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Hans Waag


Hans Waag, Foto: Bauer, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1097.

Hans Waag

Architekt, Hoftheaterdirektor, Generalintendant, * 20. Juni 1876 Frankfurt a. M., † 17. August 1941 an der Ostfront, ev., ∞ 1905 Lilly Maria Hafgren (1884-1965) o|o, 2. Jacoba Rössler.

Hans Waag besuchte die Oberrealschule in Frankfurt am Main und studierte nach dem Abitur Architektur und Kunstgeschichte an den Technischen Hochschulen Hannover und Berlin. Das Studium schloss er mit der Staatsprüfung für das Hochbaufach sowie der Promotion zum Doktor der Ingenieurwissenschaften ab. Anschließend trat Waag als Regierungsbaumeister in den preußischen Staatsdienst ein. 1900/01 leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst bei der 3. Batterie des 1. Großherzoglich Hessischen Feldartillerie Regiments Nr. 25. 1905-1908 hielt sich Waag zu weiterführenden Studien in Italien auf.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland beendete er sein bisheriges Berufsleben und ging ans Theater. Er erhielt eine Stelle als Dramaturg und Regisseur am Nationaltheater Mannheim (bis 1911) und anschließend als Oberspielleiter, dann als Hoftheaterdirektor am Hoftheater Braunschweig (bis 1914) und wurde dann Intendant des Stadttheaters Metz. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde Waag als Leutnant der Landwehr zum Kriegsdienst eingezogen und nahm 1914/15 an Kampfhandlungen an der Westfront teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse sowie der Lippischen Rose mit Eichenlaub ausgezeichnet. Anschließend kehrte er an das Stadttheater Metz zurück. 1918-1926 arbeitete Waag als Intendant der Städtischen Schauspiele Baden-Baden.

1926 wechselte Waag als Intendant an das Badische Landestheater Karlsruhe. Mit ihm, dem ebenfalls neu berufenen Josef Krips und dem Oberspielleiter Felix Baumbach begann für das Theater nach den unruhigen Jahren seit dem Ende des Ersten Weltkriegs eine "neue Ära", in der bis 1933 die Theaterarbeit konzentriert betrieben werden konnte. Freilich verhinderten die Rücksichtnahmen auf das teilweise noch monarchisch geprägte bürgerlich-konservative Bildungsbürgertum, auf die vielfältige, das ganze Parteienspektrum wiederspiegelnde Presse und die Vertreter von Stadt und Land eine klare Linie. So stand der Spielplan im Zeichen des Kompromisses zwischen national-konservativen und zeitgenössisch-experimentellen Stücken, wobei der in der Spielzeit 1929/30 präsentierte fünfteilige Zyklus "Zeittheater" zu heftigen Protesten führte. In die Intendantenzeit Waags fielen auch das Bruckner-Fest (1929) und das Deutsche Händel-Fest (1930). Zudem wurde 1927 die Karlsruher Theaterakademie gegründet.

Als Vertreter des "undeutschen" Theaters der Weimarer Republik wurde Waag im März 1933 von den Nazis entlassen und 1934 aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Gegen eine dabei von der NS-Zeitung "Der Führer" gestartete Verleumdungskampagne setzte er sich vor Gericht erfolgreich zur Wehr. Anschließend siedelte Waag nach Baden-Baden auf Schloss Neuweier um, das sich im Besitz der Familie seiner zweiten Frau befand. Seine erste Ehe schloss er mit der schwedischen Sängerin Lilly Hafgren, die 1909-1912 und 1927 Gastspiele am Badischen Hof- bzw. Landestheater gab. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als 63-Jähriger 1939 zur Wehrmacht eingezogen und fiel im Sommer 1941 als Hauptmann eines Bautrupps im Russlandfeldzug.

René Gilbert/Manfred Koch 2016

Quellen

GLA 57a/238, 57a/1959-1960, 57b/112-113, 456 E/13400.

Werk

Vom Spielplan für ein Staatstheater, in: Badisches Landestheater Karlsruhe, Almanach 1930, hrsg. von Otto Kienscherf und Walther Landgrebe, Karlsruhe 1930, S. 11-13; Der Druß vom Immenstein – ein Waldspiel um die Burg Windeck in 4 Bildern; Der Zauberbäck – ein lustiges Bubenspiel in 3 Bildern, 1938.

Literatur

Präsident der Reichstheaterkammer (Hrsg.): Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1942, o. O, o. J., S. 134; Hansmartin Schwarzmaier: Theater im Dienste des NS-Staats, in: Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, hrsg. vom Bad. Staatstheater Karlsruhe und Generallandesarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 1982, S. 101-110; Wilhelm Kosch (Begr.): Waag, Hans, in: Deutsches Theater-Lexikon Bd. 5, Zürich/München 2004, S. 2841.