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Verkehrsverein Karlsruhe


Blick in die Empfangshalle des Verkehrsvereins Karlsruhe im neuen Domizil am Bahnhofplatz 8, 1965, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A12a/39/2/re.

Verkehrsverein Karlsruhe

Der Verkehrsverein Karlsruhe war ein eingetragener Verein, der die Förderung des Tourismus in Karlsruhe zum Ziel hatte. Er wurde am 2. November 1903 als Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Karlsruhe und Umgebung gegründet. Erster Vorsitzender (bis 1910) war Stadtrat Robert Ostertag (1853-1930), der auch dem 1906 ebenfalls in Karlsruhe gegründeten Badischen Landesverband zur Hebung des Fremdenverkehrs vorstand (bis 1919).

Laut seiner Satzung bestand die Aufgabe des Verkehrsvereins darin, durch Herausgabe von Broschüren und periodischen Publikationen, dann durch geschickte Reklame in den Tagesblättern den Fremden auf die Vorzüge und Annehmlichkeiten unserer Stadt hinzuweisen. Durchgeführt werden sollten diese Aktivitäten von drei Kommissionen: der aus 16 Mitgliedern bestehenden Verkehrskommission, der 15 Mitglieder umfassenden Verschönerungskommission und der Pressekommission, die sich aus acht Mitgliedern zusammensetzte. Diesen Kommissionen wurde später eine Literarische Abteilung hinzugefügt.

Durch seine zahlreichen Mitglieder (Ende 1903: 422), die einflussreiche Positionen in der Wirtschaft, im Bankenwesen, im Hotelfach, im Militär sowie im Beamtenapparat und in der Stadtverwaltung bekleideten, trug der Verkehrsverein maßgeblich dazu bei, den Fremdenverkehr und damit die Übernachtungszahlen in Karlsruhe bis in die 1930er-Jahre signifikant zu steigern. Wesentlich für diesen Erfolg waren zum einen das Hinwirken des Vereins auf eine Verbesserung der Eisenbahn- und Straßenverbindungen nach Karlsruhe, zum anderen die offensiv gestalteten Reklamemaßnahmen in Form von Werbeplakaten und Werbebroschüren, die in den großen deutschen Bahnhöfen angeklebt bzw. ausgelegt wurden, sowie von Werbeinseraten, die in Illustrierten, Zeitschriften und Zeitungen geschaltet wurden. Als eine besonders effektive Maßnahme stellte sich die Einrichtung von mit allem notwendigen Material ausgerüsteten Auskunftsstellen heraus. Diese befanden sich im Rathaus, im neu gebauten Hauptbahnhof sowie in der Kaiserstraße/Ecke Ritterstraße, und wurden von Einheimischen wie von Auswärtigen rege frequentiert.

In den 1920er-Jahren zeichnete der Verkehrsverein mitverantwortlich für eine Reihe von Festveranstaltungen wie die Karlsruher Herbsttage, die südwestdeutschen Heimattage oder die Badischen Heimattage. Zum 25. Vereinsjubiläum veranstaltete der Verein 1928 das 1. Karlsruher Lichterfest, zu dem über 90.000 Besucherinnen und Besucher mit der Eisenbahn in die Fächerstadt reisten.

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs bedeutete für den Verkehrsverein das vorübergehende Aus. Im April 1947 erfolgten die Neugründung und der Einzug in die provisorische Unterkunft im Neuen Rathaus an der Beiertheimer Allee. Unter Oberbürgermeister Günther Klotz gelang es dem Verein an alte Zeiten anzuknüpfen und mit den nun vornehmlich naturwissenschaftlich-medizinischen Kongressen, dem Stadtgeburtstag 1965 und der Bundesgartenschau 1967 die Besucherzahlen in Karlsruhe auf einen neuen Rekordwert zu steigern.

Die allgemein schlechter werdende wirtschaftliche Lage in den 1970er-Jahren führte zu einem deutlichen Rückgang der Übernachtungszahlen in Karlsruhe; ein Trend, der in der Folgezeit nur langsam aufgehalten werden konnte. 2001 zog sich die Stadt Karlsruhe, deren Vertreter seit der Neugründung den Vorstand gebildet hatten, aus der Vereinstätigkeit zurück. Die gesamten operativen touristischen Aufgaben wurden der im Jahr zuvor gegründeten Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH übertragen, die Beobachtung und Beurteilung der touristischen Entwicklung in Karlsruhe und der Region übernahm der Nachfolgeverein, der Verkehrsverein Tourismusregion Karlsruhe e.V.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 8024, 8039-8040, 9704-9706, 12063-12069, 1/VV 1-201, 8/ZGS 55.

Literatur

Otto Müssle: 25 Jahre Verkehrsverein Karlsruhe, Karlsruhe 1928; Otto Müssle (Bearb.): Der Verkehrsverein feiert Geburtstag. 50 Jahre Karlsruher Verkehrspolitik, ein Erinnerungsblatt der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1953; Toni Peter Kleinhans (Bearb.): 75 Jahre Verkehrsverein Karlsruhe e.V., hrsg. vom Verkehrsverein Karlsruhe e.V., Karlsruhe 1978.