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Gräfin Marie zu Solms, geborene Doerr


Gräfin Marie zu Solms im Einspänner mit ihrem Kutscher, um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1464.

Gräfin Marie zu Solms, geborene Doerr

Kunstsammlerin, * 29. Dezember 1858 Worms, † 24. März 1930 Karlsruhe, ∞ 24. April 1884 Max Graf zu Solms, kinderlos.

Marie Gräfin zu Solms war die Tochter des Wormser Lederfabrikanten Johann Baptist Doerr und dessen Ehefrau Anna, geborene Reinhart. Die 1840 gegründete Lederfabrik Doerr & Reinhart entwickelte sich in Worms zur zweitgrößten Lederfabrik der Stadt mit zeitweise 3.000 Beschäftigten und Marie wuchs mit zwei Schwestern und ihrem Zwillingsbruder Fritz, der nach dem Tod seines Vaters Mitinhaber der Firma wurde, in einem großbürgerlichen Haushalt auf. Zunächst von Hauslehrern ausgebildet, wurde sie im Alter von 15 Jahren auf das Großherzogliche Institut für Mädchen höherer Stände in Mannheim geschickt, das unter dem Protektorat von Großherzogin Luise von Baden stand, die sie dort kennenlernte. Später besuchte sie noch eine private Lehranstalt für höhere Töchter in Frankfurt, bevor sie im Alter von 18 Jahren in ihr Elternhaus zurückkehrte und fortan ihre Eltern auf Reisen und zu Kuraufenthalten begleitete. Dabei lernte sie 1883 in Baden-Baden ihren späteren Gatten Graf Max zu Solms-Sonnenwalde-Rösa kennen, der sie ein Jahr später in Worms heiratete. Sie begleitete ihren Gatten nun zu seinen unterschiedlichen Einsatzorten als preußischer Offizier in Berlin, Straßburg und Metz. 1894 bezogen der Major a. D. und seine Frau in Karlsruhe eine Wohnung in der Stephanienstraße zwischen dem ehemaligen Wohnhaus des Dichters Joseph Viktor von Scheffel und der Münzstätte. Das kinderlose Ehepaar integrierte sich hier schnell in die höhere Gesellschaft. Marie gehörte nun zu einem Kreis wohltätiger Frauen um die Dichterin Alberta von Freydorf, die gegenüber wohnte und beste Beziehungen zum badischen Hof hatte.

1902 erwarb das Ehepaar das nun nach ihm benannte Haus Solms in der Bismarckstraße als standesgemäßen Adelssitz und richtete es mit Kunstschätzen ein. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dabei die Fächersammlung der Gräfin, die teilweise aus sehr wertvollen, mit Edelsteinen besetzten Stücken bestand. Auf diese Sammelleidenschaft war die Gräfin vielleicht schon durch die 1891 in Karlsruhe veranstaltete Fächerausstellung gestoßen, an der auch der Vorbesitzer von Haus Solms, der Direktor der Kunstgewerbeschule Hermann Götz beteiligt gewesen war.

Graf Solms starb schon 1907 nach kurzer Krankheit. Seine Gattin überlebte ihn um 23 Jahre und wurde auch nach dem Tode ihres Mannes noch bis zum Ende der Monarchie häufig zu Jubiläumsfesten am badischen Hof eingeladen, wie Einladungskarten im Bestand des Stadtarchivs dokumentieren. In der Zeit der Inflation von 1922/23 verlor die Gräfin dann fast ihr gesamtes Vermögen und war gezwungen, ihren zuvor an die Stadt Karlsruhe vermachten Besitz nun doch an diese zu verkaufen. Durch die fortlaufende Geldentwertung konnte sie ihren gewohnten Lebensstil bis zu ihrem Tod dennoch nur mühsam aufrechterhalten. Sie fuhr aber noch in den 1920er-Jahren im Einspänner durch die Stadt und verfügte über Dienerschaft, wie alte Fotos ebenfalls zeigen. Sie fand in der Kleinstadt Trebnitz in Schlesien, die sie zu Kuraufenthalten häufig besucht hatte, neben ihrem Gatten ihre letzte Ruhestätte. Auch zum Vetter ihres verstorbenen Gatten Graf Friedrich zu Solms auf dem Gut in Rösa hatte sie mit Besuchen und brieflich Kontakt gehalten. Ihre Korrespondenz mit ihm, die biographische Angaben über sie und Max enthält, befindet sich heute im Landesarchiv Sachsen-Anhalt.

Peter Pretsch

Quellen

StadtAK 3/B Amtsbücher 41, S. 567/568, 8/Alben 94, 8/ZGS Solms, Marie (Die Fächersammlung der Gräfin Marie zu Solms, BNN vom 12. Februar 1956); Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Gutsarchiv Rösa) H 196 Nr. 1119.

Literatur

Doerr, Johann Baptist, in: Hessische Biografie, https://www.lagis-hessen.de/pnd/1121620205 (Zugriff am 15. April 2021); Aus der Geschichte der Dörfer Rösa und Brösa, Artikel 7: Der letzte Rösaer Graf, http://www.gs-roesa.muldestausee.com/Art7.html (Zugriff am 4. April 2022).