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Kaserne Schloss Gottesaue


Die 1868/69 erbaute Friedrichskaserne, rechts im Hintergrund Wohnhaus mit angeschlossener Badeanstalt, Schloss Gottesaue, um 1895, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 240.

Kaserne Schloss Gottesaue

Die Entwicklung Badens zu einem deutschen Mittelstaat zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlangte neben einer Verwaltungsreform auch die Neuorganisation des Militärs, zumal Napoleon die Bereitstellung eines größeren Kontingents badischer Soldaten forderte. Die 1786 gegründete Badische Artillerie-Kompanie wurde daher zwischen 1805 und 1812 auf vier Kompanien und eine Train-Abteilung vergrößert. Nach den Befreiungskriegen baute Baden die Artillerie weiter aus. Da die Artilleriekaserne an der Ecke Kreuz- und Spitalstraße das bis 1818 auf etwa 340 Soldaten, 160 Pferde sowie zahlreiche Munitionswagen und Lafetten angewachsene Bataillon nicht mehr aufnehmen konnte, stellte Großherzog Karl der Artillerie das Kammergut Gottesaue zur Verfügung, dessen Selbstbewirtschaftung 1815 eingestellt worden war. Ab Frühsommer 1818 bezogen die reitende Artillerie, der Train und die 1815 geschaffene Fußartillerie-Kompanie die circa 20 zu Militärzwecken umgebauten Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Östlich des Schlosses, das als Mannschaftskaserne diente, wurde um 1820 noch eine Hintere bzw. Kleine Kaserne (Römerbau) errichtet. Seit der Verlegung der 4. Kompanie von Mannheim nach Gottesaue 1824 befand sich die gesamte badische Artillerie auf dem einstigen Kammergut.

Als es nach der Badischen Revolution 1848/49 zur Neuordnung des Militärs kam, fasste man 1850 die Artillerie-Abteilungen zum Großherzoglich Badischen Artillerie-Regiment zusammen. Von 1868-1874 wurde die Anlage im Nordosten nach Plänen des Großherzoglichen Militärbaumeisters Jakob Hochstetter um etwa die Hälfte vergrößert. Es entstanden die Friedrichskaserne, ein Offizierskasino, zwei Wohnhäuser, Stallungen, Remisen, eine Reitbahn und eine Lehrschmiede sowie eine neue Toreinfahrt bei der Durlacher Allee.

Durch die mit Preußen 1870 geschlossene Militärkonvention wurden die badischen Truppen als Königlich Preußisches XIV. Armeekorps Teil des deutschen Heers. Das Gros des 1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14 und des Badischen Train-Bataillons verblieb im Kasernement Gottesaue. Da die Militärbauverwaltung seit 1873 in die Zuständigkeit des Deutschen Reiches fiel, übertrug der Reichsmilitärfiskus den Karlsruher Garnisonsbauinspektoren Hermann Hellwich und Georg Jannasch die dringend notwendige Erweiterung der Anlage auf dem nordwestlich verbliebenen Areal. Von 1887-1889 entstanden noch der Reiterbau, eine Reitbahn, Ställe, ein Geschützschuppen mit Wache und Toranlage an der Wolfartsweierer Straße sowie Gebäude für das Korpsbekleidungsamt. Damit war das Kasernement auf circa elf Hektar und rund 50 Bauwerke angewachsen. Von 1899 bis zum Bezug einer eigenen Artilleriekaserne in der Moltkestraße 8 war auch das neu aufgestellte 3. Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 50 in Gottesaue garnisoniert.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages eingerichteten entmilitarisierten Zone gab das Reich die Kaserne Gottesaue an Baden zurück. Badischer Staat und Stadt teilten sich fortan die weitere Nutzung des abgewirtschafteten Areals. Die Stadt richtete über 170 Notwohnungen im Schloss, Friedrichs- und Römerbau, in der Reiterkaserne und den ehemaligen Wohnhäusern ein. 1935 wurde außerdem die Polizei- und Gendarmerieschule auf das Gelände verlegt und ab 1938 dessen Umnutzung zur Polizeikaserne verfolgt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Schloss und mehrere Gebäude weitgehend zerstört. 1951/52 wurde auf dem südwestlichen Teil ein Flüchtlings-Durchgangslager errichtet. Von 1977-1979 errichtete der Badische Gemeinde-Versicherungs-Verband im Nordwesten einen Verwaltungsneubau, dem 1990 und 1995 Erweiterungsbauten mit Einbezug des ehemaligen Reiterbaus folgten. Die südliche Geländehälfte mit dem wiederaufgebauten Renaissanceschloss, einigen Nebengebäuden und Neubauten nutzt heute die Hochschule für Musik Karlsruhe. Das Schloss ist Kulturdenkmal nach § 2 Denkmalschutzgesetz.

Katja Förster 2015

Quelle

Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=00388 (Zugriff am 3. November 2017).

Literatur

Kurt Hochstuhl: Soldaten in Gottesaue, in: Gottesaue. Kloster und Schloß, hrsg. von Peter Rückert, Karlsruhe 1995, S. 94-98; Wilfried Rößling: Baugeschichtliche Daten des Kasernements Gottesaue, in: Gottesaue. Kloster und Schloß, hrsg. von Peter Rückert, Karlsruhe 1995, S. 99-105; 900 Jahre Gottesaue. Spurensuche – Spurensicherung, hrsg. vom Förderverein des Generallandesarchivs, bearb. von Wilfried Rößling, Peter Rückert und Hansmartin Schwarzmaier, Karlsruhe 1994, S. 35-92; Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zus.gestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Maschinenschriftl. Manuskript], S. 26-31, StadtAK 8/StS 11/103.