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Sozialistische Republik


Teil der Titelseite der ersten Ausgabe der Zeitung Sozialistische Republik, 4. Januar 1919, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Ze 32.

Sozialistische Republik

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), die in Karlsruhe im Mai 1917 als Abspaltung von der SPD gegründet worden war, gab seit dem 1. Januar 1919 in Karlsruhe eine eigene Zeitung, die "Sozialistische Republik", heraus. Diese erschien zunächst als Wochenblatt in circa DIN-A 4, dann ab der Nummer 5 in circa DIN-A 3 und ab Nummer 73 in Zeitungsformat. Seit April 1919 wurde aus dem Wochenblatt sukzessive eine Tageszeitung, die zunächst alle drei Tage und seit dem 1. Januar 1920 täglich erschien. Für die späte Umstellung auf eine Tageszeitung war unter anderem die stockende Zuweisung von Zeitungspapier verantwortlich.

Die Redakteure wechselten rasch, dem ersten Chefredakteur Dr. Knud Ahlhorn, Schriftsteller aus München, folgten Georg Dietrich, der die Stelle Jacob Trabinger überließ, als dieser arbeitslos wurde. Auf den späteren SPD-Stadtrat Hermann Jung folgte Parteisekretär Bernhard Kruse. Jung wurde 1933 unter anderem wegen seiner Redakteurstätigkeit aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus seiner Stelle bei der Stadt Karlsruhe entlassen, die er am 1. April 1920 als Aushilfsbeamter bei der Bekleidungsstelle begonnen hatte.

Da Kruse die Doppelbelastung als Chefredakteur und Parteisekretär nicht auf Dauer tragen konnte, wurde der Redakteur und der Moskauer Richtung zuneigende Hermann Polack, zuvor bei der Freiheit in Braunschweig, als Nachfolger gewonnen. Ihm zur Seite stand Lokalredakteur Deubel. Nach der Vereinigung der USPD und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zunächst als "Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands" (VKPD) stellte die "Sozialistische Republik" Ende 1920 ihr Erscheinen ein. Das neue Organ der VKPD für ihren "Bezirk Baden und Pfalz" wurde die regionale "Rote Fahne" (1922-1933: "Arbeiter-Zeitung") für Mannheim und Baden mit Verlagsort Mannheim. In Karlsruhe bestand eine Geschäftsstelle in der Kurvenstraße (später Teil der Jollystraße) 23, wo zuvor die Sozialistische Republik residierte.

Ernst Otto Bräunche 2021

Quelle

Sozialistische Republik, StadtAK Ze 32.

Literatur

Ernst Otto Bräunche: „Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen“ – Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Ernst Otto Bräunche/Frank Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer (Hrsg.): Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, Karlsruhe 2020, S. 89-115, S. 30-33 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35); Ernst Otto Bräunche: "Schon wieder eine neue Zeitung!" Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Manfred Koch (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022, S. 187-216 (= Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21).