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De:Lexikon:ins-0063

Möbelfabrik M. Reutlinger & Cie. - Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger



Ehemaliges Gebäude der Möbelfabrik E. und W. Reutlinger, um 1987, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 361.

Die jüdische Familie Reutlinger war seit Gründung von Karlsruhe hier ansässig. Seit 1785 existierte die Möbelhandlung Reutlinger, zuletzt in der Kronenstraße 10. Mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses durch Gustav Ziegler in der Kaiserstr. 167 begann 1886 die Möbelfabrikation der Firma ""M. Reutlinger & Cie., Möbelfabrik". 1899 siedelte Isidor R. die Firma in einem Neubau von Gustav Ziegler im Industriegebiet ==>Westbahnhof an. In der Kaiserstr. 167 blieben repräsentative Verkaufsräume. Nach dem ==>Ersten Weltkrieg übernahmen die beiden Söhne von Isidor R., Ernst Otto (1894-1980) und Karl Walter R. (1891-1968) die Firma. Die ==>"Arisierung" jüdischer Betriebe durch die Nationalsozialisten zwang Ende 1938 zum Verkauf der Firma, den beiden Brüdern gelang 1941 die Emigration in die USA, wo sie in Los Angeles einen kleineren Möbelhandel aufbauten.

Die neuen Inhaber, zwei Nationalsozialisten, nannten den Betrieb "Karlsruher Möbelfabrik Gottlieb Storch & Sohn", nach 1945 firmierte er als "Karlsruher Möbelfabrik Tröndle & Co". 1950 kehrten die Brüder Reutlinger nach K zurück, wo ihnen im gleichen Jahr die frühere Firma zurück erstattet wurde. Sie führten die Firma als "Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger" weiter. Produziert wurden u. a. hochwertige Wohnmöbel, Büroeinrichtungen, ebenso Regal- und Schrankwände. 1970/71 wurde in Schaidt (Landkreis Germersheim) ein Zweigwerk errichtet, wohin die Produktion seit Ende der 1970er-Jahre schrittweise verlagert wurde. Nach dem Tod von Ernst R. verkauften die Erben 1980 das Grundstück Kesslerstraße. Das denkmalgeschützte Maschinenhaus von 1899 blieb stehen, daneben entstand die ==> "Christus-Kathedrale" des Missionswerks "Der Weg zur Freude e.V.". 2003 übernahm die Münchner Fundatio AG die Mehrheit der Geschäftsanteile der K Möbelfabrik E & W Reutlinger GmbH & Co in Schaidt.



Werderplatz

Jürgen Schuhladen-Krämer 2011


Quelle:

StadtAK, verschiedene Bauakten in 1/BOA; GLA: Wiedergutmachungsakten Ernst und Walter Reutlinger.