Hofgut Scheibenhardt
Das Bulach benachbarte Hofgut Scheibenhardt wird schon im 12. Jahrhundert in den Annalen des Klosters Hirsau erwähnt. Es war wohl bereits damals eine sogenannte Grangie, das heißt ein Klosterhof, der der Landwirtschaft diente. Markgraf Rudolf I. von Baden bestätigte 1283 dem Kloster Herrenalb diesen Besitz. Markgraf Jakob I. ließ dort einen See zur Fischzucht anlegen, der später verlandete. Heute erinnert noch der Flurname Kleinseeäcker daran. Wenig später verkaufte das Kloster Herrenalb das Gut an die Stadt Ettlingen. Wie Scheibenhardt als Klosterhof ausgesehen hat, ist daher auf einer Gemarkungskarte der Stadt Ettlingen von 1563 überliefert.
Das Schlossgebäude entstand erst im 18. Jahrhundert, nachdem Scheibenhardt Eigentum der baden-badischen Herrschaft geworden war und die Folgen des Dreißigjährigen und des Pfälzischen Erbfolgekrieges überwunden worden waren. Markgräfin Sybilla Augusta ließ hier ein Mustergut anlegen. Der Bau des Schlosses war zwar bereits 1699 unter ihrem 1707 verstorbenen Gemahl Ludwig Wilhelm, dem Türkenlouis, durch Architekt Domenico Egidio Rossi begonnen worden, erreichte seine heutige Gestalt aber erst 1754. Die weitläufige Anlage des Hofguts mit Meierei, Branntweinbrennerei, Schäferei, Brücken- und Stallbauten wurde 1781, zehn Jahre nach der Vereinigung der beiden badischen Markgrafschaften unter Markgraf Karl Friedrich, vollendet.
Das Hofgut umfasste eine beachtliche Viehzucht sowie Äcker und Wiesen und wurde nach einem bestimmten Kulturplan bewirtschaftet. Schloss Scheibenhardt diente des Öfteren den Angehörigen des badischen Fürstenhauses als Aufenthaltsort. 1810 erhielt die von ihrem Gatten getrennt lebende Königin Friederike von Schweden mit ihren Kindern das Schloss als Domizil, zog dann aber doch lieber in das nach ihr benannte Schwedenpalais um. Nach dem Tod ihres Gatten wohnte Großherzogin Stephanie von Baden 1818/19 im Schloss. Schon vorher hatte sie dort Bänke aufstellen und Spazierwege anlegen lassen. 1868 wurden Schloss und Hofgut an die Militärverwaltung verpachtet, die Inventar und Innendekorationen entfernen ließ. Zehn Jahre später wurde hier eine Erziehungsanstalt für Knaben und später für Mädchen eingerichtet.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde anfangs ein weiblicher Arbeitsdienst und bald darauf die Reichsbauernschule dort untergebracht. Das ehemalige Hofgut bestand daneben als landwirtschaftlicher Betrieb weiter. Es war 1926 mit der Gemarkung Bulach vereinigt worden, blieb aber in staatlichem Besitz. Nach 1945 wurde das Schloss zunächst wieder Mädchenheim und ist seit 1968 eine Zweigstelle der Staatlichen Kunstakademie für ihre Werkstätten. 1993 wurde das weitläufige Gelände um das Schloss an einen Golfclub verpachtet, der seitdem ebenfalls dort aktiv ist.
Quellen
Süddeutscher Barock, hier Jagdschloss Scheibenhardt, Website von Pius Bieri, https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/s-z/Scheibenhardt.html (Zugriff am 23. Februar 25).
Literatur
Peter Pretsch: Karlsruher Stadtteile: Bulach. Ausstellung im Prinz-Max-Palais zur 800-Jahr-Feier, Karlsruhe 1993, S. 19-21; Herbert Maisch: Bulacher Ortschronik, Karlsruhe 1993, S. 229-236.