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De:Lexikon:bio-1236: Unterschied zwischen den Versionen

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Seine große Begeisterung für Keramik veranlasste Otto Schneider nach dem Abitur 1909, zunächst eine Lehre an der <lex id="ins-0067">Großherzoglichen Majolika-Manufaktur</lex> in Karlsruhe zu absolvieren und anschließend bis 1914 die <lex id="ins-0931">Großherzoglich Badische Kunstgewerbeschule</lex> zu besuchen, an der <lex id="bio-0439">Carl Kornhas</lex> den Fachbereich Keramik leitete. Zuletzt folgte noch eine Ausbildung an der Keramikfachschule in Höhr-Grenzhausen. Nach der Teilnahme am <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> setzte Schneider, der 1912 für ein halbes Jahr als Gehilfe im Pariser Atelier von Auguste Rodin gearbeitet hatte, seine Ausbildung an der <lex id="ins-0906">Badischen Akademie der bildenden Künste</lex> fort, indem er 1919-1921 noch Bildhauerei bei <lex id="bio-0490">Hermann Volz</lex> und <lex id="bio-0470">Georg Schreyögg</lex> studierte.
Seine große Begeisterung für Keramik veranlasste Otto Schneider nach dem Abitur 1909, zunächst eine Lehre an der <lex id="ins-0067">Großherzoglichen Majolika-Manufaktur</lex> in Karlsruhe zu absolvieren und anschließend bis 1914 die <lex id="ins-0931">Großherzoglich Badische Kunstgewerbeschule</lex> zu besuchen, an der <lex id="bio-0439">Carl Kornhas</lex> den Fachbereich Keramik leitete. Zuletzt folgte noch eine Ausbildung an der Keramikfachschule in Höhr-Grenzhausen. Nach der Teilnahme am <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> setzte Schneider, der 1912 für ein halbes Jahr als Gehilfe im Pariser Atelier von Auguste Rodin gearbeitet hatte, seine Ausbildung an der <lex id="ins-0906">Badischen Akademie der bildenden Künste</lex> fort, indem er 1919-1921 noch Bildhauerei bei <lex id="bio-0490">Hermann Volz</lex> und <lex id="bio-0470">Georg Schreyögg</lex> studierte.


In der Deutschen Kunstausstellung von 1922 in Baden-Baden präsentierte er erstmals Plastiken in der Öffentlichkeit, zwei Porträtbüsten und ein "Betender Jüngling", alle in Gips ausgeführt. Gips und insbesondere Keramik waren zeitlebens seine bevorzugten Werkstoffe, Materialien wie Marmor, Granit, Terrakotta oder Bronze fanden nur gelegentlich Anwendung. Porträtbüsten und christliche Themen als Folge seiner Kriegsverletzung bildeten die Schwerpunkte des etwa 360 Arbeiten umfassenden Œuvres. Als Spezialist für Majolika-Technik stellte er für die Majolika-Manufaktur Karlsruhe zahlreiche Klein- und Gebrauchsplastiken sowie Baukeramiken her. So stammen beispielsweise die beiden keramischen Wandbilder "Der verlorene Sohn" und "Der barmherziger Samariter" in der Vorhalle der 1934/35 nach Plänen von <lex id="bio-0191">Otto Bartning</lex> erbauten <lex id="ins-1245">Markuskirche</lex> von seiner Hand.
In der Deutschen Kunstausstellung von 1922 in Baden-Baden präsentierte er erstmals Plastiken in der Öffentlichkeit, zwei Porträtbüsten und ein "Betender Jüngling", alle in Gips ausgeführt. Gips und insbesondere Keramik waren zeitlebens seine bevorzugten Werkstoffe, Materialien wie Marmor, Granit, Terrakotta oder Bronze fanden nur gelegentlich Anwendung. Porträtbüsten und christliche Themen als Folge seiner Kriegsverletzung bildeten die Schwerpunkte des etwa 360 Arbeiten umfassenden Œuvres. Als Spezialist für Majolika-Technik stellte er für die Majolika-Manufaktur Karlsruhe zahlreiche Klein- und Gebrauchsplastiken sowie Baukeramiken her. So stammen beispielsweise die beiden keramischen Wandbilder "Der verlorene Sohn" und "Der barmherziger Samariter" in der Vorhalle der 1934/35 nach Plänen von Otto Bartning erbauten <lex id="ins-1245">Markuskirche</lex> von seiner Hand.


Im Dritten Reich passte sich Schneider der <lex id="ereig-0016">nationalsozialistischen</lex> Kunstdoktrin an und schuf Büsten und Reliefs von <lex id="bio-0043">Adolf Hitler</lex>, NS-Hoheitszeichen und Monumentalkunstwerke, wie das Außenrelief am Luftschutzbunker der <lex id="top-0872">Gartenstadt</lex> von 1942, das einen Frau und Kind beschützenden germanischen Krieger mit Schild und Lanze zeigt. Nach 1945 geriet der Künstler in Karlsruhe in Vergessenheit, der zwischen 1936 und 1940 auch einige Statuen und Keramiken mit christlichen Motiven für auswärtige Kirchen angefertigt hat.
Im Dritten Reich passte sich Schneider der <lex id="ereig-0016">nationalsozialistischen</lex> Kunstdoktrin an und schuf Büsten und Reliefs von <lex id="bio-0043">Adolf Hitler</lex>, NS-Hoheitszeichen und Monumentalkunstwerke, wie das Außenrelief am Luftschutzbunker der <lex id="top-0872">Gartenstadt</lex> von 1942, das einen Frau und Kind beschützenden germanischen Krieger mit Schild und Lanze zeigt. Nach 1945 geriet der Künstler in Karlsruhe in Vergessenheit, der zwischen 1936 und 1940 auch einige Statuen und Keramiken mit christlichen Motiven für auswärtige Kirchen angefertigt hat.

Version vom 2. August 2017, 11:01 Uhr

Otto Gustav Schneider

Bildhauer, Keramiker, * 16. Juli 1890 Karlsruhe, † 9. Juni 1946 Karlsruhe, ev., ∞ 1926 Clara Liselotte Schiller, 2 Söhne.

Seine große Begeisterung für Keramik veranlasste Otto Schneider nach dem Abitur 1909, zunächst eine Lehre an der Großherzoglichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe zu absolvieren und anschließend bis 1914 die Großherzoglich Badische Kunstgewerbeschule zu besuchen, an der Carl Kornhas den Fachbereich Keramik leitete. Zuletzt folgte noch eine Ausbildung an der Keramikfachschule in Höhr-Grenzhausen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg setzte Schneider, der 1912 für ein halbes Jahr als Gehilfe im Pariser Atelier von Auguste Rodin gearbeitet hatte, seine Ausbildung an der Badischen Akademie der bildenden Künste fort, indem er 1919-1921 noch Bildhauerei bei Hermann Volz und Georg Schreyögg studierte.

In der Deutschen Kunstausstellung von 1922 in Baden-Baden präsentierte er erstmals Plastiken in der Öffentlichkeit, zwei Porträtbüsten und ein "Betender Jüngling", alle in Gips ausgeführt. Gips und insbesondere Keramik waren zeitlebens seine bevorzugten Werkstoffe, Materialien wie Marmor, Granit, Terrakotta oder Bronze fanden nur gelegentlich Anwendung. Porträtbüsten und christliche Themen als Folge seiner Kriegsverletzung bildeten die Schwerpunkte des etwa 360 Arbeiten umfassenden Œuvres. Als Spezialist für Majolika-Technik stellte er für die Majolika-Manufaktur Karlsruhe zahlreiche Klein- und Gebrauchsplastiken sowie Baukeramiken her. So stammen beispielsweise die beiden keramischen Wandbilder "Der verlorene Sohn" und "Der barmherziger Samariter" in der Vorhalle der 1934/35 nach Plänen von Otto Bartning erbauten Markuskirche von seiner Hand.

Im Dritten Reich passte sich Schneider der nationalsozialistischen Kunstdoktrin an und schuf Büsten und Reliefs von Adolf Hitler, NS-Hoheitszeichen und Monumentalkunstwerke, wie das Außenrelief am Luftschutzbunker der Gartenstadt von 1942, das einen Frau und Kind beschützenden germanischen Krieger mit Schild und Lanze zeigt. Nach 1945 geriet der Künstler in Karlsruhe in Vergessenheit, der zwischen 1936 und 1940 auch einige Statuen und Keramiken mit christlichen Motiven für auswärtige Kirchen angefertigt hat.

Katja Förster 2016

Literatur

Meinhold Lurz: Schneider, Otto, Bildhauer und Keramiker, in: Badische Biographien NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 243 f.