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De:Lexikon:ereig-0213: Unterschied zwischen den Versionen

 
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=Bücherverbrennung=


Die von den <lex id="ereig-0016">nationalsozialistischen</lex> Machthabern am 10. Mai 1933 reichsweit organisierte Verbrennung der Bücher von Autoren, die aus ideologischen Gründen bekämpft wurden, fand in Karlsruhe noch keine Resonanz. Erst in den vom Führer der Hitlerjugend (HJ) Friedhelm Kemper ausgerufenen zwei "kulturellen Kampfwochen gegen Schmutz und Schund" im Juni führte die HJ eine Sammlungsaktion durch, die am 17. Juni mit einer öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Schlossplatz endete. Verbrannt wurden unter anderem die Bücher von Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Thomas Mann, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und Alfred Kerr. Wegen des andauernden strömenden Regens musste ständig Petroleum nachgegossen werden, die Aktion nahm deshalb für die Nationalsozialisten einen eher kläglichen Verlauf.
==Bücherverbrennung==
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[[Datei:Ereig-0213____Bücherverbrennung 8_Ze_14_DerFührer_18_6_1933_wm.jpg|200px|thumb|left|8/Ze Der Führer, 18. Juni 1933<br>
Bücherverbrennung durch die Hitlerjugend am Vortag.]]
Die von den nationalsozialistischen Machthabern am 10. Mai 1933 reichsweit organisierte Verbrennung der Bücher von Autoren, die aus ideologischen Gründen bekämpft wurden, fand in K noch keine Resonanz. Erst in den vom Führer der <lex id="ereig-10060">Hitlerjugend</lex> (HJ)
Friedhelm Kemper ausgerufenen zwei "kulturellen Kampfwochen gegen Schmutz und Schund" im Juni führte die HJ eine Sammlungsaktion durch, die am 17. Juni mit einer öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Schlossplatz endete. Verbrannt wurden u. a. die Bücher von Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Thomas Mann, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und Alfred Kerr. Wegen des andauernden strömenden Regens musste ständig Petroleum nachgegossen werden, die Aktion nahm deshalb für die Nationalsozialisten einen eher kläglichen Verlauf.
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Auch in der damals noch selbstständigen Nachbarstadt <lex id="top-0558">Durlach</lex> veranstaltete die dortige <lex id="ereig-10060">HJ</lex> auf dem Schlossplatz eine Feier, die mit einem Umzug und der Verbrennung "undeutscher Schriften" endete. Wie im benachbarten K beeinträchtigte der wolkenbruchartige Regen die Veranstaltung, so dass das eigentlich geplante Konzert ausfiel.
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Der ersten "Kampfwoche" folgte nach einer martialischen Rundfunkansprache von Jugendführer Kemper vom 26. bis 30. Juni 1933 die zweite "kulturelle Kampfwoche". Inhalt war die Ehrung der "Heimatdichter und -künstler". Diese wurde in Karlsruhe mit einem groß inszenierten Heimatabend am 30. Juni in der Festhalle ausgeführt. Dabei traten neben Kemper selbst auf als Redner der badische Heimatdichter Heinrich Vierordt (1855-1940), Professor Franz Philipp von der Staatlichen Musikhochschule und Professor Hans Adolf Bühler von der Staatlichen Kunsthochschule.
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Auch in der damals noch selbstständigen Nachbarstadt <lex id="top-0558">Durlach</lex> veranstaltete die dortige HJ auf dem <lex id="top-3147">Schlossplatz</lex> eine Feier, die mit einem Umzug und der Verbrennung "undeutscher Schriften" endete. Wie im benachbarten Karlsruhe beeinträchtigte der wolkenbruchartige Regen die Veranstaltung, so dass das eigentlich geplante Konzert ausfiel.
==Literatur:==
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Ernst Otto Bräunche: Karlsruhe, in: Julius H. Schoeps/Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennung in Deutschland 1933, Hildesheim 2008, S. 499-507.


Der ersten "Kampfwoche" folgte nach einer martialischen Rundfunkansprache von Jugendführer Kemper vom 26. bis 30. Juni 1933 die zweite "kulturelle Kampfwoche". Inhalt war die Ehrung der "Heimatdichter und -künstler". Diese wurde in Karlsruhe mit einem groß inszenierten Heimatabend am 30. Juni in der <lex id="ins-1233">Festhalle</lex> ausgeführt. Dabei traten neben Kemper selbst auf als Redner der badische Heimatdichter <lex id="bio-0302">Heinrich Vierordt</lex> (1855-1945), Professor <lex id="bio-1257">Franz Philipp</lex> von der <lex id="ins-0902">Staatlichen Musikhochschule</lex> und Professor <lex id="bio-0392">Hans Adolf Bühler</lex> von der <lex id="ins-0906">Staatlichen Kunsthochschule</lex>.
[http://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stadtarchiv/buecherverbrennung.de Bücherverbrennung]

Seit dem 17. Juni 2013, dem 80. Jahrestag, erinnert auf dem Schloss­­platz eine Stele an die Bücher­ver­­­bren­­nung.

<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2015''</div>

==Quellen/Literatur==
Ernst Otto Bräunche: Karlsruhe, in: Julius H. Schoeps/Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennung in Deutschland 1933, Hildesheim 2008, S. 499-507; Ernst Otto Bräunche: Die Bücherverbrennung am 17. Juni 1933 auf dem Schloßplatz in Karlsruhe, Vortrag vom 17. Juni 2008, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/buecherverbrennung-1933/vortrag-ueber-die-buecherverbrennung; Bücherverbrennung in Karlsruhe 1933, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/buecherverbrennung-1933; Stele zur Bücherverbrennung in Karlsruhe, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/stele-buecherverbrennung (Zugriff jeweils am 16. September 2022).

Aktuelle Version vom 17. September 2022, 10:34 Uhr


Bücherverbrennung durch die Hitlerjugend, Foto aus: Der Führer vom 18. Juni 1933, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Ze 14.

Bücherverbrennung

Die von den nationalsozialistischen Machthabern am 10. Mai 1933 reichsweit organisierte Verbrennung der Bücher von Autoren, die aus ideologischen Gründen bekämpft wurden, fand in Karlsruhe noch keine Resonanz. Erst in den vom Führer der Hitlerjugend (HJ) Friedhelm Kemper ausgerufenen zwei "kulturellen Kampfwochen gegen Schmutz und Schund" im Juni führte die HJ eine Sammlungsaktion durch, die am 17. Juni mit einer öffentlichen Bücherverbrennung auf dem Schlossplatz endete. Verbrannt wurden unter anderem die Bücher von Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Thomas Mann, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und Alfred Kerr. Wegen des andauernden strömenden Regens musste ständig Petroleum nachgegossen werden, die Aktion nahm deshalb für die Nationalsozialisten einen eher kläglichen Verlauf.

Auch in der damals noch selbstständigen Nachbarstadt Durlach veranstaltete die dortige HJ auf dem Schlossplatz eine Feier, die mit einem Umzug und der Verbrennung "undeutscher Schriften" endete. Wie im benachbarten Karlsruhe beeinträchtigte der wolkenbruchartige Regen die Veranstaltung, so dass das eigentlich geplante Konzert ausfiel.

Der ersten "Kampfwoche" folgte nach einer martialischen Rundfunkansprache von Jugendführer Kemper vom 26. bis 30. Juni 1933 die zweite "kulturelle Kampfwoche". Inhalt war die Ehrung der "Heimatdichter und -künstler". Diese wurde in Karlsruhe mit einem groß inszenierten Heimatabend am 30. Juni in der Festhalle ausgeführt. Dabei traten neben Kemper selbst auf als Redner der badische Heimatdichter Heinrich Vierordt (1855-1945), Professor Franz Philipp von der Staatlichen Musikhochschule und Professor Hans Adolf Bühler von der Staatlichen Kunsthochschule.

Seit dem 17. Juni 2013, dem 80. Jahrestag, erinnert auf dem Schloss­­platz eine Stele an die Bücher­ver­­­bren­­nung.

Ernst Otto Bräunche 2015

Quellen/Literatur

Ernst Otto Bräunche: Karlsruhe, in: Julius H. Schoeps/Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennung in Deutschland 1933, Hildesheim 2008, S. 499-507; Ernst Otto Bräunche: Die Bücherverbrennung am 17. Juni 1933 auf dem Schloßplatz in Karlsruhe, Vortrag vom 17. Juni 2008, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/buecherverbrennung-1933/vortrag-ueber-die-buecherverbrennung; Bücherverbrennung in Karlsruhe 1933, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/buecherverbrennung-1933; Stele zur Bücherverbrennung in Karlsruhe, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/stele-buecherverbrennung (Zugriff jeweils am 16. September 2022).