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Postgalerie


Postgalerie am Europaplatz, 2007, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA ONUK 182 DO.

Postgalerie

Kaiserstraße 217.

Von 1897 bis 1900 ließ die Kaiserlich Deutsche Postverwaltung an der Stelle der ehemaligen Infanteriekaserne in der Kaiserstraße 217 nach Plänen des Berliner Baubeamten Wilhelm Walter ein monumentales Reichspostgebäude errichten. Die neobarocke Dreiflügelanlage mit inneren Quer- und Längsriegeln erhielt zu Beginn der 1920er-Jahre im Süden, entlang der Stephanstraße, einen vierten, neoklassizistischen Gebäudeflügel, wodurch letztendlich ein annähernd quadratischer Baukomplex mit fünf Innenhöfen entstand. Das Hauptpostgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet und konnte ab 1949 wieder ausschließlich von der Deutschen Bundespost genutzt werden. Durch die 1995 erfolgte Privatisierung der Post und ihre Aufteilung in die drei eigenständigen Unternehmen Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG und Deutsche Postbank AG, wobei die Deutsche Post AG nochmals in Briefpost, Frachtpost und Postfilialen unterteilt wurde, sollte im Hauptpostgebäude lediglich noch eine Postfiliale verbleiben. Die Deutsche Post AG beschloss daraufhin, den innerstädtischen denkmalgeschützten Gebäudekomplex in eine gehobene Einkaufsgalerie, wie es sie bereits in Düsseldorf, Hamburg und anderen deutschen Großstädten gab, umzubauen.

Die Stadtverwaltung, die in dem Projekt eine städtebauliche Aufwertung des westlichen Stadtzentrums sah, unterstützte das Vorhaben von Anfang an. Das Landesdenkmalamt stimmte dem Konzept, welches Brune Consulting Düsseldorf entwickelt hatte, jedoch erst 1997 zu, nachdem sich die Post bereit erklärt hatte, den Gebäudekomplex bei seiner künftigen Umgestaltung nicht nur in den äußeren Umfassungsmauern, sondern auch in seiner inneren Struktur, also mit seinen Längs- und Querriegeln und Innenhöfen, zu erhalten.

Im Januar 1998 lobten Post und Stadt gemeinsam einen internationalen Wettbewerb zur Neugestaltung des nördlich angrenzenden Europaplatzes und südlich angrenzenden Stephanplatzes mit Tiefgarage aus, den die Architektengemeinschaft Hans Rudolf Gündemann (Lörrach) und Bernd Meier (Freiburg) mit ihrer klar strukturierten Konzeption für sich entscheiden konnte.

Die unter dem Stephanplatz geplante und nach baurechtlichen Bestimmungen mindestens 268 Pkw-Stellplätze umfassende Tiefgarage wurde auch nach dieser Entscheidung kategorisch von der Grünen-Fraktion abgelehnt, die ein vermehrtes Autoverkehrsaufkommen in der Innenstadt befürchtete. Die übrigen Gemeinderats-Fraktionen waren sich allerdings noch nicht über die Tiefgaragenzufahrt einig, weswegen der vorgesehene Baubeginn der Eurogalerie 1998 nicht eingehalten werden konnte. Um das 150 Millionen-Projekt der Deutschen Post AG nicht zu gefährden, stimmten die Vertreter von Christlich Demokratischer Union (CDU), Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD) und Freier Demokratischer Partei (FDP) im März 1999 der von der Post gewünschten Hauptzufahrt vom Karlstor über die Herren- und Amalienstraße zu.

Von August 1999 bis September 2001 dauerten die Um- und Neubauarbeiten. Die Postfiliale hatte bereits im Januar 1999 Ersatzräume in der Kaiserstraße 237 bezogen. Am 21. September 2001 fand die feierliche Eröffnung der Postgalerie statt, die neben einer geräumigen Postfiliale etwa 50 Unternehmen aus den Bereichen Mode, Wohnen, Unterhaltung, Beauty, Gastronomie und Lebensmittel Platz bot. Das Bodenniveau von Europa- und Stephanplatz wurden so gestaltet, dass das Einkaufszentrum an diesen Seiten ebenerdig zu betreten ist. Hinter dem ehemaligen und heutigen Haupteingang liegt ein geräumiges, von einem gläsernen Tonnengewölbe überspanntes Foyer, das die Galerie nach drei Seiten erschließt. In achsialer Verlängerung erhebt sich das viergeschossige, von einer gläsernen Kuppel überfangene Forum, dessen Grundform einem spitzen Oval entspricht. Treppenaufgänge und zwei transparente Aufzüge vermitteln zwischen den einzelnen Verkaufsetagen.

2007 trennte sich die Deutsche Post AG von der Immobilie, die heute zur Balsa Grundstücksverwaltungs S.a.r.l. & Co. KG gehört. Verwaltet wird das Shoppingcenter seit 2013 von CEMAGG Management GmbH mit Sitz in der Erbprinzenstraße.

Katja Förster 2021

Quellen

Postgalerie Karlsruhe, https://postgalerie.de/ (Zugriff am 1. Dezember 2021); StadtAK 8/ZGS 72; Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 7. November 1995, 17. Oktober 1996, 21. November 1996, 22. Mai 1997, 17. Dezember 1997, 24. Januar 1998, 9. Juni 1998, 21. November 1998, 19. Januar 1999, 10. März 1999, 31. Juli 1999, 21. Oktober 2000.