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Nikolauskapelle


Nikolauskapelle, im Hintergrund das Basler Tor, dahinter der Turm der evangelischen Stadtkirche, um 1930, Pfinzgaumuseum Durlach U I 310.

Nikolauskapelle

Die Nikolauskapelle ist ein heute nicht mehr als Kirche genutztes Gebäude in Durlach (Basler-Tor-Straße 6). An dieser Stelle ist für das Jahr 1535 erstmals eine Kapelle nachgewiesen. Um dieses erste Gotteshaus herum, also vor dem Basler-Tor-Turm und damit vor den Toren der Stadt, wurde nach der Verlegung der Residenz von Pforzheim nach Durlach 1565 der neue Durlacher Friedhof angelegt, nachdem der an der Stadtkirche gelegene Friedhof zu klein geworden war. Dieser Friedhof ist 1577 erstmals urkundlich erwähnt. Beim großen Brand in Durlach von 1689 brannte die Kapelle ab. Sie wurde anschließend lediglich provisorisch wieder aufgebaut, sodass sie bei einem Sturm 1711 erneut zerstört wurde. Durch Spenden finanziert, die aus einer Kollekte und einer Haussammlung zusammengekommen waren, konnte im Folgejahr der zweite Wiederaufbau nach Plänen des Architekten Jakob Friedrich von Batzendorf erfolgen. Batzendorfs Pläne sahen einen Saalraum mit stabilem Walmdach vor, wobei der stützenfreie Dachstuhl eine Spannweite von 14 Meter aufweist.

In der Folgezeit diente die Nikolauskapelle bis 1900 als Friedhofskapelle. Nachdem in jenem Jahr der inzwischen zu klein gewordene Friedhof geschlossen und 1902 der Bergfriedhof mit neuer Kapelle errichtet worden war, nutzten die Altkatholiken die Nikolauskapelle vorübergehend für ihre Gottesdienste. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte die Kapelle zeitweise den Verband der Kriegsbeschädigten, den Siedler- und Kleingärtnerverein sowie eine Karnevalsgesellschaft. 1954 wurden an der nördlichen Außenwand des Gebäudes sieben Grabsteine aufgestellt, die bis 1949 den Bodenbelag der Kapelle gebildet hatten. Sie erinnern wahrscheinlich an die jung verstorbenen Kinder, die Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach mit seinen Mätressen gezeugt hatte.

1976 erfolgte die Umnutzung der Nikolauskapelle als von der Arbeiterwohlfahrt betriebene Tagesstätte für Senioren. Nachdem das Gotteshaus in den 1980er-Jahren profaniert worden war, wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und im Jahr 2002 nach Auflagen des Landesdenkmalamts generalsaniert und in der Weise umgebaut, dass optimale räumliche Bedingungen für eine multifunktionale und flexible Nutzung entstanden. Der Hauptraum hat eine Fläche von 109 Quadratmetern und ist mit Parkettboden und Möbeln ausgestattet. Durch seine gute Akustik eignet sich der Raum für Lesungen, Vorträge, Theateraufführungen, Konzerte, Weihnachts- und Familienfeiern sowie für Veranstaltungen von Vereinen, Organisationen und Institutionen.

René Gilbert 2017

Literatur

Susanne Asche: Die Bürgerstadt, in: Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung – Fürstenresidenz – Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, S. 147–443, hier S. 170 f., S. 314 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 17), Buch zum Download (PDF); Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 219 f.; https://www.karlsruhe.de/stadt-rathaus/stadtteile-ortsverwaltungen/stadtamt-durlach/vermietung-in-durlach (Zugriff jeweils am 19. Oktober 2022).