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De:Lexikon:ereig-0203: Unterschied zwischen den Versionen

 
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[[Datei:Ereig-0203____Inflation Beständeübersicht StA Karlsruhe Abb 74_wm.jpg|200px|thumb|left|Karlsruher Notgeld 1922-1923.]]
[[Datei:Ereig-0203____Inflation Beständeübersicht StA Karlsruhe Abb 74_wm.jpg|200px|thumb|left|Karlsruher Notgeld 1922-1923.]]
Anfang des Jahres 1923 hatte Frankreich das Ruhrgebiet besetzt, weil Deutschland mit der Zahlung der im Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen in Verzug geraten war. Daraufhin proklamierte die deutsche Regierung den passiven Widerstand in den besetzten Gebieten, dessen Finanzierung die bereits zuvor schwache Mark rasch ins Bodenlose sinken ließ. Die Banknotenpressen arbeiteten Tag und Nacht und druckten Geldscheine mit immer astronomischeren Beträgen. Neben den offiziellen Banknoten kursierten seit 1918 aber auch die Notgeldscheine der Städte und Großfirmen in Form von Gutscheinen. Die Stadt Karlsruhe hatte erstmals am 16. Oktober 1918 eigene 5-Mark und 20-Mark-Notgeldscheine im Wert von insgesamt 10 Millionen Mark herausgegeben. Nach einer längeren Pause wurden im September 1922 die städtischen Notenpressen wieder in Gang gesetzt: Der Wettlauf mit der Inflation begann, er endete erst mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923, eine Rentenmark entsprach einer Billion Papiermark.<br>
Anfang des Jahres 1923 hatte Frankreich das Ruhrgebiet besetzt, weil Deutschland mit der Zahlung der im Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen in Verzug geraten war. Daraufhin proklamierte die deutsche Regierung den passiven Widerstand in den besetzten Gebieten, dessen Finanzierung die bereits zuvor schwache Mark rasch ins Bodenlose sinken ließ. Die Banknotenpressen arbeiteten Tag und Nacht und druckten Geldscheine mit immer astronomischeren Beträgen. Neben den offiziellen Banknoten kursierten seit 1918 aber auch die Notgeldscheine der Städte und Großfirmen in Form von Gutscheinen. Die Stadt Karlsruhe hatte erstmals am 16. Oktober 1918 eigene 5-Mark- und 20-Mark-Notgeldscheine im Wert von insgesamt 10 Millionen Mark herausgegeben. Nach einer längeren Pause wurden im September 1922 die städtischen Notenpressen wieder in Gang gesetzt: Der Wettlauf mit der Inflation begann, er endete erst mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923, eine Rentenmark entsprach einer Billion Papiermark.<br>
Alle ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918 bis 1923 umfassen einen Gesamtwert von 49.421.019 Billionen Mark. Die graphische Gestaltung des Notgelds hatten die Künstler <lex id="bio-10121">Alfred Kusche</lex> und <lex id="bio-0466">Wilhelm Schnarrenberger</lex> übernommen. Abbildungen von <lex id="top-2626">Ständehaus</lex> und <lex id="ins-10169">Stephanskirche</lex>, <lex id="top-0689">Ettlinger Tor</lex> und <lex id="top-0567">Durlacher Tor</lex>, <lex id="top-2243">Rathaus</lex> und <lex id="top-2219">Pyramide</lex> sowie die bekannte Darstellung <lex id="ereig-10110">"Goldwäscher am Rhein bei Karlsruhe um 1800"</lex> zierten die sehr ansehnlichen, aber dennoch schon bald wieder wertlosen Geldscheine. Heute verwahrt das <lex id="top-2612">Stadtarchiv</lex> Karlsruhe Exemplare aller ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918 bis 1923. Neben der Stadt ließen u. a. auch die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, die Nähmaschinenfabrik Karlsruhe, vorm. Haid & Neu und die Firma Wolff & Sohn eigene Notgeldscheine drucken.<div style="text-align:right;">''br 2012''</div>
Alle ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923 umfassen einen Gesamtwert von 49.421.019 Billionen Mark. Die graphische Gestaltung des Notgelds hatten die Künstler <lex id="bio-10121">Alfred Kusche</lex> und <lex id="bio-0466">Wilhelm Schnarrenberger</lex> übernommen. Abbildungen von <lex id="top-2626">Ständehaus</lex> und <lex id="ins-10169">Stephanskirche</lex>, <lex id="top-0689">Ettlinger Tor</lex> und <lex id="top-0567">Durlacher Tor</lex>, <lex id="top-2243">Rathaus</lex> und <lex id="top-2219">Pyramide</lex> sowie die bekannte Darstellung <lex id="ereig-10110">"Goldwäscher am Rhein bei Karlsruhe um 1800"</lex> zierten die sehr ansehnlichen, aber dennoch schon bald wieder wertlosen Geldscheine. Heute verwahrt das <lex id="top-2612">Stadtarchiv</lex> Karlsruhe Exemplare aller ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923. Neben der Stadt ließen unter anderen auch die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, die Nähmaschinenfabrik Karlsruhe, vormals Haid & Neu und die Firma Wolff & Sohn eigene Notgeldscheine drucken.<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2012''</div>
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==Literatur:==
==Literatur:==
Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptsstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche, Manfred Koch, Heinz Schmitt, Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 398-400.
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Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptsstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945. in: Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche, Manfred Koch, Heinz Schmitt, Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 398-400.

Version vom 8. April 2015, 13:17 Uhr

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Inflation



Anfang des Jahres 1923 hatte Frankreich das Ruhrgebiet besetzt, weil Deutschland mit der Zahlung der im Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen in Verzug geraten war. Daraufhin proklamierte die deutsche Regierung den passiven Widerstand in den besetzten Gebieten, dessen Finanzierung die bereits zuvor schwache Mark rasch ins Bodenlose sinken ließ. Die Banknotenpressen arbeiteten Tag und Nacht und druckten Geldscheine mit immer astronomischeren Beträgen. Neben den offiziellen Banknoten kursierten seit 1918 aber auch die Notgeldscheine der Städte und Großfirmen in Form von Gutscheinen. Die Stadt Karlsruhe hatte erstmals am 16. Oktober 1918 eigene 5-Mark- und 20-Mark-Notgeldscheine im Wert von insgesamt 10 Millionen Mark herausgegeben. Nach einer längeren Pause wurden im September 1922 die städtischen Notenpressen wieder in Gang gesetzt: Der Wettlauf mit der Inflation begann, er endete erst mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923, eine Rentenmark entsprach einer Billion Papiermark.

Alle ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923 umfassen einen Gesamtwert von 49.421.019 Billionen Mark. Die graphische Gestaltung des Notgelds hatten die Künstler Alfred Kusche und Wilhelm Schnarrenberger übernommen. Abbildungen von Ständehaus und Stephanskirche, Ettlinger Tor und Durlacher Tor, Rathaus und Pyramide sowie die bekannte Darstellung "Goldwäscher am Rhein bei Karlsruhe um 1800" zierten die sehr ansehnlichen, aber dennoch schon bald wieder wertlosen Geldscheine. Heute verwahrt das Stadtarchiv Karlsruhe Exemplare aller ausgegebenen städtischen Notgeldscheine aus den Jahren 1918-1923. Neben der Stadt ließen unter anderen auch die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, die Nähmaschinenfabrik Karlsruhe, vormals Haid & Neu und die Firma Wolff & Sohn eigene Notgeldscheine drucken.

Ernst Otto Bräunche 2012



Literatur:

Ernst Otto Bräunche: Residenzstadt, Landeshauptsstadt, Gauhauptstadt. Zwischen Demokratie und Diktatur 1914-1945, in: Susanne Asche, Ernst Otto Bräunche, Manfred Koch, Heinz Schmitt, Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 358-502, S. 398-400.