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Novemberpogrom (Reichskristallnacht)


Blick auf die zerstörte Synagoge in der Kronenstraße, 1938/39, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVc 160.

Novemberpogrom (Reichskristallnacht)

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten die Nationalsozialisten überall in Deutschland Synagogen in Brand, demolierten Geschäfte und Wohnungen und deportierten Tausende von jüdischen Männern in Konzentrationslager. Gerechtfertigt wurde die von den Nationalsozialisten so genannte "Reichskristallnacht" als Reaktion auf das Attentat auf den Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath in der deutschen Botschaft in Paris. Am 7. November 1938, zehn Tage nach der Abschiebung polnischer Juden, hatte der 17-jährige Herschel Grünspan vom Rath erschossen und sich so für die vorher erfolgte Ausweisung seiner in Hannover lebenden Eltern gerächt.

In Karlsruhe brannten die Synagoge der orthodoxen Gemeinde in der Karl-Friedrich-Straße und die der größeren liberalen in der Kronenstraße. Letzterer Brand wurde gelöscht, weil sich hinter der Synagoge das Benzinlager einer Autofirma befand. Die Nationalsozialisten ordneten allerdings unmittelbar danach an, dass die jüdische Gemeinde die Synagoge auf eigene Kosten abzureißen hatte. Die Schaufensterscheiben jüdischer Geschäfte wurden eingeschlagen, Inneneinrichtungen und Waren zerstört. Das Hotel "Nassauer Hof", das in jüdischem Besitz war, wurde von SA und SS verwüstet. Hier wohnten fast ausschließlich jüdische Gäste, die auf ihre Papiere für die Auswanderung warteten. Auch vor jüdischen Wohnungen machte die SA nicht halt und verhaftete die Bewohner. Nur wenige konnten rechtzeitig untertauchen. Bis zu 500 Karlsruher Juden wurden nach ihrer Verhaftung in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Noch im November kamen viele aus Dachau frei, die nachweisen konnten, dass sie binnen kürzester Zeit auswandern würden.

Ernst Otto Bräunche 2015

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 455-502, Buch zum Download (PDF); Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich, Karlsruhe 19902, S. 183-205 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 9), Buch zum Download (PDF) (Zugriff jeweils am 21. Juli 2022).