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Stupferich

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Aufnahme von 1987, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 405/25.

Stupferich

Stupferich ist der südöstlichste Stadtteil von Karlsruhe. Mit seiner Lage auf 215 Metern über Normalhöhennull gehört er wie Palmbach, Grün- und Hohenwettersbach zu den Höhenstadtteilen (Bergdörfern), aber geographisch als einziger vollständig zum westlichen Kraichgau.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Stupferich um das Jahr 1100 unter der Bezeichnung Stutpferrich in einer Kopie des Codex Hirsaugiensis aus dem 16. Jahrhundert, als Ufgaugraf Reginbodo von Malsch dem Kloster Hirsau die Kirche St. Cyriakus und weitere Besitzungen übertrug. Der Ortsname bezeichnet eine Pferdezucht, die der Graf dort betrieb. Für die Zeit von 1283 bis 1318 ist ein Ortsadel nachweisbar. Zudem ist ab 1292 der badische Markgraf als Lehnsherr von Stupferich belegt, dessen Vasall Albert Hofwart von Sickingen 1296 eine Hälfte des Dorfes an das Kloster Herrenalb verkaufte. Aufgrund des Kaufs einer Roggengült durch das Kloster von dem Durlacher Bürger Werner Bersche kam 1307 die gesamte Ortschaft in klösterlichen Besitz, wobei bereits im folgenden Jahr einige Besitzungen gegen markgräfliche Güter zu Malsch und Forchheim eingetauscht wurden. 1526 kaufte der badische Markgraf Philipp I. Stupferich vom Kloster Herrenalb. Neun Jahre später fiel es im Zuge der Teilung Badens an dessen älteren Bruder Bernhard III. und damit an die katholische Linie Baden-Baden (Amt Ettlingen). In Stupferich lebten daher bis ins 19. Jahrhundert nahezu ausschließlich Einwohner katholischer Konfession.

Für das Jahr 1620, am Beginn des Dreißigjährigen Krieges, ist der erste Dorflehrer nachgewiesen, der seine Besoldung von der Gemeinde erhielt. Während der gesamten Kriegszeit fiel das Dorf wiederholt Brandschatzungen und Plünderungen zum Opfer, sodass am Kriegsende nur drei Häuser unversehrt blieben. Von den Folgen erholte sich der Ort erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, als die noch heute im Zentrum bestehenden Fachwerkhäuser, die neue St. Cyriakus-Kirche nach Plänen von Peter Ernst Rohrer (1765 geweiht) und das von Johann Friedrich Weyhing entworfene Pfarrhaus (1779) gebaut wurden. Sowohl Kirche als auch Pfarrhaus sind heute als Kulturdenkmäler ausgewiesen.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl von 662 (1816) auf 934 (1852). Die Gründung der "Stumpenfabrik" (Schließung 1954) zur Verarbeitung des im Ort angepflanzten Tabaks markierte 1880 den Beginn eines wirtschaftlichen Aufschwungs in Stupferich. Es folgten 1897 das Möbelwerk von Pius Becker und das 1925 gegründete Busunternehmen von Josef Vogel, der gleichzeitig die erste Omnibuslinie im Landkreis Karlsruhe einrichtete. In diese Zeit (1892) fiel auch der Bau der Wasserleitung für die Gemeinden des Alb-Pfinz-Plateaus, durch die das mühevolle Wasserholen am Dorfbrunnen der Vergangenheit angehörte. Der bescheidene Wohlstand erlaubte es der Gemeinde 1901 ein kleines Rathaus und 1921 ein größeres Schulhaus zu bauen. Nach der Fertigstellung des neuen Volksschulgebäudes 1962 erfolgte der Umzug des Rathauses in das alte Schulhaus.

In den 1930er-Jahren wurde in Stupferich mit dem Bau der Kanalisation begonnen, der in der Nachkriegszeit abgeschlossen wurde. Von Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb der Ort weitgehend verschont, allerdings verloren 198 Soldaten aus Stupferich im Krieg ihr Leben. An sie erinnert der auf dem Ortsfriedhof stehende Gedenkstein. In dessen Nähe befindet sich das Gefallenendenkmal in Erinnerung an die Opfer beider Weltkriege. Die Nachkriegszeit war in Stupferich durch die Aufnahme und Integration von 360 Heimatvertriebenen geprägt, wodurch sich die Einwohnerzahl bis 1950 auf 1.373 erhöhte. Dem dadurch sprunghaft gestiegenen Bedarf an Häusern und Wohnungen begegnete man ab der Mitte der 1950er-Jahre mit einem intensiven Siedlungsbau.

Im Zuge der baden-württembergischen Gebietsreform war Stupferich die erste Gemeinde, die – unter Zustimmung einer breiten Mehrheit der Bevölkerung – zum 1. Januar 1972 in den Karlsruher Stadtverband aufgenommen wurde. Die Eingemeindung zahlte sich für den neuen Stadtteil insofern aus, als der Eingemeindungsvertrag den Bau einer Veranstaltungshalle vorsah, der 1974 mit der Errichtung der Bergleshalle auch umgesetzt wurde. 1980 kam als weitere Versammlungsstätte das Gemeindezentrum Stupferich hinzu. 1983 konnte die evangelische Gemeinde ihren ersten Kirchenbau einweihen.

Ende 2013 lebten in Stupferich 2.671 Menschen. Damit ist Stupferich gemessen an der Einwohnerzahl nach Palmbach der zweitkleinste Karlsruher Stadtteil. Mit 650 Hektar Gemarkungsfläche weist er zudem die geringste Bevölkerungsdichte je Hektar (4,11) im Stadtgebiet auf.


René Gilbert 2015

Quelle

StadtAK 8/ZGS 97.

Literatur

Horst Schade: Ortsgeschichte Stupferich, 2. Aufl. Karlsruhe 1986; Ernst Otto Bräunche: Stupferich, in: Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1992, S. 278 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 27. Juli 2022); Peter Pretsch (Bearb.): Stupferich – Ausstellung des Pfinzgaumuseums in der Karlsburg Durlach zur 900-Jahr-Feier vom 2. Dezember 2000 bis 4. März 2001.