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Emilie Johanna Bertha Stephan


Emilie Johanna Bertha Stephan

Malerin, * 23 Januar 1862 Karlsruhe, † 19. März 1941 Karlsruhe, ev., ledig.

Über die Kindheit und Jugend von Emilie Stephan ist nur wenig bekannt. Im Alter von neun Jahren verlor sie ihren Vater, der als Kassierer bei der Karlsruher Privat-Spargesellschaft im Vorderen Zirkel 5 angestellt war. Nach ihrem Schulabschluss trat sie in die 1885 gegründete Malerinnenschule ein, in der die Schülerinnen Zeichen- und Malklassen durchliefen. Das Zeichnen erfolgte nach Gipsabgüssen, dem lebenden Modell und landschaftlichen Motiven; Themen des Malunterrichts bildeten Blumenstücke und Stillleben, Figurenkompositionen und Porträts.

Stephans wichtigster Lehrer wurde Paul Borgmann, dessen künstlerisches Augenmerk auf Genreszenen und Landschaften in naturalistischer Manier lag. Ihr eigener Schwerpunkt sollte die Porträtmalerei werden – ein für damalige Künstlerinnen untypisches Sujet. Seit 1881 beteiligte sie sich regelmäßig an den Überblicksschauen Karlsruher Künstlerinnen und Künstler im Kunstverein. Stephan präsentierte dort fast ausnahmslos Kinder-, Mädchen-, Damen-, Herrenporträts und Kopfstudien und nur vereinzelt auch Stillleben und Genrebilder. 1891 nahm sie an der Internationalen Kunstausstellung in Berlin und 1893 – mit weiteren zehn Künstlerinnen aus Karlsruhe – an der Weltausstellung in Chicago teil.

Vermutlich war sie Gründungsmitglied des 1893 in Karlsruhe gegründeten Malerinnenvereins. Außerdem war sie Mitglied des im April 1896 in Karlsruhe gegründeten Künstlerbunds, der ihr die Möglichkeit bot, internationale Ausstellungen in Berlin (1901), Wien (1901), München (1903) und andernorts zu beschicken.

Ihren Lebensunterhalt finanzierte sie sich mit Bilderverkäufen und Unterricht. In den 1890er-Jahren verfügte sie über ein Schülerinnen-Atelier in der Stephanienstraße 76, in dem sie Malen und Zeichen von Figürlichem, Blumen und Stillleben anbot. Nach der Verlegung des Ateliers in ihre Wohnung in der Hertzstraße 6 erweiterte sie das Angebot noch um Zeichenunterricht für Kinder nach künstlerischen Prinzipien. Auch dem 1912 gegründeten Bund Badischer Malerinnen gehörte Stephan an, durch den sie im Januar 1914 Gelegenheit hatte, zwei Gemälde, darunter das Porträt des ehemaligen Stadtpfarrers Wilhelm Brückner, im Karlsruher Kunstverein zu zeigen. Danach wurde es still um die Malerin, die im September 1932 in der Ausstellung Die Frau im Bilde im Badischen Kunstverein noch ein letztes Mal einige Arbeiten aus den 1890er-Jahren präsentierte. Als sie nach langem Leiden im März 1941 verstarb, veranstaltete das Kunsthaus E. Büchle am Ludwigsplatz im Dezember eine kleine Gedächtnisausstellung mit Bildern aus dem Nachlass der Künstlerin.

Katja Förster 2020

Quellen

Badische Landeszeitung vom 13. November 1895, https://digital.blb-karlsruhe.de/6352068 (Zugriff am 30. November 2021); Badische Presse vom 14. Januar 1914, https://digital.blb-karlsruhe.de/6354836 (Zugriff am 30. November 2021); Durlacher Tagblatt vom 13. Dezember 1941 (Emilie Stephan-Gedächtnisausstellung), https://digital.blb-karlsruhe.de/6354927 (Zugriff am 30. November 2021); Gerlinde Brandenburger-Eisele: Von Hofmalerinnen und Malweibern. Karlsruher Künstlerinnen im 19. Jahrhundert, in: Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, hrsg. von der Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie, Karlsruhe 1995, S. 129-149, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/kuenstlerinnen.de (Zugriff am 30. November 2021).