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Johann Lorenz Hölzlein


Johann Lorenz Hölzlein

Oberhofprediger, * 16. Juni 1686 Obernsees/Gde. Mistelgau/Lkr. Bayreuth), † 10. April 1739 Lörrach, ev., ∞ 1712 Johanna Sophia Moevius (*1674), 2 Söhne, 1 Tochter.

Johann Lorenz Hölzlein (auch Höltzlein, Höltzlin) wurde als Sohn des Pfarrers Johann Kaspar Hölzlein im damals zum Fürstentum Bayreuth gehörenden Dorf Obernsees geboren und besuchte ab 1697 die Lateinschule in Hof. Nach seinem Schulabschluss in Heilbronn studierte Hölzlein 1702-1706 Theologie, zuletzt in Leipzig. Anschließend kehrte er in seine Heimat zurück und wurde nach einer theologischen Prüfung unter die Pfarramtskandidaten in Bayreuth aufgenommen. Seine erste Tätigkeit erhielt Hölzlein 1708-1712 als Feldprediger beim Regiment des fränkischen Kreises. Danach war er bis 1714 Hofprediger der verwitweten Markgräfin Augusta Maria auf Schloss Augustenburg und Pfarrer der Dorfkirche Grötzingen. 1714 erfolgte Hölzleins Berufung als Pfarrer nach Denzlingen bei Freiburg i. Br. Dieses Amt übte er allerdings nur kurz aus, da er 1715 zum Archidiakon und Gymnasialprofessor in Durlach ernannt wurde.

Wegen seines Scharfsinns und seiner Kenntnisse in Kirchenangelegenheiten wurde Hölzlein 1716 zum badischen Hofprediger berufen. 1718 folgte die Ernennung zum Oberhofprediger, Beichtpfarrer, Kirchenrat und – nach der Verlegung der Residenz – zum Stadtpfarrer in Karlsruhe. In dieser Funktion war Hölzlein verantwortlich für die gesamte kirchliche Versorgung von Hof und Stadt, insbesondere für den Gottesdienstplan und die ersten Bauplanungen der Konkordienkirche, der ersten Kirche in Karlsruhe. Hinzu kam in den übrigen Funktionen eine bemerkenswert hohe Anzahl an Aufgaben. Zu diesen gehörten die Einführung von Pfarramtskandidaten und Superintendenten, das Halten öffentlicher Vorträge, die Konzipierung von Programmen und Reden, das Verfassen von Texten für Kantaten, die anschließend von Johann Philipp Käfer (1672-1728, von 1718 bis 1722 Hofkapellmeister) vertont wurden, sowie – auf Befehl des Landesherrn – die tägliche Zusammenstellung von Hymnen für die Hofkapelle. Darüber hinaus war Hölzlein beteiligt an der Initiierung und Einweihung des Karlsruher Waisenhauses (1718), der Einrichtung der Pfarrwitwenkasse (1721) und der Gründung des Athenäums (1721), das 1724 mit dem Gymnasium illustre (heute Bismarck-Gymnasium) fusionierte.

Ende 1719 wurde Hölzlein – obwohl noch Oberhofprediger (bis 1722) und weiterhin in Karlsruhe wohnhaft – Erster Pfarrer und Superintendent in Pforzheim, der damals größten Stadt der Markgrafschaft Baden. Auf Betreiben von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach kam Hölzlein 1722 als geistlicher Lehrer, Pfarrer und Spezial nach Auggen im Markgräflerland und wurde gleichzeitig Superintendent der Herrschaft Sausenberg und des Pfarrkapitels Rötteln. Unter Beibehaltung seiner Funktion als Superintendent übernahm Hölzlein 1732 als beruflich letzte Station die Pfarrstelle in Lörrach.

René Gilbert 2019

Quellen

GLA 61/1471 Nr. 139; 206/2329; FA 2 Mappe 19a, Bd. 34, Geheime Sachen II (Sache Höltzlin Herbst 1721, Punkt 10).

Werk

Musicalische Andachten, Karlsruhe 1719; Dissertatio theologica de submissione erga magistratum politicum & in specie quatenus deceat Ministrum Ecclesiae, Karlsruhe 1720; Theses theologicae, Karlsruhe 1720; Treuherzige Warnung vor dem sehr gemeinen Laster der Trunkenheit, Basel 1729.

Literatur

Udo Wennemuth: Die Hofprediger am badischen Hof. Eine Annäherung, in: Jahrbuch für badische Kirchen- und Religionsgeschichte 6 (2012), S. 109-124, hier S. 111-113; Gerhard Schwinge: Johann Laurentius Höltzlin (1686-1739), Hofprediger des Karlsruher Stadtgründers Carl Wilhelm, in: Jahrbuch für badische Kirchen- und Religionsgeschichte 8/9 (2014/15), S. 313-337; Gerhard Schwinge: Johann Laurentius Höltzlin (1686-1739), Pfarrer und Superintendent in Pforzheim und Südbaden, in: Jahrbuch für badische Kirchen- und Religionsgeschichte 10 (2016), S. 11-34.