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Theodor Poeckh


Theodor Poeckh

Maler und Professor, * 20. April 1839 Braunschweig, † 5. Januar 1921 Karlsruhe, ev., ledig.

Nach der Reifeprüfung und dem Einjährig-Freiwilligen-Militärdienst im Braunschweigischen Infanterie-Regiment 1859/60 besuchte der Sohn eines Hoftheaterregisseurs und Sängers 1860/61 die Düsseldorfer Kunstschule. Sein Lehrer war Hans Fredrik Gude, der nach Johann Wilhelm Schirmers Wegzug nach Karlsruhe 1854 dessen Professur für Landschaftsmalerei übernommen hatte. Bis 1864 sind keine weiteren Informationen zu Poeckhs Werdegang bekannt. Zum Schuljahr 1864/65 nahm der in Köln lebende Maler eine Zeichen- und Schreiblehrerstelle an der Realschule 1. Ordnung in Mühlheim am Rhein (heute Stadtteil von Köln) an. Bis 1871 war er im preußischen Schuldienst tätig. Dann beschloss er trotz des Verlusts der Pensionsberechtigung, freier Künstler zu werden. Zum Herbst 1871 wurde er nochmals Schüler der Münchener Kunstakademie und folgte vor allem dem Unterricht des Historienmalers Carl von Piloty. Bis zu seiner Berufung als Professor an die Großherzoglich Badische Kunstschule in Karlsruhe im Herbst 1878 lebte und arbeitete Poeckh als Kunstmaler und Zeichner in München.

Als Nachfolger des schwer erkrankten Ludwig Des Coudres übernahm Poeckh an der Karlsruher Lehranstalt den Unterricht in der Antiken- und Naturklasse. Zu seinen Kollegen zählten Carl Hoff, Ferdinand Keller und Eduard Tenner. Vor allem sein eigensinniger Charakter soll zu Poeckhs vorzeitiger Entlassung aus dem Lehrbetrieb am 1. Juli 1892 geführt haben. Da sein geringes Ruhegehalt für den Lebensunterhalt nicht ausreichte, nahmen seine Ersparnisse stetig ab. Nach zahlreichen wechselnden Adressen in Karlsruhe und Ettlingen wohnte er ab 1908 in der Blumenstraße 7, wo er völlig vereinsamt und verarmt starb.

Die Altdeutsche Malerei, insbesondere das Werk von Hans Holbein dem Älteren, galten ihm stilistisch und maltechnisch als Vorbild. Das mittelalterliche Genre beherrschte er bis ins kleinste Detail. Mit Hilfe wissenschaftlicher Mineral- und Pflanzenbücher gelang es ihm, seine Farben nach alten Rezepturen herzustellen und mit diesen in jener altmeisterlicher Lasurtechnik die eigenen Männer- und Frauenporträts, Genrebilder und Stillleben zu erschaffen. Poeckhs Stärke lag im kleinen Format, auf dem er mit zeichnerischer Genauigkeit die Porträtköpfe festhielt, während der großzügig aufgestrichene Hintergrund ihn unbeabsichtigt als Künstler des späten 19. Jahrhunderts auswies. Wie er bei den eigenen Zeichnungen und Vorstudien mit penibler Genauigkeit auf Details achtete, verlangte er auch von seinen Schülern eine präzise Wiedergabe des Abzubildenden, was ihm den Ruf eines vortrefflichen Lehrmeisters einbrachte. Seine Malerei, von Kollegen und Zeitgenossen als altmodisch belächelt, geriet schon zu seinen Lebzeiten weitgehend in Vergessenheit. Weder der Staat noch die Stadt erwarben zu Lebzeiten ein Werk von ihm. In Poeckhs Todesjahr veranstaltete die Badische Kunsthalle, die von ihm die Betende Frau (ohne Jahr; Öl auf Pappe, 30 x 20 cm) besitzt, eine Gedächtnisausstellung. Anfang der 1930er-Jahre zeigte die Galerie Moos in der Kaiserstraße 187 mehrmals eine Auswahl an Werken aus dem Nachlass des Künstlers.

Katja Förster 2020

Quelle

GLA 466-22/2751

Literatur

Karlsruher Tagblatt vom 14. Juni 1921 (Gedächtnisausstellung), 12. Mai 1932, 28. Januar 1933, https://digital.blb-karlsruhe.de/6354966 (Zugriff am 30. November 2021); Badische Presse vom 14. Juli 1921, 21. Mai 1932, 26. Januar 1933, https://digital.blb-karlsruhe.de/6354836 (Zugriff am 30. November 2021).