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Großherzogliche Militärschwimmschule


Großherzogliche Militärschwimmschule, Lithographie von P. Wagner, um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XII 280.

Großherzogliche Militärschwimmschule

Beim „Kühlen Krug“

Nachdem in Frankreich, Österreich und Preußen erste Schwimmschulen für das Militär entstanden waren, ordnete auch Großherzog Ludwig von Baden Anfang der 1820er-Jahre die Errichtung solcher Anstalten bei den Garnisonen an. Am Rhein bei Mannheim, wo man auf eine 1819 errichtete private Schwimmanstalt zurückgreifen konnte, eröffnete 1823 die erste und an der Alb bei Karlsruhe Anfang August 1824 die zweite Militärschwimmschule, für deren Planung Militärbaumeister Friedrich Arnold verantwortlich zeichnete. Die Alb hatte zwar nur eine geringe Tiefe, dafür aber betrug das Wasser im Sommer 18-20 Grad Celsius, ließ sich leicht künstlich stauen und war, da nur wenige Orte ihren Lauf tangierten, von guter Qualität.

Das Schwimmbassin wurde im Flussbett der Alb angeordnet. Dazu hatte man die beiden Uferseiten in einer Länge von 90 Metern mit 2,2 Meter hohen hölzernen Bollwerken gefasst und am unteren Ende des 13,2 Meter breiten Bassins eine Stauschleuse angebracht. Die Schleuse diente zugleich als Unterteil einer sechs Meter breiten Brücke, die auch von Fahrzeugen genutzt werden konnte. Außerdem gab es zwei Jochbrücken, eine am oberen Ende und eine in der Mitte des Beckens, auf der auch ein Sprungstock stand. Zur Schwimmanstalt gehörten einige Holzbauten, welche Räume für den Schwimmmeister und den Aufseher, fünf Aus- und Ankleidezimmer, eine Wachstube, ein Schreib- und ein Krankenzimmer und eine Marketenderei enthielten sowie eine Stallung für Offizierspferde.

Die Schwimmschule, welcher der jeweilige Stadtkommandant als Direktor vorstand, war nur im Sommer, von Anfang Juni bis Ende August, geöffnet. Drei Inspektoren – ein Stabsoffizier, ein Hauptmann und ein Leutnant – hatten dem Unterricht beizuwohnen und die Instruktionen zu überwachen. Auch ein Militärarzt musste stets anwesend sein. Das Unterrichtspersonal setzte sich aus dem Schwimmmeister, den von ihm ausgebildeten Unteroffizieren als Instruktoren und einigen Unteroffizieren und Soldaten als Gehilfen zusammen. Der erste Schwimmmeister der Schule, Alexander Millot, hatte bereits 1825 von Oberst Franz von Beust die Erlaubnis erhalten, gegen ein bestimmtes Entgelt auch Zivilpersonen zwischen 5 und 11 Uhr vormittags unterrichten zu dürfen. Für den Sommer 1841 ist überliefert, dass der Schwimmmeister mit 40 Instruktoren und 15 Gehilfen täglich 700-800 Truppenmitgliedern, rund 100 Offiziers- und Soldatensöhnen und ebenso vielen Zivilisten Schwimmstunden erteilte.

Aus Kostengründen hatte man sich 1824 für eine hölzerne Beckenkonstruktion entschieden. Mit der Zeit wurden aber die Verankerungsbalken der Bollwerke morsch, die Erde hinter der Verwandung ausgespült, wodurch Hohlräume entstanden, die wiederum das aus Steinplatten bestehende Trottoir einbrechen ließen. Aufgrund ansteigender Reparaturkosten beauftragte die Regierung im März 1851 Maximilian Becker, seit 1843 Professor für Eisen-, Holz- und Steinbau an der Polytechnischen Schule, mit der Planung eines neuen massiven Schwimmbeckens. Becker sah keinen Grund, an der Form des Bassins etwas zu verändern, sondern ersetzte lediglich die Bollwerke durch Mauern, erneuerte die beiden Verbindungsstege und verbesserte die Schleusenbrücke unter Einführung einer neuen Stauvorrichtung. Der Kostenaufwand betrug insgesamt 12.057 Gulden.

Da neben der körperlichen Ertüchtigung auch die Körperhygiene eine zunehmend wichtigere Rolle spielte, verfügte die Militärschwimmschule spätestens seit 1858 auch über ein Duschbad, bei dem zwischen 1. und 2. Klasse, einmaliger Nutzung oder für die Dauer der Badesaison mit und ohne Benutzung der Schwimmschule unterschieden wurde.

Aufgrund der zunehmenden Verunreinigung des Albwassers durch Abwasser ordnete die Militärverwaltung im Herbst 1905 die Schließung der Schwimmschule an. Erst mit dem im Juni 1915 eröffneten Städtischen Schwimm- und Sonnenbad beim Städtischen Elektrizitätswerk am Rheinhafen, dem heutigen Sonnenbad, verfügten Garnison und Stadtbevölkerung - neben dem mit der Maxaubahn erreichbaren Flussbad am Rhein - wieder über ein Freibad.

Katja Förster 2020

Quellen

Karlsruher Zeitung, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/1790223 (Zugriff am 5. Dezember 2020) vom 24. August 1824; Karlsruher Intelligenz- und Wochenblatt vom 26. Mai 1825; Karlsruher Tagblatt, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 5. Dezember 2020) von 1869-1904; Der Volksfreund, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/3612555 (Zugriff am 5. Dezember 2020) vom 14.10.1914; Commissionsbericht über das Budget des Kriegsministeriums für 1842 und 1843 in der 41. öffentlichen Sitzung vom 1. Februar 1842, in: Verhandlungen der Stände-Versammlung des Großherzogthums Baden im Jahre 1841-42. Enthaltend die Protokolle der zweiten Kammer mit deren Beilagen, von ihr selbst amtlich herausgegeben. Fünftes Beilagenheft, S. 112; Die badische Militär-Verwaltung. Als Handbuch für Offiziere und Kriegsbeamte und als Anleitung zu Vorlesungen für das Kadettenkorps, bearb. von Vollrath Vogelmann, Karlsruhe 1853, S. 233 f.

Literatur

[Maximilian] Becker: Die großherzogliche Militär-Schwimmschule bei Karlsruhe, in: Allgemeine Bauzeitung mit Abbildungen; Österreichische Vierteljahresschrift für den öffentlichen Baudienst, hrsg. von Ludwig von Förster, Wien, 17. Jg., 1852, S. 242-247 sowie Atlas, Blatt 495.