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Malerinnenschule Karlsruhe


Atelierhaus in der Westendstraße 65, wo bis zu ihrer Auflösung 1923 die Malerinnenschule untergebracht war, um 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVd 99.
Malklasse von Caspar Ritter an der Malerinnenschule, dritte von rechts Dora Horn-Zippelius, 1898, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIV 219.

Malerinnenschule Karlsruhe

Die wachsende Nachfrage von jungen Frauen, welche die Malerei professionell erlernen wollten, denen aber der Zugang an die Großherzoglich Badische Kunstschule verwehrt blieb, hatte in der zweiten Hälfte der 1870er-Jahre Professor Ernst Hildebrand veranlasst, in seinem Atelier eine „Damenklasse“ einzurichten. Als Hildebrand zum Herbst 1880 an die Berliner Akademie wechselte, übernahm sein Mitarbeiter Paul Borgmann die Klasse. Gemeinsam mit seinen Malerkollegen Edmund Kanoldt, Willi Döring und Max Petsch erweiterte Borgmann die Einrichtung zu einer selbstständigen Ausbildungsstätte. Als Protektorin der im September 1885 im Haus von Max Petsch in der Bismarckstraße 41 eröffneten Malerinnenschule konnte die kunstsinnige Großherzogin Luise von Baden gewinnen werden.

Das Unterrichtsangebot bestand aus Zeichenklassen nach Gipsabgüssen, lebenden Modellen und landschaftlichen Motiven sowie Malklassen für Blumen und Stillleben, für Landschaft und für Figur und Porträt; seit etwa 1891 gab es auch eine Bildhauereiklasse.

Von den vier Institutsgründern schieden Kanoldt 1887 und Döring 1888 freiwillig aus, während der 40-jährige Petsch 1888 verstarb, weshalb die Schule vorübergehend Räume in der Douglasstraße 18 beziehen musste, bevor sie 1889 im neu erbauten städtischen Atelierhaus in der Westendstraße 65 (heute Reinhold-Frank-Straße) ihr endgültiges Domizil fand.

22 Künstler und vier Künstlerinnen unterrichteten an der Schule bis zur ihrer Auflösung 1923. Zu den weiblichen Lehrkräften gehörte Resi Borgmann, die jüngere Schwester des 1893 verstorbenen Vorstands Paul Borgmann, die von 1888-1900 eine Blumen- und Stilllebenklasse leitete. Von 1891-1894 erhielt sie Unterstützung durch Helene Stromeyer, die eine zweite Blumen- und Stilllebenklasse übernahm. Nach Resi Borgmanns Weggang führte zunächst Margarethe Hormuth-Kallmorgen 1901/02 und dann die Malerin, Grafikerin und Kunstgewerblerin Käthe Roman-Foersterling von 1902-1907 ihre Klasse weiter, deren Ehemann Max Roman seit 1888 als Lehrer an der Schule tätig war.

Unter den Lehrern befanden sich Professoren und Dozenten der Kunstakademie wie Walter Conz (ca. 1900-1923), Friedrich Fehr (ca. 1904-1918), Carl Langhein (ca. 1900-1909), Caspar Ritter (ca. 1894-1904) und Ludwig Schmid-Reutte (ca. 1900-1908), Professor Georg Schreyögg von der Kunstgewerbeschule, der von circa 1912 bis 1923 an der Malerinnenschule Bildhauerei lehrte, sowie freischaffende Künstler wie die Kunstmaler Helmuth Eichrodt (ca. 1914-1921), Hans Müller-Dachau (ca. 1911-1920), Wilhelm Nagel (ca. 1910-1923), Georg Tyrahn (ca. 1894-1900) und die Bildhauer Heinrich Weltring (ca. 1891-1909), Wilhelm Sauer (ca. 1909-1911) und Christian Elsässer (ca. 1911/12).

Die Maler Otto Kemmer und Max Roman, die beide seit 1888 an der Schule tätig waren, hatten 1894 den Vorstand übernommen. Während Kemmer den Posten bis zur Auflösung der Schule 1923 innehatte, folgte auf Roman, der 1910 die Einrichtung verließ, Friedrich Fehr (bis 1918) nach.

Von den über 1.000 Schülerinnen, die in den 38 Jahren ihres Bestehens die Schule besuchten, sind nur wenige durch ihr späteres Kunstschaffen bekannt geworden. Dazu gehören Martha Kropp mit ihren farbenstarken Figuren- und Landschaftsbildern, Marie Ortlieb und Dora Horn-Zippelius mit ihren Landschaften, Emilie Stephan mit ihren Porträts und ebenso die Porträt- und Landschaftsmalerin Fridel Dethleffs-Edelmann, die 1917/18 Schülerin an der Malerinnenschule war und mittelst einer Protestaktion ein Studium an der 1920 gebildeten Badischen Landeskunstschule bei Hermann Gehri, Wilhelm Schnarrenberger und Ernst Würtenberger durchsetzen konnte.

Katja Förster 2020

Quelle

Karlsruher Adressbücher 1884-1924 https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 19. März 2021).

Literatur

Gerlinde Brandenburger-Eisele: Von Hofmalerinnen und Malweibern. Karlsruher Künstlerinnen im 19. Jahrhundert, in: Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, hrsg. von der Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie, Karlsruhe 1995, S. 129-149, bes. S. 135-142; dies.: Malerinnen in Karlsruhe 1715-1918, in: Karlsruher Frauen 1715-1945. Eine Stadtgeschichte, hrsg. von der Stadt Karlsruhe – Stadtarchiv, Karlsruhe 1992, S. 257-267 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 15), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022).