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De:Lexikon:bio-0613: Unterschied zwischen den Versionen

 
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1918 beteiligte sie sich in einigen Gremien der Münchner Räterepublik, unter anderem im Frauen- und Arbeiterrat sowie geistigen Rat. Zusammen mit ihrem Mann gehörte sie in München zur dortigen zionistischen Bewegung und wurde insbesondere im Jüdischen Frauenbund sowie in der Women's International Zionist Organization aktiv.
1918 beteiligte sie sich in einigen Gremien der Münchner Räterepublik, unter anderem im Frauen- und Arbeiterrat sowie geistigen Rat. Zusammen mit ihrem Mann gehörte sie in München zur dortigen zionistischen Bewegung und wurde insbesondere im Jüdischen Frauenbund sowie in der Women's International Zionist Organization aktiv.


Nach dem Tod ihres Mannes emigrierte sie mit ihren Kindern 1933 nach Palästina, wo sie in Jerusalem bis an ihr Lebensende als Ärztin und Sozialarbeiterin tätig war. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagierte sich Rahel Straus in Organisationen der jüdischen Frauenbewegung.
Nach dem Tod ihres Mannes emigrierte sie mit ihren beiden jüngsten Kindern 1933 nach Palästina, wo sie in Jerusalem bis 1940 als Ärztin praktizierte. Danach wirkte sie weiter in der Sozialarbeit für Frauen und Kinder. Auch als Autorin von Kinderbüchern machte sie sich einen Namen. Ihr Projekte "AKIM Jerusalem" zur Behindertenförderung mit einer "Beth Rahel Straus" benannten Ausbildungsstätte besteht bis heute. Ihr anhaltendes Engagement für die Frauenbewegung führte 1952 zur Gründung der israelischen Gruppe der "Women’s International League for Peace and Freedom", deren Ehrenpräsidentin sie bis zu ihrem Tod blieb.


Im Jahr 2000 benannte die Stadt Karlsruhe die <lex id="top-2226">Rahel-Straus-Straße</lex> nach ihr. Auch in München und Oldenburg wurden Straßen nach ihr benannt. Die Fakultät für Medizin der Universität Heidelberg unterstützt mit dem "Rahel Goitein-Straus-Förderprogramm" die Habilitationen von Frauen. Die Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie" verleiht seit 2019 den Rahel-Straus-Preis für nachhaltige Projekte der <lex id="ereig-307">Erinnerungskultur</lex>.
Im Jahr 2000 benannte die Stadt Karlsruhe die <lex id="top-2226">Rahel-Straus-Straße</lex> nach ihr.


<div style="text-align:right;">''Anja Geyer 2014''</div>
<div style="text-align:right;">''Anja Geyer/Manfred Koch 2014/2021''</div>


==Quellen==
==Quellen==
Rahel Straus: Wir lebten in Deutschland. Erinnerungen einer deutschen Jüdin 1880-1933, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 2. Aufl. 1962; Abiturrede von Rahel Straus, geb. Goitein, gehalten im Lessing-Gymnasium Karlsruhe, in: 100 Jahre Mädchengymnasium in Deutschland, Karlsruhe 1993 (StadtAK 8/StS 13/Bd. 2/344).
Teilnachlässe: Leo-Baeck-Institut, New York; Nationalbibliothek Israel, Jerusalem; Badische Landesbibliothek, Karlsruhe; Abiturrede von Rahel Straus, geb. Goitein, gehalten im Lessing-Gymnasium Karlsruhe, in: 100 Jahre Mädchengymnasium in Deutschland, Karlsruhe 1993 (StadtAK 8/StS 13/Bd. 2/344); Rahel Strauss, geb. Goitin. Wir lebten in Deutschland. Erinnerungen einer deutschen Jüdin. Essay von Wolfgang Dästner, Freiburg 2022.
==Werke==
Ein Fall von Chorionepitheliom, Diss. med. München, München 1907; Wir lebten in Deutschland. Erinnerungen einer deutschen Jüdin 1880-1933, Stuttgart, 1. Aufl. 1961, 2. Und 3. Aufl. 1962.
==Literatur==
==Literatur==
Christiane Schmelzkopf: Rahel Straus, in: Juden in Karlsruhe, Karlsruhe 1988, S. 471–480 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8) https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP43xhW57iB/Juden%20in%20Karlsruhe.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020); Marita Krauss: Ein voll erfülltes Frauenleben. Die Ärztin, Mutter und Zionistin Rahel Straus, in: Hiltrud Häntzschel/Hadumod Bußmann (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern, München 1997, S. 236-241.
Christiane Schmelzkopf: Rahel Straus, in: Juden in Karlsruhe, Karlsruhe 1988, S. 471–480 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8), [https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2NjQ0NTIyNTUsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluXC91c2VyX3VwbG9hZFwvTWFuZGFudGVuc2VpdGVuXC9TdGFkdGFyY2hpdlwvMDVfU3RhZHRnZXNjaGljaHRlXC8wNF9QdWJsaWthdGlvbmVuXC9WZXJncmlmZmVuZVwvSnVkZW5faW5fS2FybHNydWhlX29wdC5wZGYiLCJwYWdlIjoyNzgyfQ.J7fOOzbesbpblYcEF8_b8RsS8iNV_vmA3ygPa_f4CVI/Juden_in_Karlsruhe_opt.pdf Buch zum Download (PDF)] (Zugriff am 30. September 2022); Marita Krauss: Ein voll erfülltes Frauenleben. Die Ärztin, Mutter und Zionistin Rahel Straus, in: Hiltrud Häntzschel/Hadumod Bußmann (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern, München 1997, S. 236-241.

Aktuelle Version vom 6. November 2023, 09:49 Uhr


Rahel Goitein als Medizinstudentin um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1843.

Rahel Straus

Ärztin, Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin, * 21. März 1880 Karlsruhe, † 15. Mai 1963 Jerusalem, jüd., ∞ 1905 Elias Strauß, 5 Kinder.

Rahel Straus wuchs als Tochter des orthodoxen Rabbiners Gabor Goitein und seiner Frau Ida in Karlsruhe auf. Nach dem frühen Tod des Vaters brachte die Mutter sich und ihre vier Kinder unter anderem als Erzieherin durch. Sie verhalf ihren Töchtern unter großen Entbehrungen zur bestmöglichen Ausbildung gegen die Widerstände und Kritik ihres Umfeldes.

Nachdem sie die Höhere Mädchenschule 1893 abgeschlossen hatte, besuchte Straus das erste Mädchengymnasium Deutschlands (heutiges Lessing-Gymnasium). Im Jahr 1899 legten die ersten vier Schülerinnen in Deutschland dort das Abitur ab, darunter Rahel Straus. Sie hielt die erste Abiturrede einer jungen Frau in Deutschland, in der sie unter anderem die Bildungschancen von Frauen thematisierte. Anschließend studierte sie trotz der ablehnenden Haltung einiger Professoren als erste Frau an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1905 bestand sie das ärztliche Staatsexamen. Im selben Jahr heiratete sie den ebenfalls aus Karlsruhe stammenden Rechtsanwalt und bekannten Zionisten Elias Straus und zog mit ihm nach München. 1907 erhielt sie den Doktortitel sowie die Approbation. 1908 eröffnete Straus eine eigene Praxis und arbeitete als zugelassene Gynäkologin.

1918 beteiligte sie sich in einigen Gremien der Münchner Räterepublik, unter anderem im Frauen- und Arbeiterrat sowie geistigen Rat. Zusammen mit ihrem Mann gehörte sie in München zur dortigen zionistischen Bewegung und wurde insbesondere im Jüdischen Frauenbund sowie in der Women's International Zionist Organization aktiv.

Nach dem Tod ihres Mannes emigrierte sie mit ihren beiden jüngsten Kindern 1933 nach Palästina, wo sie in Jerusalem bis 1940 als Ärztin praktizierte. Danach wirkte sie weiter in der Sozialarbeit für Frauen und Kinder. Auch als Autorin von Kinderbüchern machte sie sich einen Namen. Ihr Projekte "AKIM Jerusalem" zur Behindertenförderung mit einer "Beth Rahel Straus" benannten Ausbildungsstätte besteht bis heute. Ihr anhaltendes Engagement für die Frauenbewegung führte 1952 zur Gründung der israelischen Gruppe der "Women’s International League for Peace and Freedom", deren Ehrenpräsidentin sie bis zu ihrem Tod blieb.

Im Jahr 2000 benannte die Stadt Karlsruhe die Rahel-Straus-Straße nach ihr. Auch in München und Oldenburg wurden Straßen nach ihr benannt. Die Fakultät für Medizin der Universität Heidelberg unterstützt mit dem "Rahel Goitein-Straus-Förderprogramm" die Habilitationen von Frauen. Die Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie" verleiht seit 2019 den Rahel-Straus-Preis für nachhaltige Projekte der Erinnerungskultur.

Anja Geyer/Manfred Koch 2014/2021

Quellen

Teilnachlässe: Leo-Baeck-Institut, New York; Nationalbibliothek Israel, Jerusalem; Badische Landesbibliothek, Karlsruhe; Abiturrede von Rahel Straus, geb. Goitein, gehalten im Lessing-Gymnasium Karlsruhe, in: 100 Jahre Mädchengymnasium in Deutschland, Karlsruhe 1993 (StadtAK 8/StS 13/Bd. 2/344); Rahel Strauss, geb. Goitin. Wir lebten in Deutschland. Erinnerungen einer deutschen Jüdin. Essay von Wolfgang Dästner, Freiburg 2022.

Werke

Ein Fall von Chorionepitheliom, Diss. med. München, München 1907; Wir lebten in Deutschland. Erinnerungen einer deutschen Jüdin 1880-1933, Stuttgart, 1. Aufl. 1961, 2. Und 3. Aufl. 1962.

Literatur

Christiane Schmelzkopf: Rahel Straus, in: Juden in Karlsruhe, Karlsruhe 1988, S. 471–480 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 30. September 2022); Marita Krauss: Ein voll erfülltes Frauenleben. Die Ärztin, Mutter und Zionistin Rahel Straus, in: Hiltrud Häntzschel/Hadumod Bußmann (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern, München 1997, S. 236-241.