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De:Lexikon:bio-0717: Unterschied zwischen den Versionen

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Architekt, Professor, * 18. Januar 1844 Kassel, † 5. Mai 1908 Karlsfeld bei Halle a. d. Saale, ev., ∞ 1870 Clara Bensch, 3 Söhne, 1 Tochter.<br/ ><br/ >
Architekt, Professor, * 18. Januar 1844 Kassel, † 5. Mai 1908 Karlsfeld bei Halle a. d. Saale, ev., ∞ 1870 Clara Bensch, 3 Söhne, 1 Tochter.<br/ ><br/ >
Seine Eltern, ein Gastwirtspaar, verlor Carl Wilhelm Ernst Schäfer früh. Zielstrebig und begabt schaffte er 1858-1862 ein Studium der Ingenieurwissenschaften und der Architektur an der Höheren Gewerbeschule Kassel und wurde Lehrer an der Baugewerkeschule in Holzminden. Danach führten ihn verschiedene Tätigkeiten nach Hannover, Paderborn, München und wieder nach Kassel, wo er 1868-1870 seinem Lehrer Georg G. Ungewitter nachfolgte. Von 1871-1878 war er Universitäts- und zeitweise auch Stadtbaumeister in Marburg, wo er sich vor allem mit dem neogotischen Auditoriengebäude (1872-1879) einen internationalen Namen machte. 1877 ging er nach Berlin, habilitierte sich im April 1878 im Fach Architektur und nahm eine Lehrtätigkeit an der dortigen Bauakademie (seit 1879 Technische Hochschule (TH) Berlin-Charlottenburg) auf, die ihn 1885 zum ordentlichen Professor für Baukunst des Mittelalters ernannte. 1894 nahm er einen Ruf als Nachfolger von <lex id="bio-0698">Heinrich Lang</lex> an der <lex id="ins-0911">TH Karlsruhe</lex> an und lehrte hier bis 1907. Schäfer gilt als bedeutender Vertreter der Neugotik, aber mit seiner Vorliebe für Fachwerk auch als Vorläufer des Heimatstils. In Karlsruhe wurde er zum Lehrer wichtiger Architekten wie Max Berg, Hermann Muthesius, Hans Poelzig, Paul Schmitthenner und Fritz Schumacher.
Seine Eltern, ein Gastwirtspaar, verlor Carl Wilhelm Ernst Schäfer früh. Zielstrebig und begabt schaffte er 1858-1862 ein Studium der Ingenieurwissenschaften und der Architektur an der Höheren Gewerbeschule Kassel und wurde Lehrer an der Baugewerkeschule in Holzminden. Danach führten ihn verschiedene Tätigkeiten nach Hannover, Paderborn, München und wieder nach Kassel, wo er 1868-1870 seinem Lehrer Georg G. Ungewitter nachfolgte. Von 1871-1878 war er Universitäts- und zeitweise auch Stadtbaumeister in Marburg, wo er sich vor allem mit dem neogotischen Auditoriengebäude (1872-1879) einen internationalen Namen machte. 1877 ging er nach Berlin, habilitierte sich im April 1878 im Fach Architektur und nahm eine Lehrtätigkeit an der dortigen Bauakademie (seit 1879 Technische Hochschule (TH) Berlin-Charlottenburg) auf, die ihn 1885 zum ordentlichen Professor für Baukunst des Mittelalters ernannte. 1894 nahm er einen Ruf als Nachfolger von <lex id="bio-0698">Heinrich Lang</lex> an der <lex id="ins-0911">TH Karlsruhe</lex> an und lehrte hier bis 1907. Schäfer gilt als bedeutender Vertreter der Neugotik, aber mit seiner Vorliebe für Fachwerk auch als Vorläufer des Heimatstils. In Karlsruhe wurde er zum Lehrer wichtiger Architekten wie Max Berg, Hermann Muthesius, Hans Poelzig, Paul Schmitthenner und Fritz Schumacher.<br/>
Während der Karlsruher Jahre konnte er nochmals eine rege Bautätigkeit in Baden und im Elsass entfalten. Zu seinen Werken zählen private und öffentliche Profanbauten wie auch Kirchen und denkmalpflegerische Arbeiten. In Karlsruhe baute er die <lex id="ins-1303">altkatholische Kirche</lex> mit Pfarrhaus (1895-1897), die Gastwirtschaft <lex id="ins-0293">„Zum Kühlen Krug“</lex> (1897-1898) und die <lex id="ins-1518">Militärschwimmschule</lex>. Um seine Wiederherstellung des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloss (1895-1903) entbrannte ein heftiger denkmalpflegerischer Streit um die Frage Restaurierung oder Konservierung.
Während der Karlsruher Jahre konnte er nochmals eine rege Bautätigkeit in Baden und im Elsass entfalten. Zu seinen Werken zählen private und öffentliche Profanbauten wie auch Kirchen und denkmalpflegerische Arbeiten. In Karlsruhe baute er die <lex id="ins-1303">altkatholische Kirche</lex> mit Pfarrhaus (1895-1897), die Gastwirtschaft <lex id="ins-0293">„Zum Kühlen Krug“</lex> (1897-1898) und die <lex id="ins-1518">Militärschwimmschule</lex>. Um seine Wiederherstellung des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloss (1895-1903) entbrannte ein heftiger denkmalpflegerischer Streit um die Frage Restaurierung oder Konservierung.<br/>
Carl Schäfer erhielt nach Abschluss der Restaurierung im Heidelberger Schloss das Ritterkreuz des Ordens Berthold I. und wurde 1905 Ehrendoktor der TH Dresden. In Karlsruhe erinnert an ihn seit 2009 die <lex id="top-0478">Carl-Schäfer-Straße</lex>.
Carl Schäfer erhielt nach Abschluss der Restaurierung im Heidelberger Schloss das Ritterkreuz des Ordens Berthold I. und wurde 1905 Ehrendoktor der TH Dresden. In Karlsruhe erinnert an ihn seit 2009 die <lex id="top-0478">Carl-Schäfer-Straße</lex>.

Version vom 9. Juli 2015, 11:09 Uhr

Schäfer, Carl Wilhelm Ernst

Architekt, Professor, * 18. Januar 1844 Kassel, † 5. Mai 1908 Karlsfeld bei Halle a. d. Saale, ev., ∞ 1870 Clara Bensch, 3 Söhne, 1 Tochter.

Seine Eltern, ein Gastwirtspaar, verlor Carl Wilhelm Ernst Schäfer früh. Zielstrebig und begabt schaffte er 1858-1862 ein Studium der Ingenieurwissenschaften und der Architektur an der Höheren Gewerbeschule Kassel und wurde Lehrer an der Baugewerkeschule in Holzminden. Danach führten ihn verschiedene Tätigkeiten nach Hannover, Paderborn, München und wieder nach Kassel, wo er 1868-1870 seinem Lehrer Georg G. Ungewitter nachfolgte. Von 1871-1878 war er Universitäts- und zeitweise auch Stadtbaumeister in Marburg, wo er sich vor allem mit dem neogotischen Auditoriengebäude (1872-1879) einen internationalen Namen machte. 1877 ging er nach Berlin, habilitierte sich im April 1878 im Fach Architektur und nahm eine Lehrtätigkeit an der dortigen Bauakademie (seit 1879 Technische Hochschule (TH) Berlin-Charlottenburg) auf, die ihn 1885 zum ordentlichen Professor für Baukunst des Mittelalters ernannte. 1894 nahm er einen Ruf als Nachfolger von Heinrich Lang an der TH Karlsruhe an und lehrte hier bis 1907. Schäfer gilt als bedeutender Vertreter der Neugotik, aber mit seiner Vorliebe für Fachwerk auch als Vorläufer des Heimatstils. In Karlsruhe wurde er zum Lehrer wichtiger Architekten wie Max Berg, Hermann Muthesius, Hans Poelzig, Paul Schmitthenner und Fritz Schumacher.
Während der Karlsruher Jahre konnte er nochmals eine rege Bautätigkeit in Baden und im Elsass entfalten. Zu seinen Werken zählen private und öffentliche Profanbauten wie auch Kirchen und denkmalpflegerische Arbeiten. In Karlsruhe baute er die altkatholische Kirche mit Pfarrhaus (1895-1897), die Gastwirtschaft „Zum Kühlen Krug“ (1897-1898) und die Militärschwimmschule. Um seine Wiederherstellung des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloss (1895-1903) entbrannte ein heftiger denkmalpflegerischer Streit um die Frage Restaurierung oder Konservierung.
Carl Schäfer erhielt nach Abschluss der Restaurierung im Heidelberger Schloss das Ritterkreuz des Ordens Berthold I. und wurde 1905 Ehrendoktor der TH Dresden. In Karlsruhe erinnert an ihn seit 2009 die Carl-Schäfer-Straße.

Katja Förster/Manfred Koch 2014

Werk

Bauten u. a.: Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. 1896-1903, Riegeler Bierablage Schönau 1896/97 und Rheinfelden 1897/98; Restaurierung St. Pierre le jeune protestante in Straßburg 1897-1902, Aufstockung Martins- und Schwabentor Freiburg 1900/01, Häusergruppe Martinstor Freiburg 1900-1902, Vollendung der Domtürme Meißen 1903-1908;
Das deutsche Wohnhaus, 1896-1897; Konstruktion und Formenlehre mittelalterlicher Baukunst, 1897; Die mustergültigen Kirchenbauten des Mittelalters in Deutschland: romanische und gothische Baukunst, Berlin 1901; Der deutsche Holzbau, Karlsruhe 1901/02; Bauornamente der romanischen und gothischen Zeit, Berlin 1903; Von deutscher Kunst. Gesammelte Aufsätze und nachgelassene Schriften, Berlin 1910.

Literatur

Karl Caesar: Karl Schäfer, in: Badische Biographien, Bd. 6, hrsg. von Albert Krieger und Karl Obser, Heidelberg 1935, S. 597-604; Jutta Schuchard: Carl Schäfer (1844–1908). Leben und Werk des Architekten der Neugotik, München 1979 (Materialien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts Bd. 21).