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Badener Heimattag 1930


Badisch-hessische Bürgerwehren und Milizen beim Zug durch die Kaiserstraße anlässlich des Badener Heimattags vom 11. bis 14. Juli 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS VIIb 1/2.

Badener Heimattag 1930

Im Jahr 1930 fand trotz der sich weiter verschärfenden Weltwirtschaftskrise der von der Stadt, dem Verkehrsverein und dem Landesverein Badische Heimat organisierte Badener Heimattag statt. Mit ihm verbunden war der Kongress der führenden Badener in Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft. Die Veranstaltung sollte zum einen alle Badener im Ausland ansprechen, zum anderen die wirtschaftliche Leistungsstärke des Freistaats Baden auch nach dem Verlust des Elsass als Absatzgebiet für badische Produkte, anderseits aber auch die Stärke und Vielfalt der Kultur zeigen.

Die damals größte Karlsruher Tageszeitung Badische Presse gab eine Festschrift im Zeitungsformat heraus, die einen Überblick über die geistige, wirtschaftliche und kulturelle Lage des Landes geben wollte, an der namhafte Autoren beteiligt waren. Sie wurde in einer Auflage von 60.000 Exemplaren kostenlos in Karlsruhe und darüber hinaus in aller Welt verbreitet. Das umfangreiche Programm umfasste Ausstellungen des Reichsverbandes bildender Künstler, Gau Südwestdeutschland. Der Verein für das Deutschtum im Ausland, Ortsgruppe Karlsruhe, zeigte "Badener im Ausland", die Reichszentrale für Heimatdienst, Landesabteilung Baden, "Deutscher Lebenswille. Zehn Jahre Ringen um Wiederaufbau und Freiheit in der deutschen Republik" und die Koloniale Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe die "Kolonial- und Marineausstellung". Die beiden letztgenannten Organisationen veranstalteten mit dem Bund der Auslanddeutschen die "Volkskundgebung für das Deutschtum im Ausland und in unseren verlorenen Kolonien". Ein Aufmarsch für den deutschen Wald war ebenso vorgesehen wie einer der badischen Bürgerwehren und Milizen. Der Festzug mit den Trachtengruppen aus ganz Baden galt den Veranstaltern als eine der schönsten Erinnerungen. Integriert wurde ein Badischer Heimatabend von dem Stellvertretenden Vorsitzenden der Badischen Heimat Hermann Erich Busse.

Die Zahl der Teilnehmenden blieb allerdings hinter dem aufgrund der nach den ersten Reaktionen auf die Einladung erhofften Massenzustrom zurück, wozu wohl auch das regnerische Wetter an den meisten Festtagen beigetragen hatte.

Der Badener Heimattag ordnet sich ein in die Reihe der Veranstaltungen der Stadt - Karlsruher Woche, Karlsruher Herbstwoche, Herbsttage, Alemannisch-Pfälzischer Heimatsonntag, Südwestdeutscher Heimattag - nach dem Ersten Weltkrieg. Stand dort zunächst die Funktion als kulturelle und wirtschaftliche Leistungsschau im Vordergrund, wurde in zunehmendem Maße auch die neue Grenzlandsituation Badens mit zum Teil auch antifranzösischem Akzent thematisiert. Beim Badener Heimattag 1930 spielte die Grenzlandsituation aber eine eher untergeordnete Rolle. Diese stellten dann die Nationalsozialisten 1934 bei der 2. Nationalsozialistischen Grenzlandkundgebung mit dem 2. Südwestdeutschen Heimattag 1934 in den Vordergrund.

Ernst Otto Bräunche 2021

Quelle

Festschrift zum Badener Heimattag Karlsruhe 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/ZeE 97.

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Badische Woche, Heimattag, Grenzlandkundgebung. Zum Umgang der Stadt Karlsruhe mit der Grenzlandsituation nach 1918, in: Martin Furtwängler/Lenelotte Möller/Armin Schlechter (Hrsg.): Kriegsende und französische Besatzung am Oberrhein 1918-1923, Ostfildern 2020, S. 161-191 (= Oberrheinische Studien Bd. 42).