Menü
Suche

Hermann (Samuel Hersch) Brand


Hermann Brand 1935, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1602.
Hermann Brand um 1940, 8/PBS oIII 1627.

Hermann (Samuel Hersch) Brand

Schauspieler und Regisseur, * 12. Dezember 1898 Rozwadow/Tarnobrzeg, † 11. September 1966 Zürich, jüd., ∞ 1949 Petronella (Nelly) Rademacher, kinderlos.

Im Alter von zwei Jahren kam Brand mit den Eltern im Dezember 1900 aus Galizien nach Karlsruhe, wo die orthodox religiöse Familie anfangs unter sehr ärmlichen Verhältnissen im "Dörfle" lebte. Der Vater betrieb zuerst einen Trödelhandel, danach einen Wäschehandel und ein Ladengeschäft (1918-1925) in der heutigen Brunnenstraße, um dann wieder als Hausierer zu reisen. In Karlsruhe kamen noch zwei Brüder zur Welt (Max Markus, 1902-1940, † KZ Sachsenhausen und Leib Leopold, 1911-1942, † Ghetto Lemberg). Brand verband zeitlebens Religion mit einer nicht deren Konventionen entsprechenden Lebensweise.

Nach dem Besuch der Kant-Oberrealschule und des Humboldt-Realgymnasiums ohne Abschluss begann er mit 15 Jahren eine kaufmännische Lehre. Von Dezember 1916 bis November 1918 lebte er in Amsterdam, wo er seine künstlerische Neigung als Zeichner bei der Zeitung „De Toekomst“ umsetzen konnte. Nach Karlsruhe zurückgekehrt, arbeitete er im väterlichen Geschäft und nahm ab 1920 zudem Schauspielunterricht beim städtischen Konservatorium. Nach einem Volontariat ab 1921 beim Badischen Landestheater wurde Brand dort seit 1923 fest engagiert und 1929 zum Staatsschauspieler ernannt. Er trat in ernsten Charakterrollen ebenso auf wie als Komödiant, tanzte, sang, und wurde zu einem Publikumsliebling nicht zuletzt auch durch Sprachspiel und -witz in der Karlsruher Mundart. 1930 gab er zusammen mit Anton Weber, Karl Hubbuch und Erwin Spuler zwei Ausgaben der Zeitschrift „Zakpo – Monatsschrift für Zeitkunst, Zeitbetrachtung, Satire und Karikatur“ heraus, schrieb Gedichte, Kritiken, zeichnete und karikierte.

1933 wurde der Jude und Sozialdemokrat am Theater zuerst beurlaubt, dann entlassen. Er emigrierte im März 1933 in die Schweiz, seine 1930 erhaltene deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm 1934 aberkannt. Erst ab Herbst 1934 fand Brand wieder eine anfangs wenig gut bezahlte Anstellung beim Städtebundtheater Biel-Solothurn. Anschließend arbeitete er in Luzern (1935-1952) und Zürich (1952-1954) als anerkannter Schauspieler und Regisseur. Hier heiratete er nach 1949 seine langjährige Lebensgefährtin und Kollegin aus Karlsruhe Nelly Rademacher, die 1933 als "Judenfreundin" ebenfalls ihre Kündigung erhielt. 1954 wurde er von Gustav Gründgens für das Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert, wo er seine Autobiographie verfasste. 1961 kehrte er nach Zürich zurück, wo er bis zu seinem Tod am Schauspielhaus wirkte.

1964 erhielt Brand das Bundesverdienstkreuz und wurde zum Ehrenmitglied des Badischen Staatstheaters ernannt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2013

Quellen

StadtAK 6/BZA 2152 und 2147 (Vater Jakob Brand); 1/Schulen 5/B 30; 8/StS 13/392-396; 8/ZGS; GLA 235/2771; 480/6066 (1-2); Israelitisches Gemeindeblatt Ausgabe B, 23. November 1931 und 15. Dezember 1931; Der Israelit, 21. März 1929.

Werk

Die Tournée geht weiter: Ein jüdisches Schauspielerschicksal in Deutschland und der Schweiz 1898-1966, hrsg. von Schmuel Brand und Erhard Roy Wiehn, Konstanz 1990.

Literatur

Badisches Staatstheater Karlsruhe und Generallandesarchiv Karlsruhe (Hg.): Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, Karlsruhe 1982, S. 109 ff.