Menü
Suche

Alfred Mombert


Alfred Mombert 1932, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1454.

Alfred Mombert

Lyriker, * 6. Februar 1872 Karlsruhe, † 8. April 1942 Winterthur/Schweiz, jüd., ledig.

Als Sohn eines Karlsruher Textilunternehmers, der in der damaligen Lange Straße 148 (heute Kaiserstraße 180) eine Hemdenfabrik mit Textilhandlung betrieb, besuchte Mombert das Bismarck-Gymnasium und legte dort 1890 das Abitur ab. Anschließend absolvierte er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst beim Badischen Feldartillerieregiment in Schloss Gottesaue. Das 1891 begonnene Jurastudium in Heidelberg, Leipzig und Berlin schloss er mit den Staatsexamina 1895 und 1899 sowie der Promotion 1897 ab. Nach einem abgelehnten Aufnahmeantrag in den badischen Staatsdienst arbeitete Mombert ab November 1899 als Rechtsanwalt in Heidelberg. 1906 gab er seinen Beruf auf, um sich ganz dem dichterischen Schaffen und seinen Studien der Geographie, Ethnologie, Philosophie, Orientalistik und Religionswissenschaften zu widmen. Mombert unternahm nun Reisen nach Südeuropa, Nordafrika und an das östliche Mittelmeer und als geübter Alpinist auch in hohe Gebirgsregionen.

Seine Lyrik und seine Dramen entziehen sich mit ihrer kosmisch-mythischen Gedankenwelt und der expressiven, von allen Konventionen befreiten Sprache jeder eindeutigen Klassifikation und Zuordnung zu einer Stil- oder Kunstrichtung. Dies führte dazu, dass Mombert es zu keiner größeren Bekanntheit brachte, obgleich eine Reihe seiner Dichtungen vertont wurde und er in literarischen Kreisen durchaus Anerkennung genoss. Das drückte sich auch in der Mitgliedschaft im Kunst- und Kulturrat für Baden seit 1919 und in der Preußischen Akademie der Künste seit 1928 aus. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft schlossen ihn die Nazis jedoch 1933 aus der Akademie aus und verboten 1934 seine Werke. Dennoch blieb Mombert in Deutschland und lebte zurückgezogen in Heidelberg. Er pflegte einen intensiven Briefwechsel mit zahlreichen befreundeten Dichtern, Malern und Komponisten.

Im Oktober 1940 wurde Mombert in das Internierungslager Gurs deportiert, in dem er bis April 1941 blieb. Freunde erwirkten seine Verlegung in das Internierten-Sanatorium Idron-par-Pau. Der Schweizer Mäzen Hans Reinhart erreichte im Oktober 1941 die Einreisegenehmigung für Mombert in die Schweiz, wo der mittlerweile Todkranke die in Gurs fortgesetzte Arbeit am zweiten Teil seines Spätwerks "Sfaira der Alte" vor seinem Tod vollenden konnte. Seine Asche wurde über einem Schweizer Berggipfel ausgestreut.

Seit 1950 befindet sich Momberts Nachlass, vor allem seine etwa 3.730 Titel umfassende Bibliothek in der Badischen Landesbibliothek. In Karlsruhe ist in der Stadthalle auf dem Festplatz ein Saal nach Mombert benannt, eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Kaiserstraße erinnert an ihn und die Mombertstraße wurde 1960 nach ihm benannt.

René Gilbert 2014

Quelle

Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Nachlass Alfred Mombert.

Werk

Dichtungen. Gesamtausgabe in drei Bänden, hrsg. v. E. Herberg, München 1963; Briefe 1893-1942, hrsg. v. B. J. Morse, Darmstadt/Heidelberg 1961.

Literatur

Ulrich Weber: Mombert, Alfred, in: Badische Biographien, NF Bd. I, hrsg. von Fred Sepaintner, Stuttgart 1982, S. 213-215; Rudolf Immig: Alfred Mombert, in: Leonhard Müller/Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1988-1993, Karlsruhe 1994, S. 80-82, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 28. Oktober 2022); Elisabeth Höpker-Herberg: Mombert, Alfred, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 18, Berlin 1997, S. 22 f.; Reiner Haehling von Lanzenauer: Alfred Mombert. Dichter und Jurist, 1872–1942, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, 20 (2001), S. 422-437.