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Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe


Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe

Mitglieder des ersten autonomen Karlsruher Jugendzentrums, der linksliberalen Werkstatt 68 e. V., gründeten 1978 einen Folk-Club, aus dem 1982 der Freie Kulturverein Tollhaus e. V. mit stark erweitertem Kulturkonzept hervorging. Noch im selben Jahr beteiligte sich der Verein an der Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren und Kulturinitiativen in Baden-Württemberg (LAKS), dank deren Bemühungen derartige Zentren und Initiativen seit 1987 vom Land finanziell gefördert werden. Im Haus der Jugendverbände Anne Frank fand am 1. Oktober 1982 das Debüt des Tollhauses statt, auf dem angrenzenden Engländerplatz im Sommer 1984 das erste Zeltival mit politisch links orientierten Kabarett-, Rock- und Pop-Gruppen. 1985 war das Tollhaus Mitinitiator und bis 1999 Mitveranstalter von Das Fest.

Das elfmonatige Projekt Provisorium – Modell eines soziokulturellen Zentrums für Karlsruhe (1990), in dessen Rahmen in einer leer stehenden Lagerhalle in der Nordweststadt 132 Eigen- und Koproduktionen (unter anderem mit dem Verein für sozialpädagogische Initiativen, der Aids-Initiative und der Gesellschaft für bedrohte Völker) in den Bereichen Jazz, Kabarett, Freies Theater, Vorträge, Ausstellungen etc. durchgeführt wurden, überzeugte den Gemeinderat von der Bedeutung und Notwendigkeit eines solchen Zentrums für Karlsruhe und die Region. Nach Abbruch der Halle im Januar 1991 bot die Stadt noch im selben Jahr dem Tollhaus als künftiges Domizil die ehemaligen Markthallen einschließlich der ehemaligen Wiegehalle für Kleinvieh auf dem alten Schlachthofgelände an der Durlacher Allee an. Nach einjährigem Umbau der im Neorenaissancestil errichteten Hallen verfügte das Tollhaus ab Oktober 1992 über einen Bühnensaal mit circa 450 Sitz- oder 700 Stehplätzen und Foyer. Das von gesellschaftspolitischer und multikultureller Toleranz getragene Programm, das auch verschiedene Festivals (unter anderem schwul-lesbisches Kulturfestival, Festival jüdischer Kulturen, erotisches Frauenfestival), innovatives und multimediales Tanztheater, Koproduktionen mit Jos Rinck, der Gruppe GOSH – Artistic in Concert, mit Sasha Waltz & Guests und anderes einbezog, stieß in der Öffentlichkeit auf große Resonanz.

Ab 2007 erfolgten umfassende Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen, die im Juni 2010 mit der Eröffnung eines neuen großen Saals, des so genannten Zelthauses, mit 750 Sitz- oder 1.300 Stehplätzen, einer bis zu 200 Quadratmetern großen Bühne und einem geräumigen, bespielbaren Foyer abgeschlossen wurden. Bereits 2001 war das Freigelände neben dem Tollhaus, das seit 1994 in den Sommermonaten mit Open-Air-Kino, Live-Veranstaltungen und dem Zeltival bespielt wurde, erweitert und neu gestaltet worden. 2003 unterstützt das Tollhaus mit dem Kulturring die Bewerbung von Karlsruhe als Europäische Kulturhauptstadt. 2004 gründete es mit Kulturschaffenden und Gewerbetreibenden die Arbeitsgemeinschaft Kreativpark mit dem Ziel, den Alten Schlachthof in ein Quartier des kreativen Schaffens und der synergetischen Ideenfindung umzuwandeln. Mit circa 260 Veranstaltungen und rund 100.000 Besuchern im Jahr stellt das Kulturzentrum Tollhaus heute eine feste Größe des städtischen Kulturlebens dar.

Katja Förster 2014

Literatur

https://www.tollhaus.de (Zugriff am 17. April 2014); 30 Jahre ff. Das Tollhaus von seinen Anfängen bis heute, hrsg. vom Kulturzentrum Tollhaus, Karlsruhe 2013.