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Indianerfreunde Karlsruhe 1952 e. V.


Indianerfreunde Karlsruhe am Wigwam sitzend, 1967, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A14/115/6/39.

Indianerfreunde Karlsruhe 1952 e. V.

Im November 1948 wurde der Indianerverein Sioux im Restaurant Jägerstube in der Südstadt gegründet. Gründungsmitglieder waren unter anderen die schon vor dem Krieg als Südstadtindianer aktiven Gotthardt und Toni Hauser, Albert Weber und Josef Huber. 1951 gingen die Interessen der Vereinsmitglieder auseinander. Einige Mitglieder wollten sich ernster mit dem Brauchtum und der Tradition des amerikanischen Westens beschäftigen und sich nicht mehr nur zum Fasching als Indianer verkleiden. Erstere gründeten 1952 nach der Auflösung der Sioux die Indianerfreunde Karlsruhe 1952 e. V. In demselben Jahr wurde dem Verein ein Gelände im Oberwald zugesichert, auf dem sich bis heute ein Großteil ihres Vereinslebens abspielt. Die Mitglieder errichteten dort eine Hütte, welche jedoch durch Brandstiftung zerstört wurde. 1957 wurde daraufhin ein richtiges Clubhaus errichtet, das heute noch besteht. Bei schlechtem Wetter trafen sich die Vereinsmitglieder im Restaurant Walhalla in der Südstadt. Die Indianerbegeisterung zog sogar den Oberbürgermeister Günther Klotz in den Bann. Mitte der 1960-er Jahre wurde er Ehrenmitglied des Vereins.

Die Indianerfreunde nahmen seitdem an vielen Westerntreffen in Deutschland teil, organisierten aber auch alljährlich ihren Indian Day mit Bogenschießen, Trommel- und Tanzvorführungen auf ihrem Vereinsgelände im Oberwald und traten bei Vereinsfesten unter anderem der Bürgergesellschaft der Südstadt auf. Einen großen Teil der Aktivitäten nahm aber auch die allseits bewunderte Herstellung von authentischer Bekleidung, Mokassins und Stickereien nach historischem Vorbild der Ureinwohner Nordamerikas ein, was auch in einem Film des SWR von 1998 dokumentiert wurde, bei dem der langjährige Häuptling des Vereins Albert Weber ein Interview gab.

Bei den gut frequentierten Ausstellungen Cowboy & Indianer made in Germany des Badischen Landesmuseums und Rund um den Indianerbrunnen. Rothäute in der Südstadt des Stadtmuseums traten die Indianerfreunde 2016 im Begleitprogramm auf, was in Presse und Medien auf eine gute Resonanz stieß.

Peter Pretsch 2021

Literatur

Bürgergesellschaft der Südstadt e. V. Karlsruhe (Hrsg.): 100 Jahre Bürger-Gesellschaft der Südstadt e. V. Karlsruhe. Chronik unseres Stadtteils, Karlsruhe 1988; Peter Pretsch: "Geöffnetes Narren-Turney". Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Andreas Seim (Hrsg.): Cowboy & Indianer made in Germany: Katalog der Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 2016; Kevin Sternitzke: Wenn das Tipi im Stadtwald steht. Seit über 100 Jahren wird im Südwesten beim "Indianer spielen" das Wildwest-Fieber ausgelebt, in: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg 3/2016, S. 10-11; Nina Setzler: Pow-Wow im Palaisgarten, Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 2. Mai 2016.