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Waldstraße


Waldstraße, der nördliche Teil um 1913, 8/PBS oXIIIb 290.
Waldstraße 2014, Foto: Roland Feitenhansl.
Waldstraße, der nördliche Teil 2014, Foto: Roland Feitenhansl.
Waldstraße, der südliche Teil 2014, Foto: Roland Feitenhansl.

Waldstraße

Die Waldstraße gehört zu den neun sogenannten Fächerstraßen, die strahlenförmig vom Schloss ausgehen und zusammen den für Karlsruhe charakteristischen Fächergrundriss bilden. Sie führt als westlichste Fächerstraße vom Schlossplatz in südwestliche Richtung und passiert dabei die Kaiserstraße, die Erbprinzenstraße mit dem Ludwigsplatz, die Karlstraße, die Amalienstraße und endet schließlich stumpf an der Sophienstraße. Die Straße hieß ursprünglich Rotbergische Gasse nach einem der Gründungsmitglieder des Fidelitasordens wie alle anderen Fächerstraßen, dann Platanische Gasse, Uexküllsche Gasse und Waldgasse. Seit sie 1818 über die heutige Amalienstraße hinaus verlängert wurde, trägt sie den Namen Waldstraße.

Am Anfang der Waldstraße gegenüber der Kunsthalle befand sich das Palais der Prinzessin Wilhelm. Der Rheinischen Creditbank an der Ecke Zirkel/Waldstraße musste 1895 die Weinhandlung W. Baumgarten weichen. An Stelle der alten Brauerei Schrempp (zuvor Schuberg) war 1871 die neue Brauerei Schrempp mit Brauereiausschank und dem Varietétheater Colosseum entstanden (Nrn. 16-18).

Die Straße repräsentiert wie keine andere in der Stadt sämtliche Bauperioden von der Gründung Karlsruhes 1715 bis in die jüngste Zeit, denn trotz des fortwährenden Erneuerungsdrucks und der großen Verluste durch die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs haben sich hier insgesamt vier ursprünglich eingeschossige Modellhäuschen aus der Zeit der Stadtgründung zumindest in Teilen erhalten (Nrn. 5, 7, 9 und 17).

Gerade in diesem nördlichen Abschnitt finden sich auch historistische Häuser aus der wilhelminischen Zeit um 1900 (Nr. 15, 1895 bis 1896 von Curjel und Moser, Nr. 3, Badischer Kunstverein, 1900 von Friedrich Ratzel), moderne Nachkriegsbauten wie das Parkhaus Passagehof (Nrn. 14-18) und das postmoderne Bürogebäude der Badischen Beamtenbank (Nrn. 11-13). Nahe dem Eingang zur Kaiserpassage steht Karlsruhes erstes eigens errichtetes Kinogebäude (ehemals Residenz-Lichtspiele), 1908 von Hermann Billing gebaut, heute ein unscheinbares Wohn- und Geschäftshaus (Nr. 30).

Südlich der Kaiserstraße stechen die Südfassade der Hofapotheke, 1901 im Jugendstil von Hermann Billing (Kaiserstraße 201), ein historistisches Geschäftshaus am Ludwigsplatz mit schmückenden Emailtafeln, 1892 vom Architekturbüro Theodor Kempermann & Hugo Slevogt (Nr. 53), und am Gelenk zum Stephanplatz das Gasthaus Krokodil, 1915 mit einer Fassade im Münchener Jugendstil mit reichem Majolikaschmuck von Pfeifer und Grossmann (Nr. 63) hervor.

An der Ecke Waldstraße/Amalienstraße stand das Haus der 1835 gegründeten Badischen Allgemeinen Versicherungsanstalt, aus der die Karlsruher Lebensversicherung hervorging.
Jenseits der Amalienstraße folgt der ab etwa 1820 bebaute Straßenabschnitt mit ursprünglich zweigeschossigen Modellhäusern, die später oftmals aufgestockt wurden und heute Läden und Gaststätten aufweisen. Der Abschnitt wird heute auch Südliche Waldstraße genannt. Das älteste Gebäude ist hier ein Geschäftshaus, das zwischen 1814 und 1818 von Maurermeister Merbel für den Geheimen Referendär Eichrodt erbaut wurde (Nr. 83). Trotz beträchtlicher Verluste durch den Zweiten Weltkrieg ist dank behutsamer Wiederaufbaumaßnahmen der ursprüngliche Charakter einer Geschäftsstraße des frühen 19. Jahrhunderts erhalten geblieben.

Ab der Kaiserstraße verläuft seit 2005 in der Straßenmitte eine Linie aus gelben, beschrifteten Majolikaplatten als Teil des Projekts Sonnenfächer Karlsruhe.

Roland Feitenhansl 2013

Literatur

Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche, Jochen Karl Mehldau: Straßennamen in Karlsruhe, Karlsruhe 1994, S. 210 (= Karlsruher Beiträge Nr. 7); Erich Lacker: Zielort Karlsruhe. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, 2. Aufl. Karlsruhe 2005 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 18); Edmund Sander: Karlsruhe. Einst und Jetzt in Wort und Bild, Karlsruhe 1911, S. 92 f.