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Hermann Levi


Hermann Levi, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 927.

Hermann Levi

Dirigent, Komponist, Pianist, * 7. November 1839 Gießen, † 13. Mai 1900 München, jüd., ∞ 1896 Mary Fiedler (Witwe).

Von klein auf zeigte Levi, dessen Vorfahren väterlicherseits seit 14 Generationen Rabbiner waren, eine außerordentliche musikalische Begabung. Daher schickte ihn der Vater mit zwölf Jahren nach Mannheim in die Familie seiner früh verstorbenen Frau, um dort neben der Schule eine musikalische Ausbildung bei Musikdirektor Vincenz Lachner zu absolvieren, der sein wichtigster Förderer wurde. Nach der Oberquinta verließ Levi das Lyzeum, um sich ganz der Musik zu widmen. Von 1855-1858 durchlief er eine Ausbildung am Leipziger Konservatorium. Nach einem mehrmonatigen Paris-Aufenthalt mit zahlreichen Opern- und Konzertbesuchen wurde er 1859-1861 zunächst Musikdirektor in Saarbrücken, dann von Juni bis Oktober 1861 stellvertretender zweiter Kapellmeister am Hof- und Nationaltheater Mannheim und schließlich 1862-1864 erster Kapellmeister an der Deutschen Oper Rotterdam.

Ab August 1864 wurde Levi als Musikdirektor am Hoftheater Karlsruhe engagiert, wobei die ersten neun Monate darüber entscheiden sollten, ob er oder der seit zehn Jahren als Musikdirektor angestellte Wilhelm Kalliwoda erster Dirigent wurde. Theaterdirektor Eduard Devrient löste 1865 die Frage auf diplomatische Weise, indem er beide Musiker zu ersten Kapellmeistern ernannte, Levi aber ein höheres Gehalt und ein Vorrecht bei der Auswahl der Dirigate für Opern und Museumskonzerte zugestand. Sein Debüt als Dirigent gab Levi am 7. August 1864 mit Richard Wagners Lohengrin, der seit 1856 regelmäßig in Karlsruhe gegeben wurde und den er außerdem in Rotterdam bereits dirigiert hatte.

Neben dem klassischen Opern- und Konzertrepertoire setzte sich Levi für die Kompositionen von Johannes Brahms ein, mit dem er seit 1864 in regem Kontakt stand. Am 3. November 1865 führte er mit Brahms am Flügel dessen d-Moll-Klavierkonzert op. 15 auf. Brahmsʼ „Deutsches Requiem“, das 1866 zu großen Teilen in Karlsruhe entstanden war, kam am 9. März 1869 unter Levi sowie am 12. Mai 1869 unter Brahms zur Aufführung. Neben Brahms gehörten auch Clara Schumann, Julius Allgeyer, über den Levi 1865 Anselm Feuerbach kennenlernte, und die Familien von Carl Friedrich Lessing, Adolf Schroedter und Veit Ettlinger zu seinem Freundeskreis.

Als unter dem Nachfolger Devrients, dem Schauspieler Wilhelm Kaiser, die Opernaufführungen zunehmend an Bedeutung verloren, schied Levi 1872 aus dem Hoftheater aus. Im Oktober 1872 übernahm er die Stelle des Generalmusikdirektors und Hofkapellmeisters am Münchner Hof- und Nationaltheater, die er bis zu seiner krankheitsbedingten Pensionierung 1896 innehatte. In dieser Zeit wurde Levi zu Wagners wichtigstem Dirigenten und Verfechter seiner Musik, was letztendlich zum Bruch mit Brahms führte. Das Dirigat der Uraufführung des „Parsifal“ anlässlich der zweiten Bayreuther Festspiele am 26. Juli 1882 übertrug Wagner Levi. Nach Wagners Tod 1883 hatte er auf Wunsch von Cosima Wagner bis 1894 die künstlerische Leitung der Festspiele inne.

Katja Förster 2014

Quellen

GLA 56/348; 57/236.

Literatur

Frithjof Haas: Zwischen Brahms und Wagner. Der Dirigent Hermann Levi, Zürich und Mainz 1995; Friedrich von Weech: Hermann Levi, in: Badische Biographien, Bd. 5, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 521-523 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 23. Dezember 2020); Imogen Fellinger: Levi, Hermann, Neue Deutsche Biographie (NDB), 14 (1985), S. 396 f.