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Naturtheater Lerchenberg


Ansicht des Theaters, 1920er-Jahre, Pfinzgaumuseum Durlach U I 608.

Naturtheater Lerchenberg

1919 erwarb Karl Weißinger, Werkmeister bei der Maschinenfabrik Gritzner, den ehemaligen Steinbruch am Lerchenberg in Durlach und baute ihn zusammen mit seinen Söhnen in vierjähriger Arbeit zu einem Freilichttheater aus. Es bot 2.000 Zuschauern Platz und lag am Strählerweg unterhalb der heutigen Hahnemannstraße. Familie Weißinger betrieb das Theater ab 1923 mit Restaurationsbetrieb und eigener Musikbegleitung zur Eröffnung der Stücke. Schauspieler des Badischen Staatstheaters traten zusammen mit Laiendarstellern auf, das Naturtheater war über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Geboten wurden vorwiegend Schwänke, Lust- und Singspiele. Das Wohnhaus der Weißingers war Mittelpunkt der Kulisse, bei Kammerszenen wurde sogar das Wohnzimmer durch Öffnung der Schiebetür zum Blauen Salon einbezogen. Die Vorstellungen auf der 150 Meter breiten und 60 Meter tiefen Bühne waren ein beliebtes Freizeitvergnügen in Durlach, das auch Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe und Umgebung anzog. Nach 1933 lobten die Nationalsozialisten die leichte Muse, die nun auch Stücke zur "völkischen Erbauung" umfasste. 1939 wurde das Theater bei Kriegsbeginn geschlossen. Nach Karl Weißingers Tod 1945 lebte seine Frau Pauline alleine auf dem Lerchenberg 7, die Spielstätte zerfiel. Das Gelände des ehemaligen Naturtheaters ist heute bebaut.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Mathias Tröndle: Durlach - Naturtheater Lerchenberg, in: Blick in die Geschichte Nr. 79 vom 27. Juni 2008.