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De:Lexikon:bio-1040

Konrad Taucher, 1905, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 765.

Konrad Johann Taucher

Bildhauer, * 24. Oktober 1873 Nürnberg, † 13. Januar 1950 Karlsruhe, ev., ∞ 1911 Uta Hildebrand, 1 Sohn, 1 Tochter.

Die Grundlagen der Bildhauerei erlernte Konrad Taucher, Sohn eines Gürtlermeisters, 1890-1892 an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, die des Gießverfahrens und der Guss- und Fertigungstechniken 1892-1895 in der Stuttgarter "Kunstgewerblichen Werkstätte/Erzgießerei" von Paul Stotz. Nach der Militärdienstzeit 1895-1897 arbeitete Taucher in der Stuttgarter Bildhauerwerkstatt von Karl Scharrath. 1900-1905 studierte er noch Bildhauerei an der Großherzoglich Badischen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, bereits ab 1901/02 als Meisterschüler von Hermann Volz.

Noch vor Studienende wurde er 1904 von der Stadt Karlsruhe mit dem Brunnen vor der Kleinen Kirche beauftragt, der zu seinen Hauptwerken zählt und den jungen Bildhauer in Baden bekannt gemacht hat. Die Brunnenanlage zeigt bereits jenen für Tauchers Gesamtwerk charakteristischen Stilpluralismus, der sowohl durch das Œuvre einzelner Bildhauer wie Volz, Adolf von Hildebrand und Emil Cauer der Jüngere als auch durch das Stilkonglomerat des späten Historismus und des Jugendstils gespeist wurde.

Die anschließenden Jahre bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 gehörten zu seiner erfolgreichsten Schaffenszeit. 1906 zeigte er auf der Jubiläumsausstellung für Kunst und Kunstgewerbe in Karlsruhe den "Schneckenreiterbrunnen", den der Freiburger Münsterbauverein erwarb und noch im selben Jahr im Colombi-Park aufstellen ließ. Zum 300-jährigen Stadtjubiläum von Mannheim 1907 schuf er im Auftrag des Unternehmers Carl Reiß nach dem Vorbild des Gemäldes von François Gérard das monumentale Marmorstandbild der Großherzogin Stephanie von Baden. Und zum 100-jährigen Stadtjubiläum von Achern 1908 fertigte er eine Brunnenanlage mit dem Hirten vom Mummelsee an.

Neben Brunnenanlagen, Kleinplastiken und keramischen Arbeiten für die Großherzogliche Majolika-Manufaktur erstellte Taucher auch Bauplastiken, darunter für den Karlsruher Hauptbahnhof 1912/13, und Grabplastiken, darunter in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Benno Elkan das Grabmal von Hans Thoma auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.

Der Erste Weltkrieg und die schlechte Auftragslage in der Nachkriegszeit führten zu einem beruflichen Einbruch, von dem sich der Bildhauer nicht mehr erholte. Zwar schuf er zwischen 1921 und 1925 noch drei Kriegerdenkmäler, darunter auch die Gedenkstele auf dem Friedhof in Knielingen von 1923, aber seit 1929 war er auf finanzielle Unterstützung durch den Staat und die Stadt angewiesen. Im Dezember 1944 wurde sein Werkraum im Atelierhaus in der Bismarckstraße durch Brandbomben zerstört. 1948 kaufte die Stadt Karlsruhe für den Stadtgarten den bereits 1909 entstandenen "Steinwerfer". Die Städtische Galerie Karlsruhe besitzt einen Mädchenkopf (1908) und einen Jüngling (1909).

Katja Förster 2016

Literatur

Meinhold Lurz: Taucher, Konrad Johann, Bildhauer, in: Badische Biographien NF, Bd. 3, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 271 f.; Dagmar Wagner: Konrad Taucher (1873-1950) – ein Bildhauer in Baden, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Jg. 30, 1993, S. 88-103; dies.: Studien zum Werk des Bildhauers Konrad Taucher (1873-1950) [Unveröffentlichte Magisterarbeit Univ. Karlsruhe 1991].