ein Anliegen waren. Der frühe Tod seiner Frau und parteiinterne Auseinandersetzungen über den konservativ-nationalen Kurs des Zentrumsführers Heinrich Brüning, dem Trunk zustimmte, veranlassten ihn, sein Ministeramt aufzugeben und 1930 aus dem Landtag auszuscheiden. Gegen die Streichung seiner Ministerpension durch die Nationalsozialisten 1933 setzte er sich juristisch zur Wehr und erreichte wenige Wochen vor seinem Tod die Bewilligung eines Übergangsgelds durch den Reichsjustizminister.

Mit knapp 60 Jahren eröffnete der Staatspräsident a. D. 1930 erneut eine Rechtsanwaltskanzlei in der Bismarckstraße 51. Für seine Verdienste um die badische Politik zeichneten ihn unter anderem die Universität Freiburg, die ihm den Ehrendoktor verlieh, und die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe aus.

Manfred Koch 2015

Quellen

StadtAK 1/POA 2/982; GLA 466-2 Nr. 10049 (Personalakte).

Literatur

Gerhard Kaller: Trunk, Josef Ludwig Gustav, in: Baden-württembergische Biographien, NF Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 273 f.; Michael Kitzing: Für den christlichen und sozialen Volksstaat. Die Badische Zentrumspartei in der Weimarer Republik (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 163, zugleich Diss. phil. Eichstätt 2008/09), Düsseldorf 2013.