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Papier Fischer


Blick in den Passagehof, im Hintergrund links der Hintereingang der Papier- und Schreibwarenhandlung FischerBüroCenter, 1988, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A55/125/5/14.

Papier Fischer

Kaiserstraße 130.

1878 eröffnete Kaufmann Johann Jakob Trotter aus Nußloch in der Langen Straße (heute Kaiserstraße) 158 eine Papier- und Schreibmaterialienhandlung, in der er Geschäftsbücher, Briefpapier, Briefkuverts und -taschen, Schreib- und Zeichenmappen, Malkästen, Schreib- und Fotoalben etc. anbot. Im Juni 1888 gab er das Geschäft an Kaufmann Conrad Bodenmüller ab, der fortan mit Joh. J. Trotter Nachfolger C. Bodenmüller firmierte. Im Herbst 1893 kam es zu einem erneuten Besitzerwechsel, neuer Geschäftsinhaber wurde Kaufmann Theodor Krause, der nun mit Theodor Krause, C. Bodenmüller Nachf. zeichnete und das Sortiment nach und nach erweiterte. Zunächst vergrößerte er das Angebot an Zeichen- und Maluntensilien, weswegen er in den 1901 und 1902 geschalteten Anzeigen auch als Papier- und Kunst-Handlung warb. 1902 kamen dann höhenverstellbare Schreib- und Zeichentische und 1903 "beste Zeichen-, Paus- und Lichtpauspapiere" dazu.

1901 war er mit seinem Ladengeschäft von der Kaiserstraße 158 in die Kaiserstraße 148, also von der südwestlichen an die südöstliche Ecke des 1872-1875 gegenüber der Infanteriekaserne erbauten Durm’schen Wohn- und Ladenkomplexes gezogen.

Am 18. April 1910 erschien in der Badischen Presse eine große Anzeige, in der Kaufmann Fritz Fischer bekannt gab, dass er "mit dem heutigen Tage" die Papierhandlung von Krause übernommen habe. Firmen- und Geschäftsname wurden in Fritz Fischer vormals Theodor Krause geändert und in dieser Form bis 1927 beibehalten.

Das Warensortiment bekam in den nächsten Jahren eine größere Exklusivität, indem Fischer deutsche Briefpapiere und Briefkarten mit Druck oder Prägung, Gold-Füllfederhalter, feinste Brief-Siegellacke etc. anbot. Paus- und Lichtpauspapiere bildeten weiterhin einen wichtigen Bestandteil des Sortiments. Im September 1924 richtete er in seinen Geschäftsräumen eine Lichtpauserei mit elektronischer Rotationsmaschine nach dem neuen Trockenverfahren Ozalid ein. Im Juni 1927 verlegte er Papierhandlung und Ozalid-Lichtpauserei in das eigene, bereits 1920 von Schuhmachermeister Heinrich Lackner gekaufte Wohn- und Geschäftshaus in der Kaiserstraße 128. Etwa zur gleichen Zeit übernahm er auch die Generalvertretung des Trocken-Lichtpauspapiers Ozalid für Mittelbaden.

Beim schwersten Luftangriff auf Karlsruhe am 27. September 1944 wurde das Wohn- und Geschäftshaus weitgehend zerstört, Fritz Fischer und seine Frau kamen wenige Monate später beim Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 ums Leben. Die jüngere Tochter Gertrud Calmbach übernahm daraufhin die Firma mit Helmut Siller als Prokurist an ihrer Seite. In der Waldstraße 40c wurde ein provisorisches Ladengeschäft für Papier-, Büro-, technischen Zeichenbedarf und Lichtpauserei eingerichtet, bis die Papierhandlung "Fritz Fischer" im Frühjahr 1949 in das notdürftig wiederaufgebaute Haus Kaiserstraße 128 zurückkehren konnte. 1954 wurde das benachbarte, noch immer vollkommen zerstörte Anwesen Kaiserstraße 130 durch Walter Calmbach erworben. Hier entstand bis 1957 das Geschäftshaus mit großzügig konzipiertem Ladengeschäft, Ausstellungsräume für Büroeinrichtungen und Verwaltung. Das stetig wachsende Angebot an Waren und Dienstleistungen verlangte in den 1970er-Jahren nach einer räumlichen Erweiterung. Die Fritz Fischer KG konnte an der Linkenheimer Landstraße in Neureut ein rund 14.000 Quadratmeter großes Areal erwerben, auf dem bis zum Frühjahr 1979 ein moderner Funktionsbau mit einer Nutzfläche von 3.000 Quadratmetern errichtet wurde. Das Gebäude war in drei Bereiche – Selbstbedienungsmarkt, Beratungs- und Verkaufsabteilung für Siebdruck und Ozalid-Lichtpausen und Lager – unterteilt.

Anlässlich der Eröffnung des neuen Hallenbaus An der Trift 2 wurde der geläufige Geschäftsnamen Papier Fischer in FischerBüroCenter abgeändert, um das umfangreiche Sortiment von Papier, Stift und Zeichengeräte über Schreibmaschinen, Kopierer, Rechner und Reproduktionstechniken bis hin zu Büromöbel deutlich zu machen.

Von 1980-1984 wurde das Hauptgeschäft in der Kaiserstraße nach modernen Gesichtspunkten um- und ausgebaut. Dabei wurde der Eingangsbereich in der Kaiserstraße verglast, die Verkaufsräume im Untergeschoss für den technischen Zeichen-, Grafiker- und Künstlerbedarf, die im Obergeschoss für Kopiersysteme, Text- und Datenverarbeitung und EDV-Bedarf sowie die Präsentation von Büroeinrichtungen neu gestaltet und das Zwischengeschoss für die Maschinen- und Computerabteilung genutzt.

Seit Ende der 1970er-Jahre waren Diplom-Kauffrau Gabriele Calmbach und Diplom-Kaufmann Andreas Kruse als dritte Generation in die Unternehmensführung einbezogen. Im Frühjahr 2006 schied Gertrud Calmbach aus der Firma aus, Hauptgesellschafterin wurde Gabriele Calmbach-Hatz, die seit 2011 von ihrem Sohn Constantin Hatz in vierter Generation unterstützt wird.

Der unaufhaltsame Vormarsch von Computern und elektronischer Datenverarbeitung in die Bürowelt, der die IT-Branche als neuer Unternehmenszweig entstehen ließ, führte mittelfristig bei Fritz Fischer GmbH & Co. KG dazu, wieder Papierwaren und Bürobedarf in den Fokus des Unternehmens zu stellen.

Neben dem Karlsruher Hauptgeschäft in der Kaiserstraße 130 unterhält PapierFischer heute auch Filialen in Rastatt, Offenburg und Ettlingen. Die Ladengeschäfte in Karlsruhe und Offenburg verfügen über einen FischerOffice Showroom, in denen moderne Büroeinrichtungen präsentiert werden. Im Bereich des Online-Handels kam es parallel zum eigenen Onlinestore 2010 zu einem Zusammenschluss mit dem alteingesessenen Papier Erhardt am Ludwigsplatz. Die Erhardt & Fischer GmbH & Co. KG, die sich als regionales Handels- und Dienstleistungsunternehmen für Bürobedarf versteht, verfügt über ein 4.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum in Malsch.

Katja Förster 2021

Quellen

Bekanntmachungen von Einträgen in das Firmenregister im Karlsruher Tagblatt vom 21. August 1878, 16. September 1888, 5. November 1893, 20. Oktober 1895, 14. August 1910; Anzeigen im Badischen Beobachter vom 29. Juni 1888 und der Badischen Presse vom 18. April 1910; vgl. digitalisierte Zeitungen in der Badischen Landesbibliothek, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 16. November 2021); PapierFischer, https://www.papierfischer.de/ (Zugriff am 16. November 2021).