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Konkordienkirche


Ansicht des Marktplatzes von Norden mit Konkordienkirche (flankiert von Pfarr- und Volksschulhaus) und erstem Rathaus, Rekonstruktion der Platzsituation im Jahre 1731, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 151.

Konkordienkirche

Schon bald nach der Stadtgründung von Karlsruhe 1715 stand fest, dass der Marktplatz als bürgerliches Pendant zum Schlossplatz in dessen axialer Verlängerung an der südlichen Stadtperipherie entstehen sollte. Spätestens 1717 war das annähernd rechteckige Areal soweit hergestellt, dass werktags die Metzger und Bäcker an der Nordseite des Platzes entlang der Straße von Durlach nach Mühlburg (heute Kaiserstraße) ihre Verkaufsbänke aufschlugen und freitags noch zusätzlich ein Wochenmarkt stattfand.

Von 1719 bis 1722 entstand nach Plänen von Friedrich von Batzendorf auf dem südlichen Terrain des Marktplatzes die evangelisch-lutherische Stadtkirche, auch Konkordienkirche genannt, womit an die Eintracht unter den Konfessionen erinnert werden sollte. Bei der zunächst als massiver Werksteinbau geplanten, aus Kostengründen dann aber als verputzter Fachwerkbau ausgeführten Kirche handelte es sich um einen regelmäßigen Vierkonchenbau (Konche = halbrunde Nische) mit einem zentral angeordneten Kirchturm. Sowohl an der nördlichen, zur Stadt hin als auch an der südlichen, zum evangelisch-lutherischen Friedhof hin gerichteten Konche befanden sich ein Ein- und Ausgang. Im Inneren verfügte die Kirche über eine umlaufende Empore. Der in der Mitte der Kirche aufgestellte Altar war von allen Gebetsplätzen gut sichtbar. Unter diesem befand sich eine gewölbte Gruft, in welcher der Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach am 19. Mai 1738 um Mitternacht beigesetzt wurde.

Bis 1731 entstanden die weiteren, den Marktplatz fassenden Gebäude: Zunächst das 1724 an der Nordostecke erbaute Schulhaus des Gymnasium illustre, dann 1728/29 an der gegenüberliegenden Nordwestecke das erste Rathaus sowie bis 1731 das an die Ost- bzw. Westseite der Kirche angebaute Pfarr- und Volksschulhaus.

Die seit den 1760er-Jahren diskutierte Stadterweiterung, welche dann unter Baudirektor Friedrich Weinbrenner im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts verwirklicht wurde, machte eine Verlängerung der Hauptradialen nach Süden notwendig. Zwischen dem Schloss und dem 1803/04 erbauten Ettlinger Tor, das die neue Stadtgrenze im Süden markierte, entstand die bis heute das Stadtbild prägende Via Triumphalis, welcher die Gebäude am Marktplatz weichen mussten.

Am 8. Juni 1807, dem Tag der Grundsteinlegung für die neue Evangelische Stadtkirche, fand der letzte Gottesdienst in der Konkordienkirche statt. Anschließend wurde die Kirche abgetragen und die ungeschützte Gruft mit dem Sarg des Stadtgründers notdürftig mit einer Holzpyramide abgedeckt. Da das 1803 von Weinbrenner entworfene Markgraf-Karl-Wilhelm-Denkmal, eine allegorische Darstellung der römischen Stadtgöttin Rhea in Begleitung eines Totengenius, bis Anfang der 1820er-Jahre zu Disposition stand, musste das Provisorium 1818 nochmals erneuert werden, bevor es 1823 bis 1825 endgültig durch die noch heute bestehende Steinpyramide ersetzt wurde.

Katja Förster 2020

Literatur

Wulf Schirmer: Karlsruhes Stadtmitte – Der Marktplatz, in: Klar und lichtvoll wie eine Regel. Planstädte der Neuzeit. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, hrsg. von Volker Himmelein, Karlsruhe 1990, S. 313-328; Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 67 f.